Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
marschierte durch die Lücke und rechnete jederzeit mit einem Angriff.
Ein Elb lag rücklings vor ihr im niedergetrampelten Schnee. Er bewegte sich kaum mehr, röchelte und blutete heftig aus der Nase; die Augen waren voller geplatzter Adern.
Die Albin lachte. Die Höhenkrankheit streckte ihn nieder! Verweichlichte Rasse. Sie blickte sich um und sah Spuren, die auf der anderen Seite hinausführten. Der letzte Überlebende zog es vor, vor mir zu flüchten.
Modôia ging zum Durchlass und warf einen Blick von der Zackenkrone nach Norden.
Gebirgsrücken reihte sich an Gebirgsrücken, Schnee und Eis lagerten ogerhoch. Das erstarkende Sonnenlicht machte das Elend aus Gestein und Frost nicht schöner.
Schroffe Schluchten, Hänge, unendliche Todesfallen. Modôia lehnte sich an den Fels. Ich sehe keinen Pass und keinen Eingang zu einer … Ihre Augen richteten auf einen schlanken, grünen Flecken, keine vierhundert Schritte unterhalb des Gipfels.
Die Fußspuren des letzten Elben führten darauf zu.
Ein Tal ohne Schnee? In dieser Höhe? Sie kehrte zu dem Elben zurück und wickelte dabei die Peitsche auf, setzte die Schutzkappen auf die Klingen. »Sag, wohin wolltest du mit deinem Pack?«
Er richtete den Blick auf sie und lachte schwach. »Würdest du mir Fragen beantworten, Schwarzauge? Ich bin wertlos für dich. Allenfalls mein Todeskampf mag dich ergötzen.«
Modôia musste sich zusammennehmen, um ihn nicht mit dem Streitkolben zu Brei zu prügeln. »Ich könnte dich Rotauge nennen. Nur dass du dazu dein eigenes Blut brauchst und sterben wirst.« Sie legte eine Hand an den Dolchgriff.
»Du kannst mit mir tun, was immer du möchtest, aber du bist zu spät. Sie ist euch und den Kräften des Bösen entkommen«, sprach der Elb glucksend.
»Ich habe sie rasch eingeholt.«
»Mit ihr wird das Geschlecht der Goldenen Ebene neu erstehen.«
Die zweite Schwangere! Modôia fühlte die Zorneslinien ungebrochen auf ihren Zügen. »Was hält mich davon ab, in dieses Tal zu gehen und ihr Kind aus dem Leib zu schneiden?«
»Das gelingt dir niemals.« Der Elb krümmte sich. »Du bist zu spät, Schwarzauge! Du hast keine Vorstellung von dem Zauber, der sie beschützt!«
Zauber? Inàste, worauf bin ich gestoßen? »Das finde ich heraus.« Sie durchsuchte ihn und fand schließlich die Karte, von der die Barbaren des Gehöfts gesprochen hatten. Wenigstens damit logen sie nicht. »Du hast Recht: Du bist wertlos!« Sie zog die Waffe ihres toten Gefährten. »Dein Tod heißt Modôia.« Sie erschlug ihn mit der gleichen Verachtung wie man ein lästiges, widerwärtiges Insekt zerquetschte.
Danach prüfte sie eilends die Karte, die in der Sprache der Elben verfasst war, um sich an die Verfolgung zu machen.
Zwar verstand sie nicht sämtliche Beschreibungen und Symbole, aber es wurde anhand der Zeichnung deutlich, dass es weder um einen Pass noch einen Eingang in das Reich der Unterirdischen ging.
Soll es im Grauen Gebirge eine … Kolonie der Spitzohren geben? Modôia rollte die Karte zusammen und schob sie unter die Rüstung. Dahinter verbirgt sich etwas anderes, und ich finde es heraus! Je mehr ich von ihnen zu Tion schicken kann, umso besser!
Sie fühlte sich ausgeruhter, richtete sich auf und blickte gleichgültig auf den ermordeten Gegner.
Ich erfülle den Auftrag der Aklán und meines Benàmoi. Ich werde die Elbin finden, die uns entkam. Kein Zauber wird mich aufhalten, kein Hindernis und kein Krieger, der sich mir entgegenstellt. Modôia richtete die Augen nach Norden, auf den grünen Spalt. »Und ich schwöre Rache für meinen Gefährten Artâgon«, murmelte sie. Der Tod der Elbin und ihrer Brut wird seinen Namen tragen.
Ihre eigene Schwangerschaft würde sie nicht daran hindern. Sie stand ganz am Beginn, und sie würde zurück in Dsôn Bhará sein, bevor sie entband. Modôia trat aus dem Schutz der Zackenkrone und ging auf das Tal zu.
»Und als …«
Tark Draan (Geborgenes Land), Graues Gebirge …
Vor ihrer Rückkehr stand der Irrweg, das begriff Saphôra rasch.
Sie lief und marschierte, passierte Hallen und Höhlen, Säle und Kammern, Gänge, Tunnel, Stollen, mal prunkvoll, mal schlicht, mal unfertig, mal verlassen und verwaist.
Sie konnte den Bergmaden ein gewisses Können in der Baukunst nicht absprechen und wunderte sich, wie hoch man Hallen ins Gestein schlagen konnte, ohne dass sie einstürzten. Querpfeiler und Streben, alles aus Fels gebrochen und geformt, behauen und verziert – das hatte sie in diesen
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