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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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könntest du ein Vermögen in Dsôn verdienen.«
    »Das werde ich.« Tossàlor grinste. »Aber noch nicht jetzt. Erst forsche ich noch weiter. Wer weiß, wie lange unser junger Alb braucht, um mir die Bestie zu bringen? Und an der Formel für die weichen Knochen feile ich ebenfalls.« Bevor Tirîgon die Albin aufhalten konnte, fragte sie nach, was er meinte.
    Tossàlor ging an einen Schrank, öffnete ihn und suchte einen skelettierten Brustkorb heraus, dessen Knochen das Weiß verloren und eine milchigtrübe Färbung angenommen hatten. Tirîgon sah erstaunt, dass sich das Gebein verformte wie biegsame Äste. »Essig«, sprach er. »Nun, und zwei, drei Zusätze, die den Kalk aus den Knochen lösen. Aber der Essig erledigt die Hauptaufgabe. Damit kann ich das Gebein formen, wie ich möchte. Mit etwas Lack sorge ich anschließend dafür, dass der Knochen seine neue Gestalt beibehält.« Tossàlor reichte den Brustkorb an Esmonäe, die auf den einzelnen Stücken herumdrückte.
    »Du bist wahrlich ein Meister!«, lobte sie.
    Und von allen guten Sinnen verlassen, dachte Tirîgon und sah den Blick, mit dem der Künstler ihn neuerlich musterte. Wie dumm, dass wir ihn brauchen.
    Tossàlor schlug Tirîgon auf den Rücken. »So, genug ausgeruht. Hinaus mit dir und melde dich, wenn du mir mein neues Spielzeug besorgt hast.«
    Er war erleichtert, ungeschoren aus der Hütte zu gelangen. »Ich mache mich gleich daran«, spie er aus.
    »Ich gehe ihm ein wenig zur Hand«, fügte Esmonäe hinzu. »Wir werden uns schneller wiedersehen, als du denkst.«
    »Sicher.« Tossàlor klang nicht überzeugt. »Ihr findet allein hinaus. Ich muss prüfen, welche Knochenfarbe der Gelbschopf hat.« Er nahm ein langes, dünnes Messer, dessen Klinge flacher als ein Fingernagel war. »Womöglich muss ich die Zusammensetzung des Pulvers verändern, wenn mir das Ergebnis nicht zusagt.«
    Da verstand Tirîgon, woher die Narben an den Elbenunterarmen stammten. Er schneidet sich durchs Fleisch und sieht nach. So einfach kann es sein.
    Die beiden verließen die Hütte und marschierten durch den Wald zurück zu den Rebenstöcken.
    »Ihr Infamen und sonstigen Götter«, stieß Tirîgon aus. »Wie verrückt ist dieser Alb?«
    »Er ist Künstler. Manche sagen, es gibt keinen Unterschied zwischen Verrückten und Künstlern«, antwortete Esmonäe.
    »Das würde bedeuten, dass so gut wie sämtliche Albae wahnsinnig sind«, führte er den Gedanken fort. Nein, so verhält es sich gewiss nicht. »Tossàlor ist für mich der König der Seelenkranken.« Tirîgon grübelte lieber an einem Schlachtplan, als sich weiter mit der Kunst zu beschäftigen, auch wenn er sich der Faszination nicht vollständig zu entziehen vermochte. Ich könnte von ihm die Feinheiten des Schnitzens lernen. Aber das durfte er unmöglich zugeben. »Wir gehen auf die Anhöhe am Eingang und sehen uns nochmals um«, sagte er zu Esmonäe. »Bist du schon mal in die Festung eingedrungen?«
    »Nein. Ich hatte bislang keinen Grund dazu. Und ich komme der Bestie lieber nicht zu nahe.« Sie lachte auf. »Das muss ich nun wohl. Dank deines Vorschlags. Und es ist sehr mutig von dir.«
    »Eine Bestie wird mich nicht aufhalten.«
    »Ich meine, es ist mutig, auf seine Worte zu vertrauen«, stellte Esmonäe richtig. »Tossàlor könnte uns betrügen.«
    Sie spricht, was ich befürchte. »Dann stirbt er.« Tirîgon hätte in Dsôn Sicherheiten von einem Verbündeten verlangt. Ein Pfand. Hier liegen die Dinge leider anders. »Unser Vorteil ist, dass die Bestie nicht abgerichtet ist, Albae anzugreifen«, fasste er zusammen, während sie die letzte Serpentine hinaufgingen und die Anhöhe erreichten. Er blickte zur Festung. »Demnach wäre es …«
    Sie hielt inne und packte seinen Arm. »Sieh doch!«
    Tirîgon hatte sich zu sehr auf den Blick in die Ferne konzentriert, dass er das große Schiff erst nach ihrem Hinweis wahrnahm. Es schwebte über dem beingedeckten Holzhaus.
    Von der Reling hingen Seile und Strickleitern, an denen Gestalten geschickt und sicher nach oben kletterten. In der Mitte wurde ein Käfig hinaufgezogen, in dem ein Gefangener in leuchtend violetter Kleidung saß und laut schreiend um sich schlug, bevor er durch eine Klappe im Bauch des Gefährts verschwand.
    Was geht da vor? Tirîgon sah, dass die Runen auf dem Rumpf und an den Masten aufglommen, als sich die letzte Gestalt über die Reling an Bord schwang. Sie haben ihn mitgenommen!
    Das Schiff gewann an Höhe, drehte den Bug dabei und nahm

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