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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Gefäß, um Nebel zu fangen.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), einstiges Reich der Fflecx, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus), Frühjahr
    Die hundert Acïjn Rhârk hatten ihr Lager an einem breiten Fluss, nahe der Kante eines Wasserfalls aufgeschlagen.
    Um sie herum gab es genug Wald; aus jungen Stämmen hatten sie eilig Palisaden zugehauen und sie zur Absicherung mit den geschnitzten Spitzen nach oben in den Boden gerammt. Es war in dieser friedlichen Umgebung zwar nicht notwendig, aber es gehörte dazu. Nur so gingen einst erlernte Abläufe zu jeder Zeit leicht von der Hand.
    Jede Brutkammer bildete eine kleine Gruppe, die ihr eigenes Feuer unterhielt und sich selbst versorgte; bei Mangel wurde geteilt, soweit es möglich war. Ihr Anführer bekam wiederum von jedem Essen etwas ab, sodass er sich nicht um Verpflegung kümmern musste. Das Privileg eines Ji’Osai.
    Lrashàc hatte den Helm abgezogen und kostete von dem Fleisch, das er getrocknet hatte und in kleinen Stückchen in einem Beutel mit sich führte. Er mochte den Geschmack, Hunger spürte er keinen. Ein Acïjn Rhârk benötigte nicht viel, man aß nach einer Schlacht und stillte den Hunger an den Leibern der Feinde. Es durften viele Sonnenmärsche vergehen, ehe der Körper nach Essen verlangte.
    »Bist du zu einer Erkenntnis gelangt, was wir im Dämonenland wollen?«, fragte ihn Rhârgann von der Seite. Auch er hatte den Kopfschutz abgelegt, sein knöcherner Schädel färbte sich durch den Flammenschein rot. Den Blick hatte er auf die Ebene unter dem Feuer gerichtet; er schweifte darüber, ohne ein Ziel zu suchen.
    »Nein.« Lrashàc kaute und genoss den Geschmack der Gewürze, die sich durch den Speichel entfalteten. »Mrotòn erklärte sich nicht.«
    »Muss er nicht. Er führt den Willen der Kaisermutter aus.« Man hörte Rhârgann an, dass er trotzdem gerne wüsste, was ihnen bevorstand.
    Wie alle ihrer Art hassten die beiden jegliche Scheusale und jegliche schlechte Wesen. Daraus erwuchs der Drang, Monster und Ungeheuer zu fressen und zu vernichten. Ohne Ausnahme, vom kleinsten bis zum größten. Es lag in ihrer Natur, den Feind restlos zu tilgen, in welcher Gestalt auch immer er daherkam.
    Aber Dämonen ließen sich nicht einfach verschlingen wie die Oudwen.
    »Kann es sein, dass die Srai G’dàmá die Fflecx als unser nächstes Ziel auserkor, nachdem wir die Oudwen auslöschten?«, schlug Lrashàc mangels besserer Eingebungen vor. »Das ist doch ihr Land, jenseits des Wasserfalls.«
    »Die kleinen, hässlichen Giftmischer?« Rhârgann lachte grollend. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie eine entscheidende Rolle spielen. Ich bin noch nie zuvor gegen sie gezogen.« Er sah sich am Lagerfeuer der Draigònt um. »Hat einer von euch vernommen, ob die Fflecx von Bedeutung geworden sind? Oder sprach einer von euch mit einem Späher?«
    Die Acïjn Rhârk verneinten und widmeten sich der Waffenpflege. Niemand war aus der Vollrüstung gestiegen. Sie wurde nur bei seltenen Gelegenheiten abgelegt. Die Körperreinigung geschah, indem man mit dem Harnisch in den Fluten badete, sollte es wirklich notwendig sein.
    Lrashàc kannte leider keinen Späher, der ihm Neuigkeiten hätte verraten können. Die Aufklärer der Heiligen Kaisermutter bewegten sich im Gegensatz zu den Kriegertruppen einzeln und weitestgehend heimlich durch die Länder, kundschafteten Bestien und Scheusale aus, notierten deren Verhalten, deren Entwicklung, deren Anzahl, um die Berichte zur Heiligen Kaisermutter zu bringen. Dort wurde alles gesammelt, verglichen und entschieden, gegen wen die Streitmächte auszogen. »Dann doch der Dämon? Wir sind noch nie gegen ein magisches Wesen marschiert. Und ich sehe es auch nicht als unsere Aufgabe.«
    Rhârgann wandte sich ihm erstaunt zu. »Achte auf deine Worte. Wir sind Draigònt. Wir folgen dem Wort unserer Herrscherin«, sprach er leise.
    »Das tue ich. Doch wenn wir gegen Nebel antreten« – er hob seine dornenbesetzte Keule – »wie soll ich ihn niederschmettern?«
    »Wer sagte etwas von dem Dämon?«, erklang Mrotòns Stimme sachte neben ihnen, dann setzte sich der Ji’Osai zu ihnen ans Feuer.
    Lrashàc biss die Zähne zusammen, er schluckte das Fleischbröckchen. »Verzeih mir meine Gedanken.«
    »Sie sind gut. Harte Waffen helfen nicht gegen Gespinste.« Mrotòn gab einen grollenden Ton von sich und zeigte in die Ebene. »Ich möchte mich dort umsehen. Das ist alles.«
    » Umsehen , Ji’Osai?«
    Er nickte langsam.

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