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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dem qualmenden Berg ein Sturm toben, aus dem unvermittelt der
Geschuppte schoss und einen lauten, anhaltenden Schrei erklingen ließ, in den
die übrigen Drachen einstimmten. Vom Blut der Barbaren waren die hellen
Hornplatten an Bauch, Hals, Schweif, an den Klauen, fast an der gesamten
Unterseite und am Maul rot gefärbt.
    Ein beeindruckendes Bild! Virssagòn spürte Ehrfurcht
angesichts dieser Urgewalt, gegen die er allein nichts auszurichten vermochte.
Vorsichtshalber hüllte er sich unterhalb der Plattform in Schatten, damit er
auf keinen Fall entdeckt wurde.
    Das
weiße Ungetüm landete vor dem Eingangstor am Boden und spie grelles Feuer gegen
das goldene Relief, das bereits nach dem ersten Stoß zu schmelzen begann. Nach
einem zweiten zerlief es gänzlich, die Torflügel wurden nach innen gedrückt.
    Der
Drache rückte nach und streckte den Kopf ins Innere des Berges.
    Virssagòn
konnte nur vermuten, was geschah. Als das dumpfe Rauschen ertönte und gleißende
Feuerlanzen aus dem unteren Bereich des Bergs schossen und Asche ins Freie
bliesen, erhielt er Gewissheit: Der weiße Geschuppte, ein angebliches Geschöpf
Sitalias und Bruder der Elben, setzte seinen vernichtenden Brodem ein; wieder
und immer wieder erklang das dunkle Zischen.
    Elben
sprangen in ihrer Furcht oder brennend aus den Fenstern und starben beim
Aufschlag. Die kleineren Drachen spien ihr Feuer bei den oberen Wohnringen
gegen den Berg und schufen eine Gluthitze, in der es unmöglich sein musste,
Luft zu holen, ohne dass die Lungen verbrannten. Aus der Öffnung über Virssagòn
stachen ebenfalls Lohen, wie er aus dem flackernden Schein schloss.
    Wie
lange die Geschuppten ihrem Hass freien Lauf ließen, vermochte er schwer zu
schätzen, aber irgendwann zog sich der weiße Drache zurück. Er leckte sich über
die Schnauze, ließ ein markerschütterndes Siegesbrüllen erklingen und schlug
mit den Schwingen, um sich erneut aus einer glitzernden Wolke heraus zu
erheben. Er zog nach Süden, und die kleineren Exemplare folgten ihm.
    Das war mein Meisterstück. Virssagòn kletterte zurück auf
den Felsensteg, während sich Tauwasser auf ihn ergoss und ihn durchnässte.
    Der
ganze Berg dampfte, Schnee schmolz in der Hitze, welche die Wände abgaben.
    So schnell werde ich nicht hineingehen können. Er sah nach
unten. Bleibt mir nur der Abstieg über die Wand.
    So
schwer es ihm auch fiel, Virssagòn legte die Rüstung ab und bettete sie am Rand
des Eingangs, aus dem eine unglaubliche Hitze waberte und Ascheflöckchen
heraustrudelten. Ich hole sie, so schnell ich vermag.
    Geschickt
und ohne die Behinderungen des Harnischs kletterte er durch die warmen
Nebelschwaden der Erde entgegen.

    Ishím Voróo (Jenseitiges
Land), Dsôn Faïmon, zwischen den Strahlarmen Wèlèron und Avaris, 4371./72. Teil
der Unendlichkeit (5199./200. Sonnenzyklus), Winter
    Jiggon
stürzte nach unten, rutschte am Hang entlang und schürfte sich die Haut auf. Wo ist das verfluchte Wasser?
    Seine
Hände streiften eine dicke Wurzel, und er packte zu. Dreckbrocken und Kiesel
rollten an ihm vorbei. Unter sich im Graben hörte er es klatschen. Das Wasser
war noch da, doch aus irgendeinem Grund fehlte eine enorme Menge davon.
    Jiggons
Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, und er sah sich im Licht der Gestirne
um. Er baumelte zwei Schritte über den schnell dahinfließenden Fluten, die mehr
an einen reißenden Fluss erinnerten; das Tosen, das an seine Ohren drang,
schien von einer Kaskade zu stammen. Was haben die Dorón
Ashont getan? Legen sie den Graben trocken? Aber warum geben sie sich diese
unglaubliche Mühe, statt einfach mit Flößen überzusetzen?
    Jiggon
konnte schwimmen, dennoch ließ er die Wurzel nicht los. Ein unbestimmtes Gefühl
warnte ihn davor, in die Fluten einzutauchen. Er wusste nicht, wohin ihn der
Strom treiben würde.
    Ob die Schwarzaugen noch über mir lauern? Er stieß die
Fußspitzen gegen die Wand und suchte sicheren Halt. Handbreit um Handbreit
erklomm er den Graben, fand hervorstehende Felsstücke, an denen er sich
festhalten konnte.
    Unterhalb
der Kante angekommen, lauschte er, bevor er sich mit schmerzenden Armen über
den Rand zog. Er hätte sich nicht mehr länger halten können.
    Was
Jiggon auffiel, war die Ruhe.
    Er
vernahm nur das Säuseln des Windes, Schnee- und Ascheflöckchen trudelten an
ihm vorbei, trafen

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