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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den unachtsamen Besucher bereits eingekreist hatten, dann ging er zu dem Alb und klopfte mit dem Stock gegen dessen Bein.
    »Wenn du sterben willst, Geschichtenschreiber, schleiche dich noch einmal in mein Haus und werde von mir übersehen«, weckte er ihn freundlich. »Denn Sféa, Lârc, Ûsh und Arà finden dich immer und behandeln dich, wie sie jeden Eindringling behandeln.«
    Carmondai zuckte hoch. »Verzeih«, murmelte er schlaftrunken. »Ich hielt es vor Wissbegier nicht aus. Alle reden davon, dass du eine erste Prüfung unternommen hast, und ich wollte der Erste sein, der von deinem Abenteuer in aller Ausführlichkeit hört.« Er setzte sich hin und schlug sein Buch auf; aus einer seitlich angebrachten Schatulle nahm er den Stift aus gepresstem Kohlenstaub. Nach eine kurzen Pause klappte er die Seiten wieder zu. »Nein. Du siehst zu müde aus, um noch von mir befragt zu werden. Das können wir morgen nachholen.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt. Bleib nur, Meister in Wort und Bild«, hielt ihn Arviû davon ab, aus dem Sessel zu steigen. »Ich hole mir etwas zu trinken, und dann sollst du hören, wie es verlief.«
    Er verschwand in die Küche, ertastete das Fass mit dem Trinkwasser, das einen Schuss Wein und gemahlene Gewürze sowie eine leichte Honignote beinhaltete, und goss sich einen Becher voll, den er noch im Stehen leerte, um nachzufüllen und in die Stube zurückzukehren. Er schob das Gefühl der schmerzenden Glieder beiseite.
    »Ich ahne, dass du der unumschränkte Sieger warst?«, empfing ihn Carmondai. Das leise Kratzen verriet, dass er sich etwas notierte oder zeichnete.
    »Zu viel der Ehre, aber ich bezwang sie, ja.« Arviû grinste und setzte sich, streifte die Stiefel ab und legte die Beine hoch. Das Bad muss warten . Die vier Raubkatzen ließen sich um ihn herum nieder, leckten sich die Pfoten und das Fell sauber, schnurrten dabei.
    Haargenau beschrieb er, was sich abgespielt hatte, vom Ablauf der Kämpfe bis zum Ende des Nachtmahrs. »Danach machte ich mich auf den Rückweg und fand dich hier vor.« Er nahm einen Schluck vom Getränk, genoss die leichte Weinnote und die kaum spürbare Süße. Er musste ein Gähnen unterdrücken.
    »Du bist demnach mehr als vierzig Meilen an einem Tag gelaufen und überstandest den Kampf?«, fasste Carmondai zusammen. »Ich will nicht ungläubig klingen …«
    »Tust du nicht. Du klingst vielmehr offen zweifelnd.« Arviû streichelte Sféa über den schlanken Kopf und schmunzelte. »Ich übertreibe wirklich nicht. Ich bestehe darauf, dass du die anderen befragst, sobald sie morgen nach Dsôn zurückkehren.« Er fühlte, dass sich die Müdigkeit kaum mehr aufhalten ließ. »Sag mir rasch, wie sich die Stadt macht. Sie lärmt beeindruckend auf große Entfernung hin.«
    »Dann komme morgen zu mir. Ich habe das Modell überarbeiten lassen. Du wirst selbst fühlen, wie sich das schwarze Herz entwickelt. Schon jetzt staunen die Barbaren, was wir in der Lage sind zu errichten. Und die Veränderungen der Natur, die mit dem Vordringen sowie Erstarken des Dämons einhergehen, versorgen uns mit genug Schwarzholz für unsere Bauten.« Er erhob sich äußerst behutsam, um nicht den Jagdtrieb der Vena-Katzen auszulösen. »Genieße dein Bett, Arviû.«
    Arviû erhob sich und fühlte sich mit einem Mal balkenschwer. »Das werde ich. Im Gegensatz zu meinen Verfolgern, die sich im Gehöft von irgendwelchen Barbaren einquartieren müssen.« Sein Ring traf auf die Metallarbeiten des Stabs. Der Widerhall zeigte Carmondai, der gerade die Tür öffnete. »Bis morgen. Aber ich weiß noch nicht, wann ich erscheinen werde. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass die Anstrengung spurlos an mir vorübergegangen sei.«
    »Sicherlich.« Carmondai öffnete den Ausgang und verharrte. »Ich muss dir meinen Respekt aussprechen. Kein Alb, den ich kenne oder der mir im Verlauf meines Lebens begegnet ist, weder als Krieger noch als Schreiber, erwies sich als derart … mir fehlen die Worte, um deine Leistung gebührend zu würdigen«, gab er zu. »Doch ich werde mir etwas einfallen lassen. Dir zu Ehren.« Er ging hinaus.
    Arviû atmete tief ein und spürte jeden einzelnen Knochen im Leib. Das war geradezu rührend.
    Er begab sich erneut in die Küche und bereitete sich ein rasches Mahl zu. Dies nahm er auf einem Tablett mit in die Kammer, in der er sein Bad eingerichtet hatte, und ließ sich heißes Wasser aus der Vorrichtung in die Kupferwanne ein. Ein großer Kessel, unter dem Kohle schwelte

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