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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nichts. Tut sie das, um Deinôa beizuspringen? »Du musst dich getäuscht haben«, flüsterte er dennoch.
    »Es waren Stimmen«, gab sie leise zurück. »Ganz deutlich. Raue Stimmen.«
    »Unterirdische«, brach es aus Saphôra freudig heraus und erhob sich. »Fragen wir sie, ob die Elben bei ihnen Unterschlupf suchten.«
    Ôdaras musterte die Züge der Albinnen. S ie könnten mir etwas vorspielen. Doch was, wenn Deinôa einfach nur besser hört als wir? Nicht auszudenken, wenn sie wegen seines Zauderns oder Einspruchs die Spitzohren verlören. »Sehen wir nach«, lenkte er ein. »Eines noch: Wenn der Stollen zu Ende ist und wir keine Spuren gefunden haben, kehren wir um, ohne dass ich mit euch beratschlagen muss.«
    »Sicherlich. Dann gehen wir sogar mit dir zum Gipfel der Zackenkrone«, gestand Saphôra sofort zu.
    Deinôa packte den Speer fester. »Hört ihr sie nicht?«, fragte sie verwundert und pirschte vorwärts.
    Ôdaras mochte es nicht, im Licht der Fackel unterwegs zu sein. Damit wurde man für den Gegner sofort sichtbar, aber leider benötigten selbst Albaugen einen Funken Helligkeit, um zu sehen.
    Er lief auf der rechten Seite des Stollens, Saphôra an der linken, Deinôa bildete die Vorhut. Ich höre immer noch nichts.
    Seine Blicke streiften erneut die Gangwand, die Kerben und Spuren, welche die Grabwerkzeuge hinterlassen hatten.
    Wie aus dem Nichts kam ihm der Gedanke. Oder … sollte dieser Tunnel von einem Wesen gegraben worden sein, das Klauen anstelle von Händen trägt? Ein heißer Schauder überrollte ihn. Es ist vielleicht eine alte Brutstätte des Kordrion! »Halt!«, wisperte er.
    Saphôra hielt inne und blickte unverwandt nach vorne. »Was?«
    »Ich täuschte mich. Da ist kein Barbarenwerk, sondern das einer Kreatur«, antwortete er und sah Deinôa in der Dunkelheit verschwinden. Sie missachtete seinen Ruf.
    »Welche Art Bestie sollte das sein, so hoch oben im Gebirge? Hier lebt doch nichts, was es jagen könnte, außer …« Die Albin stockte.
    »Außer uns«, vervollständigte er ihren Schluss. Die Elben hatten sie erneut in einen Hinterhalt gelockt. »Deinôa, komm zurück«, rief er halblaut. »Dies ist eine …«
    In seinem Rücken erklang ein entferntes Grollen, als wäre eine Gewitterwolke in den Stollen geraten und suchte nach einem Ausgang.
    »Es ist hinter uns«, murmelte Saphôra und wirbelte herum. »Das bedachten wir nicht! Inàste, steh uns bei!«
    Ôdaras erinnerte sich an keinerlei Abzweigungen oder Nischen, in denen man Schutz vor dem unbekannten Monstrum suchen konnte, um es überraschend zu attackieren. Es witterte uns, und nun wird es uns durch den Gang jagen.
    Ihre einzige Hoffnung bestand in der Aussicht, dass vor ihnen ein Gabelung oder etwas Ähnliches erschien.
    »Lauf!«, befahl er der Albin und rannte los.
    Sie hetzten nebeneinander durch den Stollen, während hinter ihnen der dunkle Ruf der Kreatur ertönte, der näher und näher rückte, begleitet von Scharren und leichten Erschütterungen des Bodens.
    Aber so sehr die Albae rannten, sie holten Deinôa nicht ein. Weder passierten sie eine Kreuzung noch einen Schacht, durch den die Albin hätte verschwinden können. Es ging geradeaus, zielstrebig und pfeilgerade.
    Schließlich führte sie der Tunnel in eine gewaltige Höhle, in der unzählige glitzernde Stalagmiten und Stalaktiten wuchsen. Sie hingen zu Dutzenden von der Decke oder reckten sich gleich überlangen Speerspitzen aus dem Untergrund. Der Abrieb an manchen Stellen des Bodens zeigte den Albae, welchen Weg das Scheusal üblicherweise hindurch nahm; an manchen Stellen klafften Löcher, darunter lag nichts als Schwärze.
    »Da drüben ist Deinôa«, sagte Saphôra. »Am anderen Ende.«
    Ôdaras eilte weiter – und vernahm das warnende Knacken unter seinen Sohlen. »Das Gestein ist nachgiebig«, warnte er die Albin und blickte zu den Stalaktiten. »Da hinauf! Wenn diese Bestie hereinkommt, könnte der Boden einbrechen.«
    »Kommt nicht näher!«, rief ihnen Deinôa zu. »Ich weiß nicht, was mit dem Felsen ist, aber er zerbröckelt einfach. Es geht hier auch nicht weiter.« Sie hielt ein Seil in den Händen. »Ich versuche, mich an den Stalagmiten zu sichern und zu euch …«
    Ein lautes Grollen verschlang ihre Worte. Die Bestie musste ganz nahe sein, der Berg bebte unter der Wucht der Schritte und dem Gewicht.
    Es gibt kein Entkommen aus diesem Loch! Uns bleibt nur der Kampf. Entsetzt sah Ôdaras, dass sich einer der herabhängenden, sieben Schritt

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