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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. A. Stone
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verstehe.
    Romaldo grinst hämisch und stößt seinen Bruder in die Seite.
    »Was gibt es zu lachen, Prinz aus Harba?«, fragt Sincha gefährlich leise.
    Romaldo schiebt sehr langsam, sehr bedächtig seinen Hut aus der Stirn.
    Ich betrachte ihn von der Seite. Trotz des Regens und der mühsamen Kletterei wirkt er im Vergleich zu uns anderen ungewöhnlich adrett und ordentlich. Selbst seine Stiefel hat er, während wir anderen noch gegessen haben, geputzt. Unwillkürlich muss ich an sein Gespräch mit seinem Bruder denken, dass ich gestern belauscht habe. Mir ist erst ihm nachhinein aufgefallen, dass Romaldo sinngemäß zu Knut gesagt hat, dass er sich wegen Kathinka Sorgen macht, es aber nicht die Aufgabe der Zwillinge sei, ihr zu helfen. Auch Zauberer Erik Anfohrrnus hat ihnen davon abgeraten. Seit diesem belauschtem Gespräch sehe ich Romaldo ein wenig anders. Er nennt Sincha »Mylady« und Kathinka »Lady« und hört sich bei beiden oft höhnisch an. Doch es gibt, wenn man gut aufpasst, Unterschiede in seinen Gesten und seiner Betonung. Romaldo kann die Heerführerin der Amazonen eindeutig nicht leiden, vielleicht hasst er sie sogar. Sie ist ihm zu hart. Zu bestimmend. Zu selbstsicher. Sein »Mylady« ist voller Spott und Verachtung. Zu Kathinka sagt er zwar auch »Lady«, aber es klingt neutraler. Nicht so abwertend. Und heute ist mir ein, zwei Mal aufgefallen, dass er Kathinka, wenn er sich unbeobachtet fühlt, mitleidige Blicke zuwirft. Weiß er etwas, das ich nicht weiß? Wo sind er und sein Bruder überhaupt in jener Nacht gewesen, als ich von Anninka in mein Zimmer zurückgekommen bin und Kathinka nebenan geweint hat? Wenn ich es recht bedenke, und das fällt mir erst jetzt auf, verhält sich Romaldo seit jener Nacht anders zu Kathinka. Vorsichtiger. Behutsamer. Erneut überlege ich, was er weiß, das ich nicht weiß.
    »Ich fragte, was es zu lachen gibt«, klingt erneut Sinchas Stimme aggressiv und herausfordernd durch die Höhle.
    Romaldo nimmt den Hut endlich ganz ab und bequemt sich zu einer Antwort. »Ihr kriegerischen Amazonen seid unfruchtbar.« Er ist voll Spott. »Das amüsiert mich.«
    »Warum?«, knarrt Sincha.
    »Nun«, er streicht aufreizend durch sein geöltes Haar, »ich war mir nie sicher, ob Amazonen richtige Frauen sind.«
    »Was willst du damit sagen?« Sinchas grüne Augen verengen sich.
    »Nichts, Mylady.« Romaldo wedelt lässig mit der Hand. Er will damit wohl andeuten, dass es für ihn keine Rolle spielt, was die Amazonen tun oder denken. Doch dann kann er es doch nicht lassen. Ein mutwilliges Funkeln tritt in seine Augen. »Verspürt ihr Kriegerinnen nicht mehr die fleischliche Lust, wenn ihr euren magischen Tee getrunken habt, Mylady Sincha?«
    Die Amazonen murren. Einige starren ihn feindselig an. Romaldo hat wirklich ein Talent, sich bei den Kriegerinnen unbeliebt zu machen.
    »Wir haben unseren eigenen Kodex, harbaischer Prinz.« Sincha klingt wütend, nur mühsam beherrscht. »Unsere Lust geht dich nichts an.« Sie spuckt aus. »Und für aufgeputzte Schönlinge haben wir  Amazonen noch nie etwas übrig gehabt.«
    »Dann bin ich je beruhigt, Mylady«, gibt Romaldo ungerührt zurück.
    Knut schnauft ein kehliges »Grumpf«. Für mich klingt es so, als ob er ein wenig enttäuscht wäre.
    In diesem Moment erwacht Kathinka aus ihrer Empathie und hebt ihren Kopf von meiner Schulter. »Dann können die Kriegerinnen der Amazonen keine Kinder bekommen?«, fragt sie.
    »Die magischen Tränke erhalten unsere Körper jung«, erklärt Sincha Ankonski und klingt deutlich weniger aggressiv, da sie jetzt zu Kathinka spricht und so den arroganten Romaldo weitgehend ignorieren kann. »Wenn wir das vierzigste Lebensjahr erreichen und aus dem Armeedienst entlassen werden, sind unsere Körper dank Amas Macht erst dreißig Jahre alt. Wir bekommen von unserer Königin für die lange Dienstzeit als Kriegerin einen Abfindungssold, der es uns ermöglicht, einer neuen Tätigkeit nachzugehen. Wir können ein Geschäft aufmachen, eine Schenke eröffnen, einen Bauernhof kaufen und uns einen Mann erwählen.« Sincha blickt in Kathinkas müdes Gesicht. »Da wir nach dem Armeedienst die Tränke nicht mehr zu uns nehmen, werden wir wieder fruchtbar.«
    »Eure Göttin Ama scheint alles sehr klug geregelt zu haben«, meint Kathinka. Sie senkt den Kopf und betrachtet sinnend die eingebrannte Spinne auf ihrem linken Unterarm, sagt aber kein weiteres Wort.
    Romaldo steht auf, gibt sich gelangweilt, ignoriert die

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