Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
Autoren: K. A. Stone
Vom Netzwerk:
gesehen und sofort gewusst hatte, dass sie auf den Weg zu den Sieben Fichten waren, um unseren Khung zu stören und alle Skriek zu vernichten. Heldenmutig hatte sich Jolandolo mit seinen Gefährten den Trollen entgegengestellt und sie durch seinen todesmutigen Einsatz so sehr geschwächt, dass sie von ihrem ursprünglichen Plan abließen. Später, mit den Wochen, wurden in meinen Gedanken aus den fünf Trollen zwei Dutzend und nur Jolandolo und zwei weitere Skriek hatten sich ihnen entgegengestellt und gekämpft wie die Götter. Jolandolo wurde zu meinem ganz geheimen Helden und ich machte mir heimlich ein neues Stieramulett, dass ich gut verborgen unter meinem Hemd am Körper trug. Dennoch blieb für mich weiterhin die Frage offen, warum die Skriek den Kampf gegen die Trolle verloren hatten. Ich hatte früher schon öfters aus der Ferne Trolle beobachtet. Sie waren etwas größer als Skriek und deutlich breiter gebaut. Ihre Arme reichten beinahe bis zum Boden, sie verfügten über gewaltige Kräfte, waren aber weder besonders schnell, noch sehr schlau. Ihre Körper bedeckte eine dicke, dunkle, rissige Haut, die an zerklüftete Felsen erinnerte und voller Warzen und Narben war. Trolle hatten runde Ohren, breite Augenwülste und lange, gelbe Zähne. Ihr Atem stank faulig. Sie hatten an jedem Fuß nur drei Zehen mit plumpen Krallen, jede Hand endete in vier dicken Fingern. Bewaffnet waren sie meist mit Keulen oder Speeren.
    Aber, und das wusste ich auch, sie waren keine übermächtigen Gegner, selbst wenn sie einem Skriek an reiner Körperkraft überlegen waren. Und eines abends, als ich gerade am Lagerfeuer saß und in die flackernden Flammen sah, kam mir der alles erklärende Gedanke: Ein Holzstab, nur mit schmalen Eisenbändern verstärkt, würde niemals genügen, um einen Troll wirklich ernsthaft zu verletzen. Er reichte aus, um die schwächlichen Nasen und Kniescheiben von Menschen zu zerbrechen, aber ein Troll war zu robust und seine Haut zu dick. Nur scharfes Eisen konnte einen Troll töten, doch darüber hatte Jolandolo nicht verfügt. Und das hatte sein Schicksal besiegelt.
    Es vergingen weitere Tage und wir kamen den Alltanischen Bergen immer näher. Ich hatte wieder meine Übungen aufgenommen, jedoch ohne einen Stab zu verwenden. Doch in meiner Vorstellung hielt ich ihn sehr wohl in meinen Händen. Ich übte offen neben den anderen Skriek und behauptete frech, dass ich mit meinen Bewegungen, die durchaus an einen Tanz erinnerten, für meine Verfehlungen gegenüber Bahluna um Verzeihung bat. Die Skriek glaubten mir, was zu einem Teil auch daran lag, dass ich ruhig und friedlich wirkte.
    Ich fragte mich selbst, warum ich mittlerweile deutlich entspannter war. Lag es an dem Tanz, der mich zu müde machte, um Zorn und Wut zu fühlen? Oder lag es vielleicht daran, dass ich eine diebische Freude daran hatte, alle Skriek aus meiner Sippe zu täuschen? Sie glaubten, ich tanzte zu Ehren Bahlunas, doch in Wirklichkeit vollführte ich Kampfübungen, um Thoranton zu dienen. Welche Ironie!
    Heute meine ich zu wissen, dass mich damals vor allem die Schadenfreude über die getäuschten Skriek so ausgeglichen und friedlich machte.
    Kurz bevor wir das Gebirge erreichten, blieb Mahansata plötzlich stehen und witterte. Sie hatte die empfindlichste Nase von allen. Aufgeregt zeigte sie Richtung Westen und wir folgten ihr. Nach wenigen Minuten erreichten wir eine gepflasterte Straße. Ein großer, hölzerner Planwagen lag im Graben, seine Deichsel war gebrochen. Vorsichtig kamen wir näher und schon bald sahen wir die beiden Menschen. Es waren ein älterer Mann und eine junge Frau von vielleicht achtzehn, neunzehn Jahren. Sie waren beide tot. Die junge Frau hatte sich beim Sturz vom Kutschbock das Genick gebrochen. Der Mann war unter seinem Wagen eingezwängt worden und erstickt.
    »Er war ein fahrender Händler«, sagte meine Mutter. Die anderen Skriek nickten zustimmend und sahen sich suchend um. Währenddessen betrachtete ich fasziniert die tote, junge Frau. Ich hatte schon viele Menschenmänner gesehen, aber sie war die erste Menschenfrau, die ich zu Gesicht bekam. Ihr Kopf stand in einem seltsam verrenkten Winkel vom Körper ab und ihre toten Augen waren weit aufgerissen. Trotzdem gefiel sie mir. Sehr sogar. Mit ihrer blassen Haut und den langen, glatten, braunen Haaren erschien sie mir viel hübscher als die geschuppten, haarlosen Skriekfrauen. Gerne hätte ich sie berührt. Überrascht von meinen Gefühlen wandte ich mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher