Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
nicht zu dem Stock hinabgebückt und wäre im Stehen auf den Auslöser getreten, hätte ihn die Falle vom Nabel bis zum Hals durchlöchert.
    Ich gehe keinen Schritt weiter. »Hört mich an!«, rief er auf Albisch. »Ich weiß, dass es hier ein Versteck gibt. Der Eingang liegt in dem Baumstamm aus Granit, und ich würde zu euch kommen und ihn öffnen. Aber der Nebel ist zu dicht. Ich kann die Auslöser der Fallen nicht erkennen.«
    Seine Stimme hallte verloren durch den Wald. Die Nebelschwaden wogten und zuckten, als hätten seine Worte hineingefasst.
    »Ich bitte euch: Zeigt mir den Weg! Ich bin meinen Häschern nicht entkommen, um durch die Klingen meines eigenen Volkes in die Endlichkeit zu gehen!« Carmondai hoffte wirklich, dass jemand erschien. Seinetwegen konnte der verrückte Carâhnios ums Leben kommen.
    Ein ganz leises, reibendes Geräusch erklang, dann erschien eine Gestalt oben auf dem Stumpf aus Granit.
    Eine hellhaarige Albin in einer dunklen Plattenrüstung hob die Hand zum Gruß und sah sich um, in der anderen hielt sie einen der gefürchteten Langbogen. »Mich hätte es bei meiner Ankunft beinahe aufgeschlitzt. Aber sorge dich nicht: Ich lotse dich.« Sie zeigte nach rechts. »Du stehst weniger als eine Daumenlänge von einem zweiten Auslöser entfernt, also bewege deine Füße nicht ohne meine Anweisung.« Sie lächelte. »Wie heißt du?«
    »Ich bin Carmondai.«
    »Etwa der Carmondai?« Sie klang so ehrfurchtsvoll wie Ostòras.
    Er hob einen Packen mit Blättern. »Ich zeige dir gerne, was ich unterwegs alles zeichnete, trotz meiner Fesseln, und was ich niederschrieb. Sofern ich die letzten Schritte bis zu dir überlebe.«
    »Das sollte uns gelingen.« Sie lachte herzlich. »Mein Name ist Rhogàta. Mach drei ausladende Schritte nach vorne.«
    Er tat es. »Bist du alleine?«
    »Ja. Du hast Glück, mich noch anzutreffen.« Die Albin sah ihm zu. »Halt. Jetzt einen nach links und fünf gerade auf mich zu.«
    Carmondai befolgte ihre Anweisungen. »Ist das Versteck nicht mehr sicher?«
    »Es ist sicher. Ich wollte Votòlor nach Aichenburg folgen.«
    Die Stadt kenne ich. Aichenburg war eine mittelgroße Siedlung im Süden des Reichs, in der es zu seinen Zeiten nichts Besonderes gegeben hatte, das es zum Ziel eines Albbesuchs gemacht hätte. Die Bewohner lebten vom Holzschlagen, die Stämme der seltenen Schwarzeichen wurden flussabwärts geflößt und in Sägewerken verarbeitet. Warum dorthin? »Geht es um die Befreiung von unseren Leuten?«
    Rhogàta verneinte. »Zwei schräg nach rechts, dann musst du fünf Schritte nach vorne kriechen.«
    »Im Nebel ?«
    »Im Nebel. Es sei denn, du möchtest den Draht berühren.« Rhogàta sah sich wieder um und lauschte, ob ihm jemand gefolgt war. »Nein, keine Albae, die wir aus einem Gefängnis holen. Eine andere Unternehmung. Du bist uns dabei herzlich willkommen, wenn du es dir zutraust. Ich hörte, dass du mehr vermagst, als Geschichten zu schreiben.« Sie lachte auf. »So werde ich auch zu einer Heldin in deinen Geschichten. Als Kind träumte ich einst davon, dass mein Name besungen werden würde.«
    »Das wird er.« Carmondai tauchte ab, kroch und endete beim Aufstehen keine zwei Schritte vor dem Stamm. Ein Schauder strich seinen Rücken entlang, als ihm einfiel, dass er seinen Rucksack noch trug, der am Draht hätte hängen bleiben können. »Dann bereitet ihr einen Überfall vor?«
    »Keinen gewöhnlichen. Die Barbarin, die sich die größten Teile unseres Reiches aneignete, wird zu Besuch erwartet.« Rhogàta hob andeutend ihren Langbogen. »Wir senden ihr die Grüße unseres Volkes mitten ins Herz.« Sie zeigte um den Stamm herum. »Jetzt einfach hier entlang, und ich öffne für dich, sobald du angekommen bist.« Dann blickte sie irritiert. »Ist das eine Flasche in deiner rechten Hand?«
    Bevor Carmondai etwas erwidern konnte, sah er die kleine Gestalt, die sich vom dicken Ast sechs Schritt über der Albin löste.
    Im freien Fall und mit den Füßen voran stieß der Zhadár raubvogelgleich nieder, sein ungewöhnliches Schwert mit beiden Händen zum Schlag erhoben.
    Rhogàta musste ein Geräusch vernommen haben, denn sie wandte sich blitzschnell um, den Kopf nach oben gerichtet. Ihre freie Hand zuckte an den Schwertgriff.
    Da fuhr Carâhnios’ Klinge in sie, spaltete den Schädel senkrecht und führte ihren Weg trotz der Panzerung nach unten fort. Die Stiefel des Zhadár krachten auf die Plattform, seine Waffe gelangte bis zur Körpermitte der Albin, die

Weitere Kostenlose Bücher