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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schlimmer stinken als ein verwesender Óarco. Acòrhia erhob sich und wankte müde zum Fels zurück, wo ihre eigenen Sachen lagen. Ein Bad in klarem Wasser wäre zu schön. Sie vermutete, dass die Bestie, die Nomirôs verschlang, das Gift in ihm bemerkt und ihn herausgewürgt hatte, um nicht daran zu verrecken. Mich wird kein Scheusal anrühren. Bei dem Geruch, der mich umgibt.
    Sie nahm ihren Proviant und warf ihn sich auf den Rücken, marschierte los. Wohin soll ich eigentlich?, überlegte sie nach den ersten Schritten. Das Gift wird mich bald umbringen. Selbst wenn ich die Drillinge fände, ist mein Ende besiegelt. Sie konnte ebenso gut an einem schönen Ort auf das Sterben warten.
    Acòrhia schleppte sich durch den Gang und folgte dem Geräusch fließenden Wassers. Vielleicht bekam sie wenigstens etwas zu trinken und die Möglichkeit, sich und die Kleidung zu säubern.
    Im flackernden Lampenschein erreichte sie eine Ausbuchtung, in der eine Quelle aus dem Boden sprudelte; das beigefarbene Wasser rann über ausgewaschene rote Felsen und versickerte im geröllübersäten Boden.
    Acòrhia warf den Rucksack ab, roch an der Quelle und stellte fest, dass das Wasser trotz seiner Färbung keinen allzu schlechten Geruch besaß. Und wenn schon? Ich verende ohnehin. Sie wusch sich zuerst die Arme, dann das Gesicht und kostete. Es schmeckte leicht salzig und nach Gras, doch es tat ihr gut.
    Schließlich warf sie die stinkenden Kleider von sich und reinigte sich gründlich, ließ das Gewand unter dem Wasser liegen und hoffte, dass sich die Exkremente herauswuschen. In der Zwischenzeit begnügte sie sich mit ihrem Mantel, den sie aus dem Rucksack gezogen hatte. Sie kauerte sich auf einen Felsen und wärmte sich an der Lampe.
    Ein lauter albischer Fluch erklang, dann hörte sie es platschen.
    Das war doch Phodrôis’ Stimme. Acòrhia zog den Dolch, verbarg ihn jedoch unter dem geschlossenen Mantel. Aus Vorsicht. »Ich bin hier«, rief sie. »Folge meiner Stimme, und du wirst mich finden. Es gibt Wasser, an dem du dich erfrischen kannst.«
    Der Lichtschein einer zweiten Lampe näherte sich, dann stand der Alb vor ihr, der seine Haarpracht mit Pflanzenextrakten purpurfarben tünchte.
    Im Gegensatz zu ihr hatten nur seine Schuhe und der Saum der weiten, schwarzen Hose Bekanntschaft mit den Ausscheidungen gemacht. Sein weißes Hemd und der Mantel waren rein. »Das ist widerlich«, sagte er voller Abscheu und legte den Rucksack ab. Er ging zur Quelle und wusch die schmutzigen Stellen gründlich ab.
    Die Geschichtenweberin beobachtete ihn dabei. Seine Statur verriet, dass er wenig körperlich arbeitete. Phodrôis gehörte zu den besten Klangmalern der Stadt, der metallische Farben für seine Bilder einsetzte. Waren sie getrocknet, konnte man mit einem Schlegel sanft dagegenschlagen und sie zum Klingen bringen. Motive, verschiedene Farben und Töne ergaben ein Gesamtkunstwerk. Sein außerordentliches Talent hatte ihn jedoch nicht vor der Verbannung bewahrt.
    »Es ist auch schön, dich zu sehen.« Acòrhia nickte ihm zu. »Bist du Nomirôs begegnet?«
    »Nein. Wo denn?«
    »Er war in der Höhle. Teile von ihm schwammen in der Jauche, durch die du gelaufen bist. Er wurde zur Hälfte verschlungen und ausgespien.«
    »Oh, ihr Infamen! Er ist bereits tot?« Phodrôis setzte sich ihr gegenüber und wirkte um mindestens zehn Teile gealtert. »Das ging schnell für ihn. Phondrasôn lässt einem nicht viel Zeit, sich einzugewöhnen.« Er betrachtete sie. »Ich freue mich tatsächlich, dich zu sehen. Dann sind wir nicht allein. Und du bist mit deinem Käfig im Kehricht gelandet«, stellte er fest.
    »Ich konnte schlecht ausweichen«, erwiderte sie mit einem unglücklichen Ausdruck auf dem Antlitz. »Stinke ich noch sehr?« In ihr formte sich ein Plan, wie sie ihr zu frühes Ableben aufschob.
    Phodrôis machte eine bestätigende Geste. »Da wir nicht vorhaben, an einem gesellschaftlichen Ereignis teilzunehmen, ist das nicht wichtig. Höchstens lästig.« Er sah sich lange um, seine Miene spiegelte Ungläubigkeit und Niedergeschlagenheit wieder. »Gänge, Höhlen, und wieder Stollen oder Tunnel. Ich frage mich: Wie sollen wir die Drillinge des Statthalters finden? Ebenso gut könnte man eine Münze mit geschlossenen Augen vom Wall in die Stadt schleudern und darauf hoffen, dass jemand sie zurückbringt.«
    Acòrhia hielt den Mantel weiterhin geschlossen, schob eine Hand heraus und schüttelte die feuchten roten Haare auf. »Ich kann dir darauf

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