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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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darf kein Verdacht auf mich fallen. Du kannst in die Festung eindringen, sie heimlich umbringen und sie in die Höhle von Frempâion schaffen. Esmonäe wird dir zeigen, wo das ist. Doch nimm dir Zeit und gehe behutsam vor. Melde dich bei mir, wenn es so weit ist.« Tossàlor sah auf den Stiefel. »Darf ich die Tür schließen?«
    »Hättest du etwas zu trinken für uns? Wir sind lange gelaufen und bräuchten eine kleine Stärkung«, warf sie ein. »Wir sind gleich wieder verschwunden, großer Meister.«
    »Von mir aus.« Er verschwand aus dem Eingang. »Kommt.«
    Ist das eine gute Eingebung? Tirîgon setzte einen Fuß über die Schwelle und betrat die Hütte. Wann bekomme ich wieder eine Gelegenheit, seine Kunst zu betrachten? Die Neugier überwand die Vorsicht. »Halte die Augen offen«, raunte er Esmonäe zu. »Ich traue ihm nicht.«
    »Schön, dass du mir traust«, gab sie leise zurück und streichelte seinen Nacken. »Ich gebe auf dich acht, Geliebter.«
    Die Zeit, sich von ihr schon wieder verspottet zu fühlen, blieb ihm nicht. Die Sicht auf den Innenraum machte jegliches Nachdenken unmöglich.
    Das erste Zimmer wurde von einer grau abgestuften Knochenvertäfelung ausgekleidet, von der Decke hingen drei Gebein-Leuchter in verschiedenen Höhen. Die Durchbrüche und feinen Bohrungen streuten das Licht der Kerzen auf besondere Weise. Was könnte ich von ihm alles erlernen!
    Sie durchschritten den Raum, kamen durch zwei weitere Zimmer, die auf ähnliche Weise gestaltet waren.
    Als Tirîgon sich die hauchdünnen Beinscheiben betrachtete, war Tossàlor auf einmal dicht neben ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich sehe einen kundigen Blick bei dir, junger Alb?«
    »Er schnitzt ganz passabel«, kommentierte Esmonäe aus dem Hintergrund.
    »Nicht gut. Zum Zeitvertreib. Ein Ausgleich zum Dienst auf dem Wall«, erklärte er und geriet beinahe ins Stammeln. Tirîgon bereiteten die schmalen, blutfeuchten Finger, die locker auf ihm ruhten, regelrecht Schmerzen. Ich muss ihn von mir ablenken. »Sind die Knochen angemalt? Es sieht nämlich nicht danach aus.«
    »Gut bemerkt, junger Alb.« Tossàlor schien innerlich abzuwägen, dann zog er seinen Besucher mit. »Komm mit in meine Werkstatt. Ich zeige dir, wie ich es mache.« Unterwegs reichte er ihm und Esmonäe Brot und Käse, nachdem er sich immerhin die Finger abgewischt hatte. Tirîgons Appetit war dennoch nicht sonderlich groß in dieser Umgebung.
    Und wieder musste Tirîgon staunen, als sie die Werkstatt betraten. Schränke und Kisten standen umher, Aufschriften verkündeten, welche Gebeine, Farben oder Werkzeuge darin lagerten. Blutbahnen auf dem Boden führten zu einer Klappe. Anscheinend hatte der Künstler gerade vor ihrem Eintreffen einen Kadaver entsorgt.
    An der hinteren Wand waren vier kleine Zellen zu sehen, und hinter den Gitterstäben saßen apathisch glotzende Elben. Ihr Wille schien gebrochen. Einer von ihnen hatte violette, der andere schreiend gelbe Haare. Abgesehen davon und von den frischen Narben an den Unterarmen wirkten sie weder misshandelt noch unterernährt. Eine Zelle war leer. Er kümmert sich gut um sie, wie es den Anschein hat. Er wandte sich dem Künstler zu, seine Blicke richteten sich auf dessen grüne Locke.
    »Du bist dem Rätsel auf der Spur, nicht wahr?« Tossàlor machte die kurze Führung Spaß.
    »Ich nehme an, du hältst sie dir, um bei Bedarf auf sie zurückgreifen zu können. Und du hast Versuche mit ihren Haaren angestellt. Sogar an dir selbst«, antwortete Tirîgon. »Was hat das mit den bunten Knochenplättchen zu tun?«
    »Ich entdeckte bestimmte Rassen in Phondrasôn, deren Knochen sich färben. Ihrer Nahrung wegen. Mal sind es Algen, dann Pflanzen, dann die Panzer von Insekten oder besondere Flechten an der Wand. Ich sammelte all das und erschuf daraus Pulver, gab es in die Nahrung«, erklärte er voller Stolz und zeigte auf die Zellen. »Da drin sitzen meine kommenden Meisterwerke! Durch und durch von Farbe durchwirkte Elbenknochen! Ich könnte vor Freude bersten!« Tossàlor steckte die Haarlocke zurück unter die Haube. »Das stammte von meinem ersten Versuch. Ich wurde zu ungeduldig.« Er sah die Besucher an und erwartete Beifall.
    Er ist verrückt. Tirîgon wusste, dass der Künstler das Gleiche mit einem Alb machen würde, sollte sich die Gelegenheit bieten. Ich sollte ihn bei unserem Abschied töten, ehe er sich einen von uns schnappt.
    »Das ist außerordentlich!«, lobte Esmonäe und klatschte. »Damit

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