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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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darf?«
    »Womöglich die Aussicht«, erwiderte sie, während sie sich durch die Gassen bewegten.
    Die Menschen wichen ihnen in Hauseingänge oder zwischen die Auslagen der Stände aus, die aufgebaut waren. Keines der steinernen Gebäude erhob sich höher als sechs Schritt, um den Winden und Böen nicht zu viel Angriffsfläche zu bieten. Die Dacheindeckungen waren aus Schiefer- und Holzschindeln, auf die kleinere Balken gelegt waren, um zusätzlichen Halt zu geben. Einfallslos. Trostlos. Hier können nur bedrückte Gemüter gedeihen.
    »Die Aussicht?«, wiederholte Trowain und musste lachen. »Die Aussicht auf was , Dsôn Aklán? Denn die Gipfel rings um Güldenwand könnt Ihr nicht gemeint haben. Soweit ich weiß, mögen Albae die Gebirge nicht sonderlich.«
    Firûsha fand ihn erfrischend gelöst in ihrer Gegenwart, ohne dass er unverschämt wurde. Und er ist neugierig. »Die Aussicht auf neue Erkenntnisse, Hauptmann«, präzisierte sie. »Mir kam zu Ohren, dass der Kordrion öfter am Himmel zu sehen war?«
    »Das entspricht der Wahrheit, Dsôn Aklán.«
    »Und? Welchen Grund hätte er dazu? Ich dachte, er lebt dort, wo sich die Unterirdischen vom Stamm der Fünften aufhalten.« Sie schob ihren Nachtmahr schräg vor Trowain, sodass der Hauptmann stehen bleiben musste. »Was existiert innerhalb der Mauern, dass dieses Monstrum den Flug nicht scheut?«
    »Wenn wir es wüssten, Dsôn Aklán«, erwiderte er und hielt ihrem Blick ernst, doch ohne Furcht stand, »würden wir es ohne zu zögern entfernen. Es ist eine Sache, Tribut an Euch zu zahlen, aber von einem Wesen bedroht zu werden, das zerstörerischer als ein Drache zu sein vermag, das ist eine andere.«
    »Sieh an! Du hältst uns demnach für weniger zerstörerisch als einen Kordrion?«, gab Firûsha schneidend zurück und beugte sich nach vorne, ließ ein wenig Furcht gegen den Hauptmann prallen und sein Gemüt umhüllen. »Wie kommst du auf diesen törichten Gedanken, Barbar?« Sie mochte es zu sehen, wie selbst die Stärksten erbebten und ihren Mut verloren, wenn die Angst sie packte. Sie lenkte ihren Rappen lachend wieder herum. »Bete, dass wir uns nicht herausgefordert fühlen, dir das Gegenteil zu beweisen.«
    Trowain blieb für die Dauer mehrerer Herzschläge stehen, dann holte er schnell zu der Albin auf. »Versteht mich bitte richtig, Dsôn Aklán«, bat er, und nun hörte sie deutlich die Sorge in seiner Stimme.
    »Das tue ich. Und gerade deswegen fühle ich mich herausgefordert«, erwiderte sie. »Wie kann ich als Herrscherin ernst genommen werden, wenn meine Untertanen eine andere Gefahr mehr fürchten als mich?« Firûsha lächelte gnadenlos. »Was müsste ich folglich tun?«
    »Die andere Gefahr ausschalten oder Eure Untertanen …« Der blonde Mann biss sich auf die Lippen. »Da drüben ist das Gasthaus, Dsôn Aklán. Es ist die Abendsonne «, schweifte er ab, um die Antwort schuldig zu bleiben, die Güldenwand in Gefahr brachte. »Ich lasse es für Euch räumen, sodass Ihr die einzigen Gäste seid und durch niemanden gestört werdet.«
    Sie verzichtete darauf, ihn weiter zu verunsichern und stieg aus dem Sattel. Ihre Eskorte folgte ihrem Beispiel, während der Hauptmann durch die Tür verschwand und die Dinge regelte.
    »Ucaîton und Caphailîn, ihr bleibt unten als Wache. Die Ablösung erfolgt bei Einbruch der Dämmerung«, befahl sie und betrat das Haus. »Der Rest folgt mir.«
    Der Eingangsbereich war großzügig und hoch geschnitten, es roch nach kaltem Feuer und Holz. Die Stube für die Gäste schloss sich seitlich an, eine breite Treppe führte ins obere Geschoss zu den Zimmern. Die Schnitzereien in den Tragebalken sahen halbwegs passabel aus und hatten den Wirt sicherlich viele Münzen gekostet. Ohne Frage stiegen in der Abendsonne nur Gutbetuchte ab, die sich wohl wegen der guten Luft in Güldenwand einfanden, oder Kaufleute auf der Durchreise.
    Gerade kamen ihnen die ersten empörten Gäste mit gepackten Truhen, Säcken und Beuteln entgegen, doch die Entrüstung endete beim Anblick der Albae abrupt. Stumm eilten sie hinaus, und in kürzester Zeit leerte sich das Gasthaus.
    Firûsha war zufrieden. Sie fürchten uns, ohne dass ich meine Kräfte einsetzen muss. Sie kreuzte die Arme unter der Brust.
    Der Wirt erschien und versicherte stammelnd vor Angst und Ehrfurcht, alles Erdenkliche zu tun, um für das Wohlbefinden zu sorgen. Er schwitzte und krümmte sich vor Firûsha, hielt ihrem Blick im Gegensatz zum Hauptmann nicht stand. Das stellte

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