Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
König Edwin die Amazonen, weil sie in seinen Überlegungen eine Rolle spielen. Sie sind sein Schutzschild gegen Angrias. Aber damals, als wir seinen Schutz benötigten, tat er keinen Handgriff. Er ließ uns, er ließ Harba, im Stich.«
»Grumpf.« Knut ist böse. Das ist deutlich zu hören.
»König Edwin hat zwei Söhne. Baldwin und Logwin. Wir boten unsere einzige Schwester, die wunderschöne Esmalda, dem Königreich Salur als Braut an. Wir hofften durch eine Heirat, die Unterstützung von Edwin und seinen salurischen Armeen zu erhalten.« Romaldo knirscht voller Wut mit den Zähnen. »König Edwin lehnte ab. Er wollte nicht, dass einer seiner Söhne unsere Schwester heiratet.« Romaldo spuckt in den Regen. »Unsere Ehre, die Ehre von ganz Harba, war zutiefst verletzt!« Obwohl Romaldo leise spricht, überschlägt sich seine Stimme fast vor Ingrimm. »Und dann kam der Krieg. Harba stand allein und wir wurden in wenigen Tagen überrollt. Angrias Legionen fegten durch unser geliebtes Land. Sie zerstörten alles. Und sie töteten. Unseren Vater. All unsere Brüder. Und auch unsere geliebte Schwester ist tot. Erschlagen von den ostalischen Schergen.«
»Ihr wollt König Angrias töten«, stelle ich fest, »weil er euer Land erobert und eure Familie ermordet hat.«
»So ist es«, bestätigt Romaldo.
»Grumpf«, fügt Knut hinzu. »Grumpf.«
»Ja, mein Bruder, zuerst stirbt König Angrias. Und dann ist König Edwin an der Reihe.«
»Ihr wollt König Edwin auch töten?« Ich kann nicht glauben, was ich da höre.
»König Edwin hat uns zutiefst beleidigt, indem er unsere Schwester zurückwies. Es ist eine Frage der Ehre. Wir Harbaner sind ein stolzes Volk.«
»Grumpf! Grumpf!«
»So soll es sein«, sagt Romaldo. »Zuerst bricht Knut mit seinem Streitkolben König Edwin die Arme und Beine. Dann schneide ich Edwins feiges, kleines Königsherz mit meinem Rapier in Streifen.«
18
Über Nacht hat es zu regnen aufgehört. Der Himmel ist wieder klar, die Sonne scheint und ihre Strahlen glitzern auf den grauen Felsen und in den Wasserpfützen ringsum. Wir sitzen vor der Höhle und essen Brot und Hartwurst. Unsere Kleider sind über Nacht getrocknet. Der Ausblick, der sich uns bietet, ist atemberaubend schön. Wir können mehrere schneebedeckte Gipfel des Punzinischen Gebirges sehen. Ein Geruch nach Tannennadeln, Kiefern und Frühling liegt in der Luft. Alles scheint so friedlich. Es ist kaum vorstellbar, dass rund um uns Krieg herrscht. Und doch ist es so.
Ich richte meinen Rückenschild, betrachte meine metallenen Armbänder und denke an Thurantuh. Wann kommt der nächste Kampf?
Sincha hält ihre Krummsäbel in den Händen, stellt sich neben Kathinka und nickt ihr zu. Romaldo steht in der Nähe und entfernt penibel ein paar Stäubchen von seiner Kleidung. Die Amazone betrachtet ihn eine Weile abschätzig, schließlich richtet sie das Wort an Kathinka. »Ich bin froh, eine Zauberin bei mir zu haben«, sagt sie. »Im Zwergenreich sind wir sicher, aber auf unserem Weg nach Yestshire können viele Gefahren lauern. Trolle und Kobolde, marodierende Soldaten und Gnome. Da ist es gut, jemanden mit Zauberkraft dabei zu haben. Waffen allein können uns nicht ausreichend beschützen.« Sincha wirft Romaldo einen kurzen, herausfordernden Blick zu. Der Prinz aus Harba zieht an einem Bartstrang und wirkt verärgert. Will ihn Sincha Ankonski mit ihren Worten provozieren, seine Stärke als Krieger in Frage stellen? Oder geht es ihr wirklich nur um Kathinka und ihre Magie und sie nutzt lediglich die Gelegenheit, Romaldo in seine Schranken zu weisen?
Kathinka scheint von dem kleinen Geplänkel zwischen der Amazone und Romaldo gar nichts mitzubekommen. Sie streicht ein wenig nervös ihr Haar zurück. »Ich bin keine Zauberin, Sincha. Nur eine Schülerin.« Sie blinzelt in die Sonne. »Meine magische Kampfkraft ist sehr gering.«
»Du bist zu bescheiden«, sagt die Amazone. »Das würde manch anderem gut anstehen.« Sie wirft Romaldo einen weiteren Blick zu. Er lächelt verschlagen zurück, lässt sich aber sonst nicht viel anmerken. Romaldo ist wohl zu klug, um sich von der Amazone und ihren Andeutungen provozieren zu lassen, auch wenn es ihm schwer fällt, völlig ruhig zu bleiben. Sein linkes Augenlid zuckt immer wieder. Mittlerweile kenne ich ihn so gut, dass ich weiß, dass das bei ihm zumindest ein Zeichen von Anspannung ist.
Kathinka spricht sehr leise. »Sincha, meine Magie ist nicht für den Kampf geeignet. Hat Erik
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