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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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damit. Schreiend stürzte er nieder, die anderen hetzten mit Schilden und Kurzspeeren weiter.
    Tólanôri sprang an Hëironî vorbei, täuschte einen Doppelangriff vor, was dazu führte, dass die Feinde die Schilde in die Höhe rissen, um die Köpfe zu schützen.
    Doch die Inagsàri ließ sich auf die Knie nieder, bog den Oberkörper weit nach hinten und rutschte unter den Deckungen hindurch. Während sie unter den Ungetreuen vorbeiglitt, drosch sie die Klingen in die Genitalien, woraufhin die Albae zusammenklappten und niederfielen.
    Niemand hält uns auf! Drâcoràs zog Hëironî auf die Beine und schleuderte in rascher Folge Wurfdolche nach zwei weiteren Feinden, die mit gezogenen Schwertern aus einem Nebenraum drängten.
    Die Spitzen drangen ihnen in die Brust; sterbend wankten sie zwei, drei Schritte, fielen gegen die Wände und stürzten.
    »Hilfe!«, vernahmen die Inagsàri eine bekannte Stimme, die jedoch nicht zu Ishînaia gehörte.
    »Das ist Marandeï!«, wunderte sich Tólanôri und deutete mit dem Schwert auf einen kleinen Durchgang.
    Wie kommt sie hierher? Drâcoràs übernahm die Führung.
    Es erschien kein weiterer Ungetreuer, um sie aufzuhalten. Stattdessen gelangten sie in einen kleinen Raum, der an einen Schrein erinnerte, über und über mit den Zeichen des Shëidogîs bemalt. Dessen unförmiger Schädel selbst ruhte auf einem Alter, die Schülerin lag gefesselt daneben und hatte es geschafft, den Knebel aus dem Mund zu schieben.
    »Drâcoràs! Dort!«, machte ihn Hëironî entsetzt aufmerksam.
    In der Ecke lag Ishînaias Leichnam, mit dem geöffneten Brustkorb und dem fahlen Äußeren, wie es Tote aufwiesen, wenn ihnen das Blut abhanden gekommen war.
    Sie kann noch nicht lange tot sein. Drâcoràs biss die Zähne zusammen, um den wütenden Schrei zu unterdrücken. »Bindet sie los«, wollte er befehlen, doch es kam nichts über seine Lippen. Die Kehle war wie zugeschnürt, sein Mund schmeckte sauer.
    Hëironî und Tólanôri rührten sich nicht, sondern starrten auf den Kadaver, der einmal eine Inagsàri, eine Kampfgefährtin, eine Freundin gewesen war.
    Er muss zerschmettert werden. Drâcoràs hastete an ihnen vorbei, hob den Fuß und zerstampfte den bemalten und mit Edelsteinen besetzten Schädel des Infamen mit dem Stiefel, sodass er unter der Wucht in viele kleine Splitter zersprang; der Knochen schien uralt und porös gewesen zu sein. »Das ist dein Ende, Shëidogîs«, schrie er die Überreste an, als vermochten sie ihn zu hören und zu verstehen. Damit sind die Infamen bis auf den letzten vergangen.
    Er trat noch einmal mit einem Schrei in die Überreste, die Steine flogen umher, dann schnitt er Marandeïs Fesseln durch.
    »Danke«, stammelte sie sichtlich bleich. »Die Ungetreuen fanden mich und befragten mich zu euch. Sie wussten, dass ihr sie sucht«, erzählte sie gefasst. »Doch ich verriet ihnen nichts, und …«
    Drâcoràs hob die Hand. »Verschwinde«, raunte er heiser. »Und berichte niemandem hiervon, oder du endest wie die Ungetreuen.«
    Die Schülerin wankte an ihm vorbei, stützte sich an der Mauer ab und rannte schniefend und schluchzend hinaus. Leise verklangen ihre Schritte auf den Treppenstufen.
    »Nehmt sie mit«, wies Drâcoràs die Inagsàri an. Als sie unbeweglich blieben, schrie er sie an. »Ihr sollt sie mitnehmen!«
    Ungelenk wie betrunkene Barbaren nahmen sie Ishînaias Leiche und trugen sie hinaus, während Drâcoràs eine Lampe nach der anderen gegen die Holzdecke des Gewölbes warf, damit das Petroleum auslief und die Balken in Brand steckte.
    Danach setzte Drâcoràs sein Vernichtungswerk im Haus selbst fort und übergab es mitsamt den Toten darin den Flammen. »Ungetreue, euer Tod hieß Inagsàri«, murmelte er. Der Alb verließ das Gebäude und beobachtete aus dem Schatten heraus, welchen Verlauf der Brand nahm.
    Die geschlossenen Läden verhinderten ein frühes Bemerken der Feuersbrunst im Dorf. Erst nach einer Weile schlugen die Lohen aus dem Dach und machten das Feuer weithin sichtbar.
    Die Dorfbewohner rannten herbei und erkannten sofort, dass sie auf das Löschen verzichten konnten. Durch gemeinsames Wirken verhinderten sie lediglich, dass sich der Brand in der Siedlung ausbreitete.
    Nicht lange danach brach das Fachwerkhaus zusammen – die Stützen im verborgenen Keller waren eingebrochen und rissen das Gebäude mit ein.
    Doch das sah Drâcoràs nicht mehr. Er folgte Hëironî und Tólanôri zurück zu den Nachtmahren.
    Der Gedanke, dass er vor die

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