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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einzutreten.« Er schmunzelte verstohlen.
»Nein, ich denke, es wäre nichts für dich. Deine Schwertzeiten sind vorbei,
sagt man.« Er richtete den Blick auf die trocknenden Óarcoblutflecken, als
wollte er damit sagen: Ich glaube es nicht.
    Â»Weder
eine Albin noch einen Alb«, antwortete Carmondai. »Ich habe alle Verbindungen
vor meiner Abreise nach Tark Draan gelöst. Ich wollte niemandem zumuten, lange
auf meine Rückkehr warten zu müssen. Bei aller Unsterblichkeit habe ich lernen
müssen, dass bereits zwei Momente sehr lange sein können, gleich einer kleinen
Unendlichkeit.« Er hatte den Namen der Einheit sehr genau vernommen. »Verzeih
mir, Nostàroi, aber marschiert die Schar wirklich mit uns?«
    Caphalor
nickte. »Die Unauslöschlichen gaben sie uns mit. Wir haben sie Virssagòn
unterstellt, weil er die Barbarenstämme zu führen hat. Die Goldstählernen
dienen ihm als Peitsche, die er gegen alle schwingen kann, die seinem Befehl
nicht folgen.«
    Beeindruckt
schrieb Carmondai dies nieder.
    Die
Goldstählerne Schar bestand seines Wissens aus einhundertfünfzig Liebespaaren
gleichen Geschlechts, die meisten Albae, aber auch eine Handvoll Albinnen, die
den Kern der Leibwache der Unauslöschlichen bildeten. Der Vorteil der
Liebespaare war, dass sie im Kampf mehr aufeinander achteten, als es
herkömmliche Krieger ohnehin schon taten. Zudem galten sie als die härtesten,
unerbittlichsten Kämpfer, die dort an die Front beordert wurden, wo der
Widerstand am größten war.
    Ich muss sie mir unbedingt ansehen. Sie sollen eine Zierde sein,
vom Wuchs bis hin zu den Rüstungen. Carmondai wurde jeden Tag aufs Neue
in seinem Beschluss bestätigt, den Feldzug gegen Tark Draan zu begleiten.
Einige seiner Freunde hatten ihn mit Blick auf die Gefahren einen Wahnsinnigen
genannt, aber die Möglichkeiten nicht erkannt, die sich ihm hier boten. Keiner
der Mahner hatte die Goldstählernen jemals zu Gesicht bekommen, nicht wenige
hielten sie für eine Legende. Er konnte den Beweis erbringen, dass es sie gab!
    Â»Am
liebsten würde ich nach Dsôn reiten, um Timānris zu sehen.« Sinthoras sog tief
die Luft ein, die Sehnsucht drängte ihn, quälte ihn. »Ich brauche sie!« Beinahe
schon bittend sah er Caphalor an. »Ich muss sie treffen! Denkst du, du vermagst
die Stellung zu halten, bis ich wieder zurückkehre? Es muss niemand wissen,
dass ich die Truppen für einige Momente der Unendlichkeit verlasse! Bitte, ich
reise heimlich! Es wird ohnehin dauern, bis uns die Späher mit Wissen aus Tark
Draan versorgen. So lange müssen wir doch …«
    Â»Reite!«,
unterbrach ihn Caphalor. »Reite und sieh nach deiner Timānris. Halte sie fest,
sorge für ihren Schutz in Dsôn, damit dir nicht das zustößt, was mir
widerfuhr.« Er legte ihm die Hand auf den Unterarm. »Du hast einen Vorgeschmack
bekommen, wie sich der Verlust einer Geliebten anfühlt. Lass es niemals
Wirklichkeit werden.«
    Carmondai
beobachtete die beiden sehr genau. Sie stehen einander sehr
nahe. Wahre Freunde, obwohl sie so verschieden scheinen. Sinthoras, der sich
gern im Mittelpunkt sieht und Aufmerksamkeit braucht. Caphalor, der ruhige,
düstere, verschlossene Alb, dem der Tod auch die Heiterkeit geraubt hat.
    Â»Danke.
Ich stehe tief in deiner Schuld. Bis zur Versammlung bleibe ich noch, danach
reise ich ab. In aller Stille und unerkannt.« Sinthoras eilte hinaus.
    Caphalor
schien Carmondais Gedanken zu erahnen. »Du wirst nicht schreiben, dass Sinthoras geritten ist. Jedenfalls nicht jetzt. Später einmal,
wenn wir Tark Draan unterworfen haben, magst du es verbreiten. Es käme bei den
Truppen nicht gut an, wenn sich der Nostàroi wegen einer Liebschaft mitten im
Feldzug davonstiehlt.«
    Â»Hat
er nicht recht, wenn er sagt, dass die Späher erst ihre Aufgaben …«
    Â»Das
war keine Bitte an dich, es war eine Anordnung, Carmondai«, fiel Caphalor ihm
kühl ins Wort. »Wenn du möchtest, dann geh und sieh dir die Goldstählerne Schar
an oder bleibe hier und verfolge die Beratung, wie wir gegen Tark Draan
vorgehen werden. Aber verliere keinen einzigen Satz über Sinthoras’ Ausflug
nach Dsôn. Betrachte das Geheimnis, das man dir zuteil werden ließ, als einen
Vorschuss in das Vertrauen, das ich dir entgegenbringe.«
    Wieder gibst du mir Anweisungen, als wäre ich ein kleiner
Schreiber.

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