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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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wenn ihn Kathinka direkt anspricht, was selten genug vorkommt, gibt er sich einigermaßen höflich. Dann zeigt er kurz sein verlogenes Grinsen und seine strahlendweißen Zähne. Und er nennt die Zauberschülerin seit neuestem »Lady«. Doch dieses »Lady« sagt er so akzentuiert und langgezogen, dass es wie blanker Hohn klingt. Kathinka Ebensa reagiert darauf aber nicht. Sie bleibt ihm gegenüber gelassen zurückhaltend und tut so, als ob sie die versteckten Beleidigungen nicht hören würde.
    Mir ist das mittlerweile egal. Sollen Romaldo und Kathinka doch ihre Spielchen spielen und mit kleinen verbalen Spitzen und falscher Freundlichkeit ihren Kleinkrieg austragen. So gibt es, wenn ich die beiden belausche und beobachte, wenigstens etwas Unterhaltung auf meiner Reise zu den Amazonen. Ansonsten ist alles düster und grau für mich, da mag die Sonne noch so hell vom Himmel scheinen. Romaldo hält mich ebenso wie Kathinka für ein primitives, wildes Tier. Ich kann seine Verachtung mir gegenüber beinahe körperlich spüren und weiß ganz genau, dass er mir gerne ins Gesicht spucken und mich langsam mit seinem Rapier aufspießen würde. Niemand sieht, dass ich eine Seele habe. Mag sie auch nicht so groß sein, wie die der Skriek, so ist sie doch mindestens so rein und gut wie die eines Menschen. Doch das wollen meine Gefährten nicht wahr haben. Und daher werde ich, wenn alles vorbei ist und ich meinen Eid erfüllt habe, Romaldo und Kathinka töten. Langsam und qualvoll. Wahrscheinlich werde ich Knut ebenfalls töten, auch wenn er durch keine Geste erkennen lässt, dass er mich verachtet. Er ist stets gleichbleibend ruhig und stoisch.
    Die Sonne wandert zwei, drei fingerbreit weiter und ich überlege mir immer noch die unterschiedlichsten Tötungsarten für meine Gefährten. Da zügelt Kathinka ihre braune Stute und steigt ab. Sie geht ein paar Schritte mit dem Pferd und bindet es mit den Zügeln an einen Ast.
    »Wir rasten«, sagt sie und wirft mir ihren leeren Wasserschlauch zu. »Skriek, geh zum Fluss und hol Wasser.«
    Der Schlauch fällt neben mir zu Boden. Ich rühre mich nicht und sage auch kein Wort.
    »Hol Wasser!«, befiehlt sie.
    »Hol es dir doch selber«, knurre ich und setzte mich in den Schatten einer großen Blutbuche.
    Kathinka tritt zu mir. »Echsenmann, erinnerst du dich noch an Eriks Worte?«
    »Klar und deutlich.«
    »Du hast mir zu gehorchen.«
    »Ich folge deinem Weg, Frau. Aber ich bin nicht dein Diener.«
    Sie starrt mich eine Weile an. »Na schön«, sagt sie schließlich, dreht sich von mir weg und wendet sich an Romaldo. »Prinz, würdest du meinen Wasserschlauch auffüllen?«
    »Mit dem größten Vergnügen, Lady Kathinka.« Sein »Lady« ist so gedehnt und langgezogen, dass es wie eine obszöne Anspielung klingt. Er hebt den Wasserschlauch auf und wirft ihn Knut zu. »Auffüllen«, sagt er.
    »Grumpf«, brummt Knut, dann nimmt er Kathinkas, Romaldos und auch seinen eigenen Wasserschlauch und macht sich auf den Weg zum nahen Fluss.
    Kathinka wird weiß um die Nase und eine Ader an ihrem Hals pocht vor unterdrückter Wut.
    Das freut mich, doch ich lasse mir nichts anmerken. Mein Gesicht bleibt starr und ausdruckslos. Nach einer Weile stehe ich auf und folge Knut zum Wasser. Auch mein Schlauch muss aufgefüllt werden und niemand aus unserer Gruppe würde das für mich übernehmen.
    Knut kniet am Ufer und befüllt bereits den zweiten Schlauch.
    Ich setze mich zu ihm. »Kennst du Kathinka schon lange?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf und zeigt mir drei seiner ungewöhnlich dicken Finger.
    »Erst seit drei Wochen?«, rate ich.
    Er schüttelt den Kopf.
    »Seit drei Tagen?«
    Knut nickt.
    Ich betrachte seinen kahlen Schädel, seinen struppigen schwarzen Vollbart und seine riesigen, fleischigen Ohren. Er ist hässlich, vielleicht sogar noch hässlicher als ich.
    »Und du bist tatsächlich Romaldos Zwillingsbruder?«
    Er nickt zwei Mal.
    Ich fülle meinen Schlauch. »Was hat dich so verändert? Magie?«
    Er nickt und ahmt mit seiner Hand die Geste des Trinkens nach.
    »Du hast Zaubertränke bekommen?«, vermute ich.
    Er nickt erneut.
    Mein Schlauch ist gefüllt. Ich stehe auf.
    »Knut«, sage ich und meine Stimme klingt kratzig. »Ich weiß, dass mich Kathinka und Romaldo verabscheuen. Verabscheust du mich auch?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Oder bin ich dir einfach nur egal?«
    Er nickt.
    Ich gehe zurück zu den Pferden. Ja, ich werde auch Knut töten.
     
    Es ist Nacht und wir sitzen um

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