Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
zu zählen. Carmondai kannte keinen
Alb, der sich so etwas herausnahm. Nicht einmal Sinthoras und Caphalor.
    Und ich? Was wird mir in den kommenden Teilen der Unendlichkeit
widerfahren? Die Aufgabe, die ihm übertragen worden war, sorgte bei
Carmondai für gemischte Gefühle.
    Zum
einen fühlte er sich geschmeichelt, zum anderen bedeutete sie große Gefahren.
Unter bestimmten Umständen würde niemand in Dsôn Faïmon seine späteren Berichte
und Oden zu lesen bekommen – weil er bei der Erfüllung seiner Mission in Tark
Draan umgekommen war. Unspektakulär erstochen oder aufgeknüpft, von einem
Felsen erschlagen, von Barbaren zu Tode gefoltert oder sonstwie in die
Endlichkeit befördert. Es gab viele Möglichkeiten, sein Leben zu verlieren.
    Sinnierend
und hadernd achtete Carmondai einmal mehr nicht auf seinen Weg – bis er
bemerkte, dass die Gänge schmaler und niedriger wurden. Daraus schloss er, dass
er sich weg von der Festung bewegte und sich ungewollt anschickte, das Reich
der Unterirdischen zu erkunden. Allein.
    Nicht die beste Idee. Er sah an seine Seite, wo ein
Kurzschwert an der Hüfte baumelte. Die Bewaffnung reichte ihm nicht aus, daher
kehrte er um.
    Nach
langem Wandern erreichte er eine Halle, in der sich eine Handvoll Óarcos
niedergelassen hatte. Sie fraßen schmatzend gesottenes Fleisch von kurzen
Knochen; Carmondai wollte gar nicht wissen, woher sie stammten. Ich bin falsch an diesem Ort.
    Eines
der Scheusale hob den ungeschlachtenen Kopf und grunzte, was zur Folge hatte,
dass die Meute mit dem Mahl aufhörte und zu Carmondai starrte. Ein wütender Ruf
schallte ihm entgegen, der ihn unmissverständlich aufforderte zu gehen.
    Was für eine Ansammlung an Hässlichkeit. Es hat den Anschein, als
würden sie ihre eigene kleine Feier abhalten. Er war nicht darauf aus,
Händel mit den Verbündeten anzufangen, mochten sie noch so abscheulich sein,
daher ging er am Rand der Halle entlang an ihnen vorbei. »Widerlicher,
stinkender Abschaum. Noch vor einem zehnten Teil der Unendlichkeit hätte man
euch die Köpfe abgeschlagen und Farbe aus euren Innereien gewonnen«, sprach er
zu ihnen auf Albisch und verlor dabei nicht sein Lächeln. »Ich hoffe, dass
möglichst viele von euch beim Feldzug gegen Tark Draan krepieren. Notfalls
werden unsere Krieger dafür sorgen, sobald ihr nicht mehr gebraucht werdet.«
    Â»Was?«,
grollte einer von ihnen in einem Barbarendialekt. »Was murmelst’n da vor d’ch
’n?«
    Â»Ich
sagte: Ich wollte nicht bei diesem exquisiten Mahl stören, glaubt mir«, gab
Carmondai in der schlichten Sprache zurück. »Ich möchte auch nichts davon
kosten. Es soll allein euch gehören. Könntet ihr mir freundlicherweise sagen,
wie ich zu den Quartieren meines Volkes gelange?« Es machte ihm Spaß, die
tumben Hirne in Verblüffung zu stürzen. Eine derartige Ausdrucksweise kannten
sie nicht, also wiederholte er seine Bitte langsamer.
    Anstatt
ihm eine vernünftige Antwort zu geben, warfen sie die Fleischknochen weg, erhoben
sich und kamen auf ihn zu. Dabei zogen sie ihre Waffen, zwei lachten gehässig.
»Beschissen’s Schwarz’ge«, brabbelte einer von ihnen. »Meinssst, du kannsssst
u’s vera’schen mit dein’r Bluuuumenspraaache, ’woll?«
    Carmondai
sah ein zerborstenes Fass an der Wand liegen, das sie zuvor geleert haben
mussten. Mit den Scheusalen rollte deren Gestank und der Geruch von Bier zu
ihm, den er von der Orgie in der anderen Halle her kannte.
    Hervorragend, ihr Infamen! Ausgerechnet ich treffe auf eine Horde
besoffener Óarcos, denen der Alkohol Übermut verliehen hat. Er machte
einen Schritt zurück und schob seine Kladde auf den Rücken. Den Aufzeichnungen
durfte nichts widerfahren.
    Â»Nun,
ich frage noch einmal mit Liebenswürdigkeit«, sagte er, aber die Art, wie sie
lachten, verdeutlichte ihm, dass er von ihnen keine Auskunft erhalten sollte.

 

    Ihr wisst: Der Tod trägt mannigfaltige
Gestalt.
    Â 
    Die meisten von ihnen müssen die Albae
nicht fürchten.
    Das Alter spielt keine Rolle.
    Doch der Tod gibt so leicht nicht auf. Er
ist gierig und möchte möglichst viele zu sich in die Endlichkeit holen.
    Deswegen hat er für die Barbaren, Óarcos
und den sonstigen Abschaum Krankheiten, Kriege und weiteres Elend ersonnen.
    Â 
    Und manchmal, so kündeten es die Infamen,
kommt der Tod

Weitere Kostenlose Bücher