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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einen Weg durch das Graue Gebirge nach Ishím Voróo zu finden.
    Artâgon glaubte bislang nur daran, dass sie die Feinde stellen und auslöschen würden. Einen Weg durch die Klüfte, Abgründe und vorbei an den Hängen zu entdecken, erachtete er als recht aussichtslos. Der Gebirgsgürtel, der Tark Draan umschloss, bildete ein Bollwerk, zumindest im Norden, durch das nur die Tore der Unterirdischen führten.
    Und selbst wenn es einen Pfad gäbe – wie viele Krieger konnten ihn nutzen? Ein Heer würde niemals darauf ziehen können, ohne immense Verluste hinzunehmen.
    Aber der Aklán widersprechen? Artâgon lockerte seinen schlanken, doch tödlichen Streitkolben an der Sattelhalterung. Undenkbar .
    Die fünf flach gebauten Steinhütten rückten näher, eine große Herde Ziegen und eine Handvoll Kühe standen davor. Die Tiere fraßen das frische Grün, hoben ab und zu den Kopf, und die Glöckchen um die Hälse bimmelten leise.
    Artâgon verzog den Mund. Furchtbar. Wie kann man diese Töne ernsthaft hören wollen?
    Die Böen wehten den Neuankömmlingen entgegen, und so konnten Kühe und Ziegen die Witterung der Nachtmahre nicht aufnehmen. Sollte das geschehen, würde der Fluchttrieb ausgelöst werden.
    Als sie sich näherten, machte Artâgon einen jungen Barbaren aus. Er saß mit dem Rücken zu ihnen auf einem großen Felsbrocken und überblickte die Weide, zwei große, grobgliedrige Hütehunde lagen neben ihm.
    Artâgon gab das Zeichen, damit die Truppe rechts und links von ihm auffächerte und eine lange Linie bildete, um Flüchtende sofort zu verfolgen und zu stellen. Ich bin gespannt, ob unser Ruf bereits bis zu ihnen drang.
    Die Hunde vernahmen die Albae zuerst und wandten die Köpfe, woraufhin der Junge aufsah und zusammenzuckte.
    Artâgon lächelte kalt und wusste, dass sie Eindruck machten: Eine Wand aus schwarzen Rüstungen rückte gemächlich heran, die langen Speere aufgereckt und mit flatternden Wimpeln an den Spitzen, auf finsteren Nachtmahren mit ihren glimmenden Rubinaugen und den Blitzen um die Fesseln. Das Entsetzen lähmte den kleinen Hirten und bannte ihn auf den Stein, auf dem er saß.
    Auch an diesem abgelegenen Ort sind wir bekannt, dachte der braunhaarige Artâgon.
    Die Hunde erhoben sich mit eingekniffenem Schwanz und zogen sich zu den Hütten zurück.
    Da schlug der Wind um, als wolle er vor den Albae fliehen, und trug den Geruch der fleischfressenden Rappen zur Herde.
    Die Kühe und Ziegen flohen so plötzlich, als wären sie von einem lauten Knall erschrocken. Lediglich vier Tiere suchten Schutz in den Stallungen, der Rest verschwand hinter einer Kuppe.
    Der Junge zitterte am ganzen Leib.
    Artâgon schloss zu seinem Hochsitz auf und hielt an, bedeutete Ôdaras, sich mit der restlichen Truppe rasch zum Gehöft zu bewegen. »Du verstehst mich?«, erkundigte er sich in der Gemeinsprache von Tark Draan, die er ebenso grausig fand wie die schrägen Glockentöne, die sich nun glücklicherweise in der Ferne verloren.
    Der Junge nickte langsam, die Augen ruckten umher. Die verängstigten Blicke huschten über das Antlitz des Albs, die Rüstung sowie die feinen Intarsien, über den Nachtmahr und dessen scharfe Reißzähne, die er mit einem leisen Schnauben zeigte, und schließlich auf den Streitkolben, um den Artâgon eben die Finger schloss. Der Panzerhandschuh klickte, für normale Ohren kaum wahrnehmbar.
    »Wir suchen eine Gruppe Elben.« Artâgon zog die Waffe langsam aus dem Futteral und legte das schwere Ende behutsam unter das Kinn des Barbarenkindes. Die kurzen Stacheln drückten sich in die Haut, durchdrangen sie jedoch nicht. »Kamen sie zu euch?«
    Der Junge musste all seinen Mut zusammennehmen, um erneut aufzusehen, und starrte in die bedrohlich schwarzen Augen. Er schluckte, schwieg.
    Leise strich der Wind über sie hinweg, brach sich an der Rüstung und dem Helm. Ein helles Sirren erklang für mehrere Herzschläge.
    Gleich darauf ertönte gedämpftes Rufen vom Gehöft, ein Signalhorn spie einen einzigen Ton aus und verstummte abrupt.
    Aber der junge Hirte konnte den Blick nicht lösen. Sein Zittern hatte sich verstärkt, eine Träne rann über die schmutzige Wange.
    »Ich kann die Antwort auf meine Frage in deinem Gesicht ablesen, Knabe«, sprach Artâgon leise. »In welcher Verfassung waren sie?«
    Ein lauter Schrei erklang von den Hütten, gefolgt von dem verzweifelten Kreischen einer Frau, doch der Junge rührte sich immer noch nicht. Die Angst bannte und die Stacheln banden ihn.
    Dann

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