Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
beide Scheusalrassen gleichermaßen vernichtet.
Lrashàc sah es als gesichert an, dass das Reich der Fflecx nicht mehr existierte. Das gnomartige Volk hatte sich den Hass zu vieler Feinde aufgeladen, wie es den Anschein hatte. Rhârgann hingegen behauptete, dass die Albae dahintersteckten. Sie fanden tote Fflecx, die mit den langen, schwarzen Pfeilen ihrer Erzfeinde gespickt waren.
Die Acïjn Rhârk lernten auch, dass es nicht mehr ausreichte, einen Órco zu durchbohren, um ihn zu töten. Die Macht des Dämonenlandes hielt den Leichnam so lange am Leben, bis man den Schädel zerstörte. Eine neuerliche Herausforderung.
Mrotòn gab das Handzeichen zum Anhalten und Abducken. Er hatte etwas entdeckt.
Lrashàc und die Draigònt warfen sich zusammen mit den anderen in die hohen Schilfhalme eines brackigen Teichs, die ihnen etwas Schutz boten. Seine purpurfarbenen Augen ließen die wachsamen Blicke schweifen, doch er sah nur das triste Meer aus scheinbar steinernem Gras, das sachte wogte.
Zunächst tat sich nichts.
Dann hob sich eine lange, schwarze Nase aus dem Grau: Ein vorsichtiger Fflecx prüfte schnuppernd den Wind, ob er darin Feinde roch. Doch die Böen kamen von der falschen Seite, hin zu den Kriegern, und würden sie nicht verraten.
Bald richtete sich das gnomartige Geschöpf auf, das einem Acïjn Rhârk bis knapp ans Knie reichte. Das hellrote Wams leuchtete, während es den Rucksack auf den Rücken warf und mit müdem Gang vorantappte.
Lrashàc gab einen unterdrückten Laut der Enttäuschung von sich. Solche Gegner konnte man allenfalls zerstampfen, um das Bücken beim Schlag zu vermeiden und den Rücken zu schonen.
Rhârgann lachte leise. »Welch ein Anblick wäre das wohl für das Kerlchen, wenn wir alle aufspringen und hinter ihm her stürmen?«
»Er würde bereits vor Schreck tot umfallen«, gab Lrashàc grinsend zurück. Der Gedanke war zu komisch, wie das mickrige Wesen vor der Wand aus Stahl erbebte. »Sollen wir den Ji’Osai bitten, uns das Vergnügen zu erlauben?«
Der Fflecx geriet ins Stolpern, bückte sich und hob eine Mappe aus dem grauen Gras. Das Fundstück wurde durchwühlt, inspiziert, dann fluchte er laut und warf sie in einem hohen Bogen davon, um seinen Weg fortzusetzen.
Aus der trudelnden Mappe lösten sich einzelne Blätter.
Der Wind erfasste sie und machte sich einen Spaß daraus, mit ihnen zu spielen. Vereinzelte blieben lange in der Luft, andere gingen nach wenigen Schritten schon wieder nieder, landeten in einem Baum oder in einem Pfuhl.
Lrashàc kam es vor, als würden die Seiten eine Spur legen, eine Bahn, die genau zum Einschlagsort der Mappe führten – und das letzte Blatt der Sammlung trudelte auf Mrotòn zu.
Ihr Ji’Osai erhob sich aus der Deckung, der Panzerhandschuh stieß nach vorne und packte das leichte Papier, ehe es im Schilf verschwand. Er hielt sich die Seite vor das Totenkopfvisier, betrachtete es, und seine Augen leuchteten unvermittelt blauviolett.
»Dsôn! Das ist eine Zeichnung von Dsôn!«, schrie Mrotòn begeistert. Die mächtigen Finger pressten das Blatt zusammen, dann stieß er die Faust in die Höhe. »Sammelt die Blätter ein! Jedes Einzelne will ich haben! Ich muss wissen, was der Fflecx gefunden hat.« Er sah zu Lrashàc. »Erledige ihn. Ich will nicht, dass er uns verrät.«
Die Krieger erhoben sich und machten sich daran, die Seiten aufzusammeln, während Lrashàc aufsprang und mit langen Schritten die Verfolgung des Gnomwesens aufnahm. Es war keine Auszeichnung, für diese Aufgabe auserkoren worden zu sein. Vermutlich der Lohn für seine zweifelnden Gedanken.
Der Fflecx hörte ihn und blickte nach hinten. Auf dem hässlichen, warzenübersäten Gesicht entglitten die Züge jeglicher Kontrolle, Todesangst zeichnete sich ab, als er erkannte, wer ihm nachsetzte. Gnade war normalerweise von einem Acïjn Rhârk nicht zu erwarten. Er rannte los, warf den Rucksack von sich und erreichte eine erstaunlich hohe Geschwindigkeit.
Dennoch blieb ihm Lrashàc auf den Fersen.
Kurz bevor er ihn eingeholt hatte, warf sich der Fflecx voller Verzweiflung in einen hohlen, schwarzen Baumstamm, kroch hastig hinein und zog die Füße mit den Schnabelschuhen an. Das dünne Stimmchen kreischte grell: »Nein, nein! Lass mich! Lass mich!«
Lrashàc stellte einen Fuß vor das schmale Loch, durch das sich ein Opfer gedrängt hatte, nahm mit der Keule maß und zerschmetterte den oberen Teil des Baumes mit einem brachialen, waagrechten Hieb.
Das Kreischen des
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