Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
Schmerz auslösen und meist in den Wahnsinn führen. Stetige Wassertropfen, feine Nadeln in der Haut bis auf die Knochen, die immer wieder erhitzt werden, schwache Säuren auf empfindliche Stellen und dergleichen.
Das wiederum erwies sich als wesentlich besser geeignet.
Doch immer, wenn der Geist endlich geschwächt war und wir die Tränke einsetzten – starben uns die verdammten Bergmaden!
Ich bin der festen Überzeugung, dass sie sich selbst richten, indem sie beschließen, lieber zu verenden als uns zu folgen.
Ihr Gott, dieser Vraccas, scheint doch mächtig zu sein, wenn er solche starrköpfigen und zähen Wesen erschaffen konnte.
Doch wir finden einen Weg!
Ich denke, man müsste die Substanzen dauerhaft in sie einbringen.
Vielleicht als Paste und in Form einer Tätowierung?
Iuwâna wird sich etwas einfallen lassen …
Tark Draan (Geborgenes Land), nordwestlich von Dsôn Bhará, 5434. Teil der Unendlichkeit (6310. Sonnenzyklus), Frühling
Firûsha ritt den Steilhang hinauf auf die Stadt Güldenwand zu, die sich zwischen den Berghängen erhob und sich Reisenden als Nachtlager anbot.
Hinter ihr folgten ein Dutzend Veteranenkriegerinnen und -krieger, die sie weniger zu ihrem Schutz, sondern eher als standesgemäße Eskorte mitgenommen hatte. Auf ihren Nachtmahren und mit den Speeren, an denen die Wimpel mit den Abzeichen der Dsôn Aklán flatterten, machten sie auf jeden Eindruck, der ihnen begegnete.
»Wir sehen uns um und halten uns vorerst zurück. Geht nicht auf mögliche Herausforderungen der Barbaren ein«, befahl Firûsha mit leicht nach hinten gewandtem Kopf. Sie trug unter einem offenen weißen Pelzmantel die herrlich gearbeitete, geschmückte Rüstung, die ihr Tungdil Goldhand geschmiedet hatte, mit den Wurfscheiben und der Verstärkung über dem Rückgrat. Das schwarze Eisenkleid unterstrich ihre Anmut und die Grazie, welche der Albin innewohnten, und ließ sie gleichzeitig bedrohlich erscheinen.
Die Zugbrücke und das Eingangstor rückten näher, die Wachen hatten die Albae bemerkt. Die glutäugigen Nachtmahre und die Banner ließen keinerlei Zweifel zu, wer Einlass begehrte.
Firûsha war nicht angespannt, doch wachsam.
Das Land, auf dem sie sich bewegten, gehörte einst zum Barbarenreich Gauragar, doch die Machtverhältnisse hatten sich im letzten Teil der Unendlichkeit gravierend geändert, und das vor allem auf Kosten der Barbarenkönige.
Güldenwand unterlag der Rechtsprechung Dsôn Bharás, doch auch der Kordrion hatte die Mauern bereits mehrfach überflogen, wie Firûsha zu Ohren gekommen war. Entweder geschah dies durch Zufall oder etwas in der Stadt erweckte seine Aufmerksamkeit. Das wollte die Albin ergründen. Ihre Brüder wussten davon nichts.
Sie ritten über die Zugbrücke, vorbei an den Gardisten, die ihre Häupter beugten, und durch den Festungsturm auf den kleinen Vorhof, der wiederum von einer Mauer umschlossen war. Er bildete eine Schleuse, in der verdächtige Reisende zum Abwarten gezwungen werden konnten, ehe sich das zweite Eisengatter hob und sie in die Stadt gelassen wurden.
Der Eingang nach Güldenwand blieb zwar geöffnet, doch sie wurden bereits von einem Gerüsteten erwartet, dessen Abzeichen ihn als Hauptmann auswiesen. Er verneigte sich ebenfalls, die langen, hellen Haare rutschten auf seine Brust.
»Ich grüße die Dsôn Aklán mit Ehrfurcht«, empfing er sie. »Mein Name ist Trowain Großmann. Es sei Euch versichert, dass Güldenwand und seine Bewohner alles tun werden, um Euch den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.«
Firûsha lächelte ihm kalt zu und richtete den Blick ihrer blauen Augen auf ihn. Da die Sonne schien, war das Weiß darin in tiefes Schwarz gewandelt, was ihrem Volk eine zusätzlich einschüchternde Wirkung verlieh. »Das ist freundlich von dir. Ich nehme an, dass es auch so etwas wie einen Bürgermeister gibt?«
»Natürlich, Dsôn Aklán, doch Haugar Jungar liegt krank danieder. Es ist etwas Ansteckendes, und so rate ich von einem Besuch ab.« Trowain hielt den Blick weiterhin gesenkt. »Die Geschäfte teilen sich bis zu seiner Genesung Magistrat Gebert Münzler und ich.«
»Dann führe uns in eine Unterkunft, die du für würdig genug hältst, und du wirst umgehend spüren, ob wir deine Einschätzung teilen.« Firûsha ließ den Nachtmahr langsam vorwärtsgehen.
Trowain schritt neben ihr her, hielt aber Abstand zum Maul des Hengstes mit den scharfen Zähnen. »Was bringt Euch nach Güldenwand, wenn ich fragen
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