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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ausgemerzt.«
    »Das Gleichgewicht der Welt rückt wieder näher«, antwortete Lrashàc. Sie teilten sich ihren zweiten Namen, wie es üblich für ihre Art war, wenn man aus der gleichen Brutkammer stammte; insgesamt waren es zwanzig der einhundert Krieger, die Draigònt genannt wurden; thar wiederum war die Ordnungszahl; sie zeigte an, aus welcher Brut der Draigònt sie stammten.
    Wie stets, wenn sie einen Gegner niedergeworfen hatten, musste er die Frage stellen. »Haben wir etwas gefunden?«
    Rhârgann senkte die Arme, dann schüttelte er den behelmten Kopf.
    Lrashàc spürte die Enttäuschung. Sein Volk verfolgte seit dem niederträchtigen Anschlag die größten Anstrengungen, Neuigkeiten und Wissen über die Schwarzaugen zu sammeln, um einen Schlag gegen ihr Reich zu führen. Nicht unbedingt wegen des Gleichgewichts der Welt, sondern als Erwiderung, als Vergeltung, als Strafe. Dieses Mal wollten sie nicht weniger niederträchtige Mittel zum Einsatz bringen, um die Albae zu vernichten. Sollte es gelingen, diese Rasse aus der Welt zu fegen, gäbe es nichts, was den Acïjn Rhârk an Kampfkraft im Feld widerstände. Gar nichts.
    »Die Oudwen besaßen keine wertvollen Aufzeichnungen. Wir übergaben alles dem Feuer. Möge ihr aufgeschriebenes Wissen mit den Verfassern zusammen untergehen.« Rhârgann sah auf den beschmutzten Panzerhandschuh seines Gegenübers. »Bedanke dich bei mir. Ich habe ihn dir in die Arme getrieben«, sprach er amüsiert, »anstatt ihn selbst zu töten wie seinen Begleiter. Damit du nicht einschläfst.«
    »Ich preise deinen Großmut, mir Abwechslung verschafft zu haben«, gab Lrashàc zurück und lachte. »Haben wir unserer Brutstatt Draigònt Ehre gemacht?«
    »Das soll nicht anmaßend klingen, doch ich wage zu behaupten, dass jeder von uns Tausend umbrachte. Außer dir, natürlich.« Er lachte freundlich. »Es sei dir verziehen, dass du unsere Leistung geschmälert hast.«
    Lrashàc wusste, wie es gemeint war, bedauerte aber dennoch, nicht gewütet zu haben. Sein Leben bestand aus Kampf, er wollte töten, den Ausgleich bringen, für eine Zeit des Friedens und Einklangs streiten. Aber einer hatte Wache halten müssen.
    Durch das Tor marschierte die restliche Einheit.
    Keine der Rüstungen sah beschädigt aus, an keiner Stelle sickerte Blut hervor, welches gelb leuchtete, sobald es an die Luft gelangte.
    Still hatten sich die Hundert in der Stadt verteilt, nachdem sie innerhalb weniger Lidschläge das Tor durchbrochen und die Wächter ausgeschaltet hatten. Mordend ging es von Haus zu Haus, und nachdem sich ihre Anwesenheit nicht länger verbergen ließ, war es zu Scharmützeln gekommen, wie Lrashàc aus seinem Versteck heraus beobachtet hatte. Er fühlte großen Stolz, zu ihnen gehören zu dürfen.
    Die Acïjn Rhârk nahmen Aufstellung.
    Die thar Draigònt scharten sich als eigene Gruppe zusammen. Außer ihnen waren noch son Cratai, kry Kalan und thar Qelt losgezogen; ihr Anführer Mrotòn entsprang den xa Watarh. So war es Brauch, damit sich keine der an einem Kriegszug beteiligten Brutkammern im Vorteil sehen konnte.
    Laut knisterte und knackte das Feuer, die Hitze wallte zu ihnen herüber. Der ganze Berg schien in Flammen zu stehen und wandelte sich zu einem Fanal. Der grelle Schein beleuchtete die Krieger, die Panzerungen, Waffen und Helme ließen sie überirdisch wirken.
    Göttergleich.
    »Wir rücken ab«, hob Mrotòn an, der den Rang eines Ji’Osai innehatte. Seine Stimme und übertönte spielend das Prasseln des Infernos. »Es geht nach Osten.« Er wandte sich um und verfiel in einen lockeren Marsch.
    Im Gleichschritt schlossen sich die Acïjn Rhârk an, das Stampfen ihrer schweren Stiefel war unüberhörbar und eine Warnung an alle, die sich ihnen in den Weg stellten. Niemand hielt den schwarzstählernen Tross aus Muskeln und Stahl auf.
    Lrashàc und Rhârgann tauschten beim Marschieren knappe Blicke: Sie drangen in Dämonenland vor!
    »Was bezweckt Mrotòn damit?«, fragte Lrashàc leise. Sein Volk widerstand zwar vielfältigen Formen von Zauberkraft und Magie oder Flüchen, indem sie Schutzzeichen in ihre Rüstungen einbanden, doch gegen den Nebeldämon würde es schwerlich helfen.
    Rhârgann wusste nichts zu entgegnen. Er war ebenso ratlos.
    Lrashàc verspürte keine Furcht. Jedoch ließ es sich nicht vermeiden, dass er immer wieder darüber sinnierte, was man gegen flüchtige Gespinste mit Klingen und Keulen ausrichten könne.
    Seine Erkenntnis lautete: nichts. Man benötigte ein

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