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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sinthoras und fuhr angewidert eine Schnitzerei an einem Stützbalken mit dem Finger nach.
    »Alles ist elbisch, und doch unterscheidet es sich von dem, was wir in Tark Draan vorfanden«, steuerte Caphalor seine Gedanken bei. »Diese Werkstätten sind erbaut mit großem Wissen, das sich mit unserem messen kann.« Er blickte sich erneut um und hoffte, eine Kleinigkeit zu entdecken, die ihnen Aufschluss gab, warum die Todfeinde gegangen waren. »Sie verließen ihre Zuflucht anscheinend geordnet, nahmen ihre Sachen mit und ließen lediglich ihre Behausungen und die Einrichtung zurück.«
    »Also rechneten sie mit einem Angriff.«
    »Sie rechneten mit etwas, das über das Tal hereinbrechen würde.« Caphalor konnte keinerlei Bedrohung erkennen, die sich auch nur andeutungsweise abzeichnete. Weder gefährliche Überhänge noch Moränen.
    »Eine Lawine von unbeschreiblichem Ausmaß vielleicht?« Sinthoras stieß den Speer in den See, um ihn vom Saft des Apfels zu reinigen. »Doch dann wären sie wieder zurückgekehrt«, überlegte er laut, »falls sie unterwegs nicht durch eine Fügung starben.«
    Caphalor fiel es schwer, die Anzahl der einstigen Bewohner zu schätzen. Die gewaltigen Häuser boten Platz für zweihundert Köpfe. Sein Blick wanderte zu den Terrassen, wo das üppige Getreide wogte. Es könnten mehr sein.
    Sinthoras zog die Klinge aus dem Nass und trocknete sie mit dem Saum seines schwarz-weißen Mantels. »Suchen wir die Felswände nach verborgenen Eingängen ab.«
    »Die Elben sollen in den Berg geflüchtet und die Gefahr eingegangen sein, von den Unterirdischen aufgerieben zu werden?« Caphalor kam der Gedanke sehr weit hergeholt vor. »Die Feindschaft zwischen den beiden ist mit unserer zu den Spitzohren beinahe gleichzusetzen.«
    »Eine Bergmade würde keinen Elb töten, wenn er mit einem Blag vor ihm steht. Ihre Fäuste mögen aus Stahl sein, aber die Herzen sind einfach zu weich.« Sinthoras erhob sich. »Das sind viele Terrassen und Wände. Es wird uns viele Momente der Unendlichkeit kosten, bis wir fertig sind.« Er wirbelte den Speer einmal herum. »Die köstlichen Äpfel werden uns den Aufenthalt versüßen. Und Mehl könnten wir uns auch selbst machen.« Er setzte sich in Bewegung. »Wir fangen mit dieser Ebene an.«
    Ich werde sicherlich kein Getreide ernten und dir frisches Brot backen. Caphalor stand auf und übernahm die andere Seite, aufmerksam lauschend und sich immer wieder umschauend. Zwar glaubte er nicht mehr an einen Hinterhalt, weil die Siedlung zu lange schon aufgegeben war, doch Überraschungen lauerten in Tark Draan überall.
    Solange der Grund nicht geklärt ist, weswegen sie verschwanden, darf ich nicht nachlässig werden. Er sah zum See, in den unaufhörlich der Strom plätscherte. Seine Brauen zogen sich zusammen. Könnte sich darin vielleicht ein Scheusal verbergen, das die Elben aus ihrem Reich vertrieb? »Sinthoras!«, rief er nach seinem Begleiter.
    Gleich darauf erschien der blonde Alb lautlos. Knapp setzte Caphalor ihn über seine Vermutung in Kenntnis.
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Ich kann es nicht ausschließen«, beharrte Caphalor. »Wer weiß, welchen Durchgang es in den See gibt. Das Becken muss einen Abfluss besitzen. Wo etwas hinausgeht, mag auch etwas hineingelangen.«
    Sie kehrten an den Rand des Sees zurück und blickten in die klaren, finsteren Fluten. Danach prüften sie mit Holzlatten, die sie aus den Werkstätten herausbrachen, in welcher Tiefe sich der Grund befand.
    Als sie die siebte Latte an die vorangegangenen banden und ein Gewicht anbrachten, damit der Auftrieb ausblieb, und sie immer noch nicht auf Widerstand trafen, blickten sich die Albae an.
    »Das sind beinahe dreißig Schritte.« Caphalor lief in die Werkstatt mit den Webstühlen, verband einige übrig gebliebene Faserstränge und kehrte damit nach draußen zurück. Er befestigte den gewonnenen Faden am oberen Ende der Latte und ließ das Holz los, Sinthoras tat es ihm nach.
    Der Messstab versank mit einem Gluckern im Wasser, der Faden surrte durch Caphalors behandschuhte Finger. Stumm überschlug er die Länge. »Fünfzig Schritt«, teilte er verwundert mit und musste den letzten Rest der dünnen Schnur aufgeben. »Kein Boden.«
    »Bei den Unauslöschlichen! Darin kann alles mögliche leben oder plötzlich auftauchen.« Sinthoras sah zu, wie das ausgefranste Fadenbündel unter Wasser glitt und rasch im Dunkel verschwand.
    »Oder eben nichts.« Caphalor überlegte, wie sie sich absichern

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