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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verhindern, dass sie erneut zum Steuermann blickte.
    Der dunkelhaarige Alb hinter ihr lachte. »Ich lasse uns schon nicht dagegenkrachen«, beruhigte er sie.
    »Zwölf Faden«, meldete Gathalor verwundert. »Es wird tiefer?«
    »Wegen der Strömung. Die Verwirbelungen spülen den Sand davon.« Saitôra machte einen entsprechenden Vermerk. »Weitermessen.«
    Das Rauschen des Gewässers schwoll an, der Rumpf begann, in den Wellen zu hüpfen. Tropfen spritzten auf und benetzten die Passagiere.
    Saitôra musste fluchend darauf achten, dass die Karte keinen Wasserschaden davontrug.
    Iophâlors Miene hatte sich verschlossen. Nun lagen beide Hände am Ruder, um den Kahn nicht ausbrechen zu lassen.
    »Zwanzig Faden«, rief Gathalor aufgeregt. »Und … hier reicht es nicht mehr aus.« Er drehte sich zur Albin, er schien entsetzt zu sein. »Der Grund ist weiter als zwanzig Faden unter uns. Und der Tronjor hat Kraft. Er reißt förmlich an der Schnur, als würde ein schwerer Fisch daran hängen!«
    »Beruhige dich«, fuhr sie ihn an, während es ihr kaum mehr gelang, leserliche Einträge zu machen. Das Boot pendelte von rechts nach links, dann tauchte der Bug unvermittelt ein und schaufelte einen Schwall Wasser auf, der über das Deck rann.
    Das ungewollte Abbremsen hatte zur Folge, dass das Heck herumschwang und ihr Kurs sich änderte. Sie hielten nicht länger auf die Öffnung zwischen den Felsbrocken zu.
    Saitôra sprang entsetzt auf und drückte die Karte schützend an sich. »Iophâlor!«
    »Ich sehe es«, gab er gepresst zurück und stemmte die Füße gegen die Bordwand, um das Ruder mit aller Macht herumzureißen.
    Doch der Tronjor trotzte ihm.
    Glucksend und gluckernd umströmte sie das Wasser, der Bug hielt unbeirrt auf die nasse, schwarze Wand zu.
    Saitôra vermochte ihre Geschwindigkeit höchstens zu schätzen. An eine Schwalbe im Flug reicht sie sicherlich heran.
    »Gathalor, komm her«, rief Iophâlor und lehnte den Oberkörper weit über die Bordwand hinaus. »Ich schaffe es nicht alleine.«
    »Ich ahnte es! Ich ahnte es!« Der weißhaarige Alb stakste ungelenk nach hinten und warf sich mit seinem Gewicht gegen den dicken Griff, der sich nun langsam, doch beständig nach backbord bewegte.
    »Du musst keine Angst mehr vor Shôtoràs haben, wenn wir in den Fluten ersaufen«, kommentierte Saitôra. Irïanora wird mir beantworten müssen, warum ich ihn dabei habe. Er taugt zu nichts. »Los, strengt euch an! Das dauert zu lange.«
    Beide Albae schrien vor Anstrengung, die Muskeln schwollen an. Das Holz des Ruders ächzte und knirschte unter der Belastung, doch es gelang ihnen, das Boot zurück in die Strömung zu drehen, sodass sie auf den Durchlass zuschossen.
    Saitôra atmete durch und wischte sich das Spritzwasser aus dem Antlitz. »Gut gemacht«, lobte sie laut, um das Rauschen des Tronjor zu übertönen.
    Der Kahn hielt auf die Lücke zwischen den Felsbrocken zu, der Bug schoss hindurch – als es einen mörderischen Ruck gab und ihre Fahrt abrupt endete.
    Saitôra stürzte nach vorne und schaffte es nicht mehr, sich abzufangen. Der Länge nach fiel sie auf das Deck.
    Der Aufschlag auf die Planken schmerzte gewaltig, doch die Albin gab die Karte nicht frei. Das Deck bockte und tanzte unter ihr, sodass sie nur mit Mühe auf die Füße kam.
    Wasser schwappte nun in rauen Mengen über das verharrende Boot, das sich ganz langsam drehte und dem Strom zusehends die Breitseite darbot. Ein lautes Krachen und Splittern unter ihren Sohlen verkündete, dass die Spanten brachen und aufgerissen wurden.
    Aufgelaufen auf eine verfluchte Klippe! Saitôra ärgerte sich und hielt gerade so ihr Gleichgewicht. Wäre Gathalor nicht beim Kurshalten nötig gewesen, hätte sich das Unglück mit einem Blick verhindern lassen.
    Doch dann vernahm die Albin durch das Brausen des Flusses ein helles Klirren, das sich unter das Krachen des berstenden Holzes mischte.
    Ist das … Ihre Blicke huschten nach rechts und links. Dort machte sie verrostete Eisenringe im Fels aus, und daran spannte sich eine Kette unter der Oberfläche entlang, gegen die sie gefahren waren. Was zum …
    Im gleichen Moment warf sich der Tronjor auf das Boot und drückte eine Seite nach unten.
    Der kippende Rumpf wurde auf ganzer Länge gegen die Kette gedrückt und daran gespalten, er zerbrach in Einzelteile.
    Saitôra fiel in den reißenden Fluss und wurde von der Strömung erfasst, nach unten gezogen.
    Es wurde schlagartig kälter, das Wasser war wie flüssiges Eis.

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