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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mit mir! Er hielt inne. »Erkläre dich genauer.«
    »Diese Schwärze, die heute Morgen den Talkessel verfinsterte, war kein Zeichen der Göttin Inàste. Es war eine … Albaekraft, und ich wusste sofort, dass du sie ausgelöst hast. Mir war nicht bewusst, dass mein Tonikum eine derlei Vergrößerung des Radius nach sich ziehen würde«, sprach sie hastig. »Verzeih mir!« Iuwâna sank vor ihm auf die Knie, Sféa grollte warnend. »Ich hätte das nicht tun dürfen! Ohne dein Wissen und dein Einverständnis …«
    »Warte.« Er begriff mehr und mehr, was sie ihm angetan hatte – und zwar im besten Sinn angetan.
    »Ich … konnte die Wahrheit nicht länger vor dir verschweigen, Arviû.« Sie senkte schluchzend den Kopf.
    »Soll das heißen, ich bin in der Lage, Dunkelheit am helllichten Tag zu bringen? Über Meilen hinweg?« Er entsann sich des Schwindelgefühls. Es kam nicht vom Hunger. Es war die Anstrengung!
    »So scheint es«, erwiderte Iuwâna zögerlich.
    »Und könnte es sein, dass ich die Herzen meiner Gegner durch Furcht zum Stehen bringe? Ebenfalls über weitere Entfernung als bisher möglich?«
    »Das … müsste man herausfinden«, antwortete sie und atmete heftig vor Angst. »Wie wirst du mich strafen? Solltest du mich deinen Vena-Katzen vorwerfen …«
    »Sei nicht albern. Sie fressen kein Albfleisch.« Er schob sich den Löffel behutsam zwischen die Lippen und genoss die dezente Süße. Samusin, du sandtest mir deine Botin! Und sie kann begnadet kochen. »Deine Strafe wird sein, dass du von heute an meine Gefährtin bist.«
    Sie hob das Antlitz, und er konnte sich ihre Verwunderung deutlich vorstellen. »Wie?«
    »Ich kann es mir nicht erlauben, eine Cîanai wie dich, die mir das wunderbarste Geschenk von allen machte, zu verlieren, entweder durch deinen Tod oder durch die Bindung an einen anderen Alb«, erklärte er ihr. »Von daher wirst du nicht mehr von meiner Seite weichen, Iuwâna.« Er aß einen weiteren Löffel der Speise. »Des Weiteren wirst du mich weiterhin mit diesem Tonikum versorgen und niemandem davon berichten.«
    »Ich …« Die junge Albin schien ihr Glück nicht fassen zu können. »Oh, damit erfüllst du einen meiner größten Wünsche!« Sie küsste seine Hand und umschlang seine Knie. »Das ist keine Strafe für mich!«
    Sféa fauchte, riss die Kiefer weit auseinander und wollte zuschnappen, doch Arviû beruhigte die Katze mit einem knappen Laut. »Dann sind wir uns einig.« Er aß den Becher leer und reichte ihn zurück. »Sing mir das Lied noch einmal.«
    »Sicherlich!« Iuwâna erhob sich und ließ es erneut erklingen, während sich Arviû in seinen Gedanken an das Kommende verlor. Mag man sich das vorstellen? Bald habe ich herausgefunden, zu was ich mit meinen Kräften in der Lage bin.
    Auf seinen Zügen entstand ein kaltes Lächeln.
    Die Elben hatten sich mit ihm den gefährlichsten Feind erschaffen, den es in der Geschichte je geben würde.
    Ein Dämon und zugleich eine Legende. Das war er den Spitzohren schuldig.

Fürchte
    nicht die Nacht.
    Sie gibt dir Trost und Sicherheit.
    Fürchte
    nicht den Sturm.
    Er singt dir Lieder, entreißt die Sorgen.
    Fürchte
    das Taggestirn!
    Es offenbart alles Elendige
    und weiß es
    nicht
    zu mildern.

Wie Arviû zur wahrhaften Legende zu Lebzeiten wurde und den Grundstein für eine trügerische Allianz legte, die einst zum Tragen kommen sollte
    Tark Draan (Geborgenes Land), südöstlich des Grauen Gebirges, 4372. Teil der Unendlichkeit (5202. Sonnenzyklus), Herbst
    »Es ist mir unbegreiflich, wie sie von den Spähern übersehen werden konnte.« Arviû eilte den Weg entlang und trotzte dem kalten Wind und dem Regen, die sich ihm und Iuwâna entgegenwarfen.
    Die Berge um sie herum wurden steiler, die Landschaft zeigte sich felsiger; oft mussten sie Täler und Schluchten durchqueren, in denen die Bäche mehr und mehr anschwollen.
    Um ihn herum eilten seine vier Vena-Katzen. Er hörte sie zwar nicht beständig im Rauschen und Prasseln der nassen Böen, doch er wusste, dass sie da waren und die Albae aufmerksam und argwöhnisch sicherten.
    Die Cîanai saß auf einem Pferd und ritt neben Arviû her, transportierte das Gepäck und Vorräte. »Carmondai verriet mir, dass sie in einen Felsen eingebettet liegt«, teilte sie ihre Gedanken. »Daher entging sie unseren Kundschaftern zunächst. Es rechnete keiner mit eine Elbenfestung außerhalb der Goldenen Ebene.«
    »Ein Hoch auf Virssagòn! Es hätte übel enden können. Wie gut, dass er sie

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