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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ein. Leicht bebend ragte der Speer aus der Elbin.
    Zufrieden bemerkten die Albae, dass sich nichts tat, weder ein Zucken noch ein Schrei.
    »Bleiben eine Schwangere und drei Elben.« Modôia richtete ihr Augenmerk auf den Übergang aus blankem Eis. »Sie werden Vorkehrungen getroffen haben, dass wir nicht hinübergelangen oder beim Versuch umkommen.«
    »Oder wir stehen vor der letzten Elbin, weil die anderen Spitzohren den Durchgang nahmen, dem Ôdaras und die anderen beiden folgen.« Anthôras sah dem verschwindenden Phasâlor hinterher. »Vielleicht rufst du Saphôra, Deinôa und Ôdaras zu früh zurück?«
    »Nein. Die Elben würden die Schwangere nicht alleine gehen lassen. Sie wählten diesen Weg.«
    Ich teile die Meinung nicht, aber er ist der Benàmoi. Anthôras sah den Hirten an. »Wie weit zieht sich diese Spalte? Kann man sie umgehen?«
    »Das kann man, Herr. Es wird uns einen Umlauf kosten.«
    »Bis dahin haben die Spitzohren den Pass erreicht«, warf Modôia nachdenklich ein.
    »Falls es noch welche gibt«, warf Anthôras ein. Ich sollte mich zurückhalten.
    »Und wenn schon?« Artâgon sah zum Gipfel, an dem der Wind eine Schneefahne wehen ließ, als würde er sie locken und zur Eile mahnen wollen. »Es gibt dort nichts, was sie vor uns rettet.«
    »Was ist mit dem Eingang ins Reich der Unterirdischen?« Anthôras kniff die Augen zusammen und betrachtete die Umgebung eingehend, die keinerlei Schutz vor Entdeckung bot. Sollten sie sich nicht unter einer solchen Verwehung verbergen, haben sie die Spitze bereits erreicht.
    »Den fanden wir bereits, oder etwa nicht?« Artâgon schien die Ruhe selbst zu sein. »Du sagtest selbst, darum kümmern sich Ôdaras, Saphôra und Deinôa.«
    Der Barbarenjunge stürzte schwer auf den Schnee. Den Blutverlust verkraftete er schlecht, Anthôras musste ihn unterwegs überwiegend stützen, um zu verhindern, dass er zusammenbrach.
    »Dann umrunden wir die Spalte«, beschloss Artâgon, machte einen halben Schritt nach vorne und hieb den Streitkolben mit aller Kraft gegen die Brücke. »Damit wird auch jeder andere den Umweg beschreiten müssen. Falls wir doch an den Elben vorbei gelaufen sein sollten.«
    Mit einem hellen Klirren zersprang das Eis augenblicklich. Die Trümmer stürzten hinab und begruben die Leiche der Elbin.
    Ich würde den Weg zurück nicht finden. Anthôras half dem Barbaren auf, ihr kleiner Tross marschierte nach Westen, über den vereisten Schnee.
    Das Laufen fiel ihnen zwar inzwischen etwas leichter, und auch das Kopfweh schwand, dennoch bedeutete das Atemschöpfen Schwerstarbeit.
    »Auf diesem Weg führen wir niemals ein Heer nach Tark Draan«, keuchte Anthôras. »Oder wir brauchen eine Ewigkeit.«
    »Ich habe ähnliche Bedenken«, gab der Benàmoi zurück. »Aber das wird die Aklán nicht kümmern.«
    »Die Zeit fürchte ich nicht, aber die Stürme, die hier herrschen«, warf Modôia ein und bewegte sich langsam wie ein Barbarengreis. »Mir bleibt die Hoffnung, eine andere Passage zu finden.«
    Mir nicht. Anthôras packte den Hirten fester, der immer schwerer wurde. »Was ist?«
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte er und sackte zusammen. »Lasst mich hier sterben, aber schont meine Familie. Bitte, Herr. Ich versuchte mein Bestes und war ein treuer Führer.«
    Das fehlte noch. »Benàmoi!«, rief er. »Unser kleiner Barbar verreckt uns.«
    »Lass ihn zurück. Wir brauchen ihn nicht mehr«, antwortete Artâgon unverzüglich.
    »Bist du sicher?«, wagte Anthôras die Nachfrage.
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn wir weder einen Pass noch einen Einstieg ins Bergreich finden, was tun wir dann? Sollten wir nicht umkehren?« Anthôras hatte nicht vor, den Aufrührer zu geben. »Es ist einzig die Vernunft, Benàmoi, die aus mir spricht. Nicht die Feigheit.«
    »Ich weiß.« Artâgon dachte nach und beriet sich kurz mit Modôia. »Sie findet den Weg, sagt sie. Also gib ihn frei und erlaube ihm den Abstieg. Richte ihm aus, Ôdaras und die anderen würden ihn erwarten.«
    Modôia lachte auf.
    Anthôras beugte sich über den bleichen Jungen. »Du kannst umkehren. Ôdaras erwartet dich bei den Elbenleichen, um dich zu deiner Familie zu bringen. Noch sind sie am Leben. Weckt das deine Kräfte?«
    »Seid Ihr da sicher, Herr?«
    »Das bin ich. Aber lange wird es nicht mehr dauern, bis die Nachtmahre Hunger auf das Fleisch deiner Sippe verspüren. Du eilst lieber.« Anthôras ging an ihm vorbei und folgte den Albae, ohne zurückzublicken. Barbarengezücht. Einfältig und

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