Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
kriegerischen Frauen in der riesigen Burg Ontron lebt. Die Burg hat ihren Namen von On, dem gewaltig langen und breiten Fluss, der Amazonien durchfließt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mich einmal vor vielen Jahren mahamsanazu befallen hat und ich über Schnee und Felsen geklettert bin, um den Kampf von drei Amazonen mit einem Troll beobachten zu können. Eine Kriegerin ist bei dem Kampf gestorben, doch die beiden anderen Frauen haben den Troll in Stücke gehackt. Sie sind tapfere Kämpferinnen. Mir fallen Geschichten über die Amazonen ein, die ich abends an den Lagerfeuern gehört habe, als ich noch klein war. Die Amazonen verehren eine Spinnengöttin namens Ama und sollen magische Getränke zu sich nehmen, die sie stärker als jeden Menschenmann machen. Ich hätte Kathinka gerne über die Amazonen befragt, um mehr über die kriegerischen Frauen und ihr Land zu erfahren, aber ich halte meinen Mund und sage kein Wort. Ich habe meinen Stolz. Diese Frau hat mich zutiefst beleidigt. In ihren Augen bin ich weniger wert als ein Tier. Das hat sie gesagt; und dafür verabscheue ich sie. Es mag ja schon sein, dass sie derzeit nur eine Zauberschülerin ist und noch eine lange Zeit der Lehre vor sich hat, aber dennoch sie hat für mich ganz grundsätzlich einfach zu wenig Erhabenes an sich. Sie wirkt nur wütend und aggressiv. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jemals in den Rat der Zauberer aufgenommen wird. Erik Anfohrrnus ist da von ganz anderer Wesensart. Er strahlt Macht aus. Und auch Güte und Verständnis.
Ich mag keine Zauberer, da sie die Skriek nicht vor Verfolgung und Qualen beschützen, aber vor Erik habe ich Respekt. Er hat mich nicht schlecht behandelt. In seinen Augen habe ich keine Abscheu und keinen Ekel gelesen, wenn er mich angesehen und mit mir gesprochen hat. Bei Kathinka ist das ganz anders. Sie ist voller Vorurteile und Hass. Ich denke erneut daran, wie sie mich gestern Abend angefaucht hat. Dabei hat sie unter anderem auch gesagt, dass nie mehr wieder ein sie Mann berühren wird. Es ist nicht schwer zu erraten, was die Zauberschülerin mit ihren Worten gemeint hat. Ein Mann, vielleicht auch mehrere Männer, haben ihr Gewalt angetan und sie gedemütigt. Höchstwahrscheinlich waren es ostalische Soldaten oder bezahlte Söldner in Angrias Diensten. Der Krieg gibt solchen Männern viele Möglichkeiten, ihre dunklen Triebe auszuleben. Kathinka hat wohl Qualvolles erdulden und ertragen müssen. Und deswegen, so glaube ich, hasst sie alle Ostalier. Vor allem aber den Verursacher all dieser Kriege und des damit einhergehenden Leides: König Angrias. Natürlich weiß ich nicht, ob das, was ich über Kathinka denke, tatsächlich stimmt. Aber meine skriekischen Instinkte sagen mir, dass ich recht habe. Ich spüre in mich hinein, ob mir Kathinka leid tut, aber ich fühle nur Empörung über ihre gehässigen Worte mir gegenüber. Ich schlage kurz meine metallenen Armbänder aneinander, dann zische ich drei Mal Thurantuhs Namen. Augenblicklich spüre ich die Nähe meines Gottes. Das klärt mein Denken und ich erkenne die Schwächen der Zauberschülerin noch deutlicher. Kathinka kann nicht unterscheiden, sie ist durch ihren Hass unfähig zu differenzieren. Ostalische Soldaten haben ihr anscheinend großen Schmerz zugefügt, aber ich bin nicht wie diese Schergen Angrias. Ich habe Ehre und diene meinem Kriegsgott. Niemals würde ich einer Frau Gewalt antun. Doch das sieht Kathinka in ihrer Wut nicht. Sie hält mich für ein primitives Tier und kann meine Seele nicht erkennen. Daher ist sie in meinen Augen eine einfältige Menschenfrau. Ich wäre gerne ihr Freund gewesen. Aber jetzt bin ich zu ihrem Feind geworden. Nur der geschworene Eid bindet mich und ich werde ihr daher kein Leid zufügen. Noch nicht!
Ich werde mich auch nicht, so wie Kathinka es tut, im Schmerz verrennen und blind für die Wahrheit werden. Nein, ich werde kalt bleiben, distanziert und abwartend, so wie es sich für einen Diener Thurantuhs geziemt. Und dann, wenn der rechte Augenblick gekommen ist, werde ich Rache nehmen.
Meine Gedanken wandern von Kathinka zu Romaldo. Ich betrachte eine Weile den Prinzen. Er reitet elegant und geschmeidig. Doch sein Kinn ist angespannt und ein drohendes Funkeln liegt in seinen grauen Augen. Er erzählt Kathinka nicht mehr ausschweifende Geschichten über seine Heldentaten. Seit die Zauberschülerin von Erik das Kommando übertragen bekommen hat, gibt der Prinz sich wortkarg und mürrisch. Nur
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