Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
umwickelt.
Stinkendes Pack. Hässlich wie ihre Tiere. »Wir wollen nicht die ganze Siedlung auslöschen, doch wir tun es, wenn ihr uns dazu zwingt«, erklärte Artâgon und stützte den Kopf des Streitkolbens auf den gepanzerten Oberschenkel, danach legte er das Handgelenk auf den Griff, um ebenso gefährlich wie herrschaftlich zu wirken. »Wir verlangen Auskunft von euch über den Verbleib der Elben, die bei euch rasteten.« Er sah zu dem Hirten, der sich an die Seite der Ausgepeitschten begeben hatte und sie tröstete; leise redete er auf sie ein. »Welcher von denen ist dein Oheim?«
Um seinen Jungen nicht in die Rolle eines Verräters zu drängen, hob ein schwarzhaariger Bärtiger seinen Arm. Seine Kleidung war wie die seiner Sippschaft grob, dreckig und allenfalls zweckmäßig für ein Leben als Bauer. »Ich, Herr. Mein Name –«
»Du sagtest den Elben, welchen Weg sie gehen sollen, und es war ein anderer als auf ihrer Karte«, sprach Artâgon. Als ob ich wissen wollte, wie du heißt , dachte er. »Ist das richtig?«
»Ja, Herr.«
»Dann wirst du uns führen. Und zwar auf dem gleichen Pfad, den du ihnen zeigtest.«
Der Barbar wand sich. »Herr, ich kann nicht.«
Modôia ließ die Peitschenriemen tanzen, die Klinge blitzte auf.
»Mein Herz!«, rief der Mann ängstlich. »Mein Herz ist seit einem Anfall nicht mehr in der Lage, große Anstrengungen durchzustehen. Ich würde nach zwei Umläufen sterben und euch nichts mehr nützen.«
Artâgon ließ seine Blicke schweifen. »Wer kennt den Weg noch?«
Niemand bewegte sich.
An unserem Ruf sollten wir feilen. Daraufhin gab er mit Zeige- und Mittelfinger ein Signal.
Modôia handelte so unglaublich schnell, dass die Gefangenen zunächst nicht mitbekamen, wie die Peitschenriemen in die Höhe schnellten und sich gegen den blutigen Rücken der jungen Barbarin warfen – sie leckten beinahe zärtlich über die geschundene Haut, um weitere Spuren zu hinterlassen.
Feine rote Spritzer gingen auf das Gesicht des Hirtenjungen nieder, der durch den Knall zusammenzuckte.
Die Getroffene schrie gellend und brach heulend zusammen, krümmte sich unter den Schmerzen und weinte hemmungslos.
Artâgon ließ zusätzlich Angst gegen die Barbaren strömen, um ihre Herzen noch weiter auf die Probe zu stellen. »Nun, ich frage euch wieder: Wer von euch …«
»Ich!«, schrie der Junge. »Ich führe Euch, Herr!«
»Nein!«, rief sein Oheim und wollte sich erheben.
Mit einem Knall flogen die drei Riemen heran. Einer legte sich um den Hals, die beiden anderen jeweils um die Handgelenke; die Klinge prallte gegen den Draht, ohne den Barbar zu verletzen. Modôia zog an, und der Bärtige fiel rücklings auf die Erde, würgte erstickend.
»Du kennst den Weg?«, vergewisserte sich Artâgon, und seine Augen wurden schmal. Er richtete die Angst nun ausschließlich auf den kleinen Hirten. »Du lügst mich auch nicht an?«
»Nein! Nein!« Er keuchte, riss die Lider in die Höhe, und auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. »Ich weiß, wie man gehen muss. Wegen der Herde, Herr. Ich muss die verirrten Tiere an den abgelegensten Orten einsammeln.«
Der Barbar röchelte, gurgelte und lief im Gesicht rot an, die Adern standen dick hervor. Unnachgiebig hielt die Albin den Zug aufrecht; die übrigen Bauern starrten auf den Boden, und in ihren Mienen lag die Feigheit.
Wir haben den Besten von ihnen gefunden. »Du gibst uns deinen Eid darauf?«
»Ja, Herr!«
»Bei den Bewohnern dieses Hofes und deren Leben?«
»Bei ihrem Leben und vor allen Göttern schwöre ich es Euch, Herr!«
Artâgon gab Modôia mit einer knappen Geste zu verstehen, den Oheim zu verschonen. Sie löste die Riemen mit einer spielerisch anmutenden Bewegung des Handgelenks und wickelte sie auf, um die Schutzkappe über die Klinge zu ziehen.
»Dann brechen wir morgen früh auf.« Artâgon stieg ab und wechselte ins Albische. »Absitzen. Sperrt diese Hässlichkeiten in den Stall zu dem anderen Vieh, den Jungen behalten wir bei uns«, befahl er laut. »Durchsucht alles, von den Vorräten bis zur Kleidung. Wir nehmen, was brauchbar erscheint, auch wenn es widerlich stinken wird oder von minderer Güte ist.« Er sah zu Phasâlor. »Teile die Wachen ein.«
Die Truppe führte seine Anordnungen aus, während die blonde Peitschenschwingerin zu ihm kam.
»Wie sorgst du dafür, dass uns der Knabe nicht in einen Hinterhalt führt?«, fragte die Albin neugierig.
»Denkst du, er bräche sein Wort? So ein heldenhafter,
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