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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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halb zerteilt nach hinten kippte und vom Baumstumpf stürzte. Schwarze Haarsträhnen fielen abgetrennt in den blutigen Bach.
    »Ho, Schwarzauge! Ich habe sie dir runtergeworfen. Streng dich an und fang ihr Blut auf«, bekam er von oben die Anweisung, der dunkles Gelächter folgte.
    Was dachte er sich dabei? Carmondai musste einen Ausweichschritt machen, um nicht von der spritzenden Leiche getroffen zu werden – und wieder klickte es.
    Ein heißes Ziehen fuhr ihm an den Fersen entlang und riss ihm die Beine weg. Sich überschlagend landete er auf dem Rücken und dem Rucksack und schaffte es irgendwie, dabei die Flasche vor Schaden zu bewahren.
    »Was tust du da unten, Schreiberling!«, brüllte Carâhnios.
    »Hoffentlich überleben!« Umgeben von Nebel, sah er lediglich einen dünnen Schatten von oben herabstoßen und versuchte, ihn mit den Stahlfesseln abzufangen.
    Berstend zersprang das Gefäß unter dem Aufprall, die Scherben trafen ihn schmerzhaft im Gesicht. Funken blitzten, als die Klinge gegen das Verbindungsstück der Schellen schlug und aufgehalten wurde.
    »Hast du noch eine Falle gefunden?«, gluckste der Zhadár.
    Carmondai benötigte all seine Kraft, um die Schneide aufzuhalten, die ihn mit gleichbleibend hohem Druck am Boden hielt. Rutschte sie vom Metall seiner Fesseln, würde sie ihm mitten durch die Brust fahren. Es muss eine gespannte Feder sein.
    »Etwas Beistand wäre schön.« Ächzend rutschte er unter seinen Händen abwärts, um sich aus dem Gefahrenbereich zu bringen und die Klinge langsam abzulassen. Er sah die gebogene Schneide genau vor seiner Nase schweben, die an eine Klaue erinnerte. Passend zur Legende.
    Carmondai schob sich voran, seine Arme brannten und zitterten vor Anstrengung. Gleich kann ich sie ablassen.
    »Du schaffst das«, befand Carâhnios. »Aber was hat da eben geklirrt? Sag nicht, dass es die Flasche war!«
    Da erklang ein zweites Klicken.
    Die hakenförmige Klinge wurde abrupt vorwärtsgezogen, verfing sich dabei im Verbindungsstück der Schellen und riss den Alb bäuchlings mit sich über den feuchtkalten Moosboden, bis der Untergrund plötzlich verschwand und er eine Böschung hinabrollte.
    »Hey! Hey, komm zurück!«, schrie Carâhnios aufgebracht. »Du weißt, was passiert, wenn du die Abmachungen brichst. Ich schwöre dir, ich finde dich!«
    Carmondai gelang es nicht zu sprechen. Sein Sturz endete in einer Kuhle, in der verrottete Gebeinreste lagen. Ein Blick genügte ihm, um zu erkennen, dass es sich um Tiere gehandelt hatte.
    Das war eine Fahrt. Carmondai richtete sich stöhnend auf und entfernte zunächst die Splitter aus dem Gesicht, bevor er sich den Hang hinaufarbeitete und der eigenen Schleifspur zurück zum Baumstamm folgte. Die Schmerzen in seinem betagten Leib waren dadurch nicht weniger geworden, er musste humpeln, um das stechende rechte Knie zu entlasten.
    »Gut. Du bist freiwillig zurückgekommen.« Am Eingang in das Versteck wurde er bereits von Carâhnios erwartet, der ihm allen Ernstes anklagend ein Bruchstück der Flasche entgegenhielt. »Was versprach ich dir vorhin?«
    »Rhogàtas Blut schwimmt auf der Plattform, rinnt am Stamm hinab und versickert in der Erde. Ach ja, und in deinem Bart«, hielt er dagegen. »Wie hätte ich es auffangen sollen?«
    Der Blick des Zhadár fiel auf die Eisenschelle und die Riefen, welche die Klinge hinterlassen hatte. »Sehe ich das richtig – rettete dir meine Fessel das Leben?« Er lachte schallend, sodass es sicher im Umkreis von vier Meilen und mehr im stillen Wald zu hören war. » Das nenne ich Samusinswerk!«
    Knapp beschrieb Carmondai, was ihm widerfahren war. »Ich nehme an, diese Falle soll den Anschein erwecken, das Opfer sei von der Bestie gepackt und weggeschleift worden.«
    »Scheint mir auch so.« Carâhnios kicherte und drückte das Blut der Albin aus den Gesichtshaaren. »Ich gestehe: Ihr Tod war so nicht beabsichtigt. Ich überschätzte den Schwung.«
    »Aus sechs Schritt Höhe? Ja, es traf sie überraschend. Die Freude zerteilte sie förmlich«, kommentierte er beißend.
    »Sagen wir: Weil wir beide keine Meisterwerke ablieferten, vergebe ich dir und lasse dir dein Blut. Zumal ich ja weiß, woher ich rasch neues bekomme.« Er deutete auf die Öffnung im Stamm. »Hier ist übrigens der Eingang, aber ich war schon drin. Enttäuschend. Kaum Unterschiede zu dem ersten Versteck.«
    »Ich werde es mir dennoch ansehen, um es beschreiben und zeichnen zu können.« Carmondai sah den Zhadár fragend an.

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