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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Streitkolben von unten gegen sein Kinn krachen, das sich daraufhin zusammenschob. Ein Schwall Blut schoss aus dem Mund des Getroffenen, er wurde durch die Wucht nach hinten geschleudert und blieb liegen.
    Artâgon sah auf Modôia hinab. »Anthôras ist gefallen, und wir haben noch«, er wehrte den Stoß eines heranspringenden Elben ab, »vier Gegner vor uns. Ich kann fast nicht mehr.« Er setzte die Schulter ein, rammte sie dem Angreifer gegen die Brust und brachte ihn zu Fall, während er gleichzeitig in die Knie ging und den Streitkolben schwang.
    Als der Elb rücklings in den Schnee fiel, klatschte ihm das schwere Ende gegen den Hals und zertrümmerte die Kehle.
    Artâgon verharrte in der Position, hustete und röchelte erstickt. »Drei für dich«, kam es über seine gesprungenen Lippen. »Schaffst du das?«
    Modôia richtete sich auf und nahm die Peitsche, löste die Schutzkappen von den Klingen. Ihr Blick fiel auf den Hirtenjungen, der halb auf Anthôras lag und mit dem Dolch ausholte. Wie gelangte er zurück? Ein Elb stand schräg neben ihm und sah zu ihr. »Er ist noch nicht gefallen«, sagte sie freudig und schlug zu.
    Das Spitzohr warf sich in Deckung.
    Die Riemen schnellten voran und trafen den kleinen Barbaren tödlich.
    Anthôras nutzte die Gelegenheit. »Gezücht! Elendes, verdammtes Gezücht!«, fluchte er und schleuderte den Hirten, dann den Elbenleichnam von sich. »Benàmoi! Ich bin da!« Er richtete sich auf – und wurde vom feigen Elben erstochen.
    In Modôias Antlitz zogen die Wutlinien auf. Als würde dich der lose Schnee schützen! Sie drehte sich einmal um die eigene Achse, gab dem kommenden Hieb mehr Schwung und führte die Peitsche ein weiteres Mal. »Dein Tod heißt Modôia!«
    Der Elb erahnte den Angriff. Zwar verfing sich ein Riemen an seinem blutigen Schwert, das er rasch vor sich hielt, aber die zwei übrigen Schneiden wirbelten durch die Wehe, zerfetzen Hals und Harnisch, samt Fleisch und Knochen darunter.
    Wo stecken die zwei, von denen Artâgon sprach? Ächzend drehte sie sich auf der Stelle, den Dolch gereckt und die Peitsche schlagbereit.
    Mehr als dreißig Elben lagen regungslos im rotgefärbten Schnee.
    »Bist du dir sicher, dass noch welche von ihnen leben?«, rief sie ihrem knienden Gefährten zu. »Es steht keiner mehr.«
    »Dann versuchen sie, dich täuschen«, hauchte er. »Oder sie sind zum Pass gelaufen. Achte auf …« Er kippte zur Seite.
    Die Anstrengung. Modôia bewegte sich zu ihm und stellte sich mit gespreizten Beinen über ihn, um ihn vor Attacken zu schützen. »Du musst atmen«, sagte sie und ging in die Hocke.
    Das Entsetzen packte ihr Herz und presste es zusammen. Aus drei Wunden im Oberkörper lief sein Blut, es hatte bereits den Mantel und die Stiefel getränkt. »Nein«, wisperte sie und sah sich dennoch um, falls sich ein Angreifer nähern sollte. »Artâgon!«
    »Du hast gesagt«, raunte er mit geschlossenen Lidern, »du findest den Weg alleine zurück.«
    »Aber du musst mir den Rücken sichern!«
    »Geh hinauf zum Pass und sieh nach, ob es noch Elben gibt«, keuchte er. »Töte sie und befolge die Befehle der Aklán. Lass niemanden am Leben.« Er öffnete die Augen. »Das ist ein Befehl.«
    Modôia schluchzte auf und küsste ihn behutsam auf den blutigen Mund, wissend, dass ihr Gefährte starb. »Ich werde unserem Sohn von seinem heldenhaften Vater berichten«, sagte sie und küsste ihn ein zweites Mal. Sie sah das freudige Staunen in seinen Augen, die sich weiß färbten, als ihre Lippen sich trennten. So fährt deine Seele mit Trost in die Endlichkeit, Geliebter.
    Modôia richtete sich auf, klemmte sich seinen Streitkolben unter den Gurt auf den Rücken und ging entschlossen auf den Gipfel der Zackenkrone zu; den Leichen hinter sich, Freund wie Feind, schenkte sie keinerlei Beachtung. Sie hatte den Befehl ihres Benàmoi zu erfüllen. Danach kam die Zeit der Trauer.
    Unterwegs sah sie die Fußspuren der vermissten zwei Elbenkrieger, die nach oben führten.
    Ich würde euch zu gerne lange leiden lassen. Modôia fühlte sich uralt, gebrechlich und doch aufgeputscht, angespannt und voller Mordlust. Aber ich beende eure Leben schnell, bevor mir die Kraft gänzlich schwindet.
    Der Gipfel stellte tatsächlich die Form einer Krone dar, die Felszacken bildeten ein Halbrund und einen halbwegs geschützten Bereich im Innern. Eiszapfen hingen daran, Schneehaufen bildeten sich an der windzugewandten Seite.
    Und mitten hinein führten die Spuren.
    Modôia

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