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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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lassen.
    Morana
wich den Leuten in den Straßen und Gassen aus, die bei ihrem Anblick stehen
blieben und sie bestaunten, als wäre sie ein göttergleiches Wesen. Ihre Tarnung
war fast zu gut. Ich sollte ein bisschen freundlicher sein. Sie
winkte den Menschen, die daraufhin freudig riefen. Zur Erleichterung der Albin
machten sie keinerlei Anstalten, ihr auch noch zu folgen. Das wäre zu viel
gewesen.
    Vor
einem gedrungen wirkenden Gasthaus, auf dessen Schild ein roter Kelch gemalt
war und das einen lang gestreckten Turm hatte, hielt sie ihr Pferd an. Ausgezeichnet! Sie stieg ab und führte es zu den
anliegenden Stallungen, wo ein Junge in einfacher Kleidung damit beschäftigt
war, Mist auf einen Karren zu gabeln. »Ist noch Platz?«, fragte sie.
    Er
sah zu ihr auf, erschrak und verbeugte sich so tief, dass er mit der
Nasenspitze fast ihre Stiefel berührte. »Für Euch haben wir jederzeit einen
Platz«, sagte er aufgeregt. Er ließ die Mistgabel fallen und nahm die Zügel
ihres Pferdes. »Vater! Vater!«, rief er über den Hof. »Komm schnell! Eine Elbin
möchte bei uns übernachten! Eine echte Elbin!«
    Morana
wollte kein weiteres Aufsehen. »Kleiner, es wird nicht nötig sein, dass du …«
    Es
dauerte kaum fünf Herzschläge, da wurde die Nebentür aufgerissen, und ein
Barbar mit einer bierfleckigen Schankschürze tauchte auf. »Bist du bei Trost?
Wieso …« Er sah Morana und hörte auf zu poltern, kam angerannt und verneigte
sich. »Wesen des Lichts, des Guten und der Freude, des Wissens und des
Wohlgefallens«, sprudelte es aus ihm hervor, sodass sie Schwierigkeiten hatte,
seinen Worten zu folgen; manche Begriffe sagten ihr gar nichts. Aufgrund seines
Nuschelns verstand sie nur »bestes Zimmer«, »alle Wünsche« und »kein besseres
Gasthaus in Brachstein«.
    Als
er endlich verstummte, nahm sie an, dass es an ihr war, etwas zu erwidern.
»Meinen Dank. Ich möchte das Zimmer, das an der höchsten Stelle des Turms
liegt. Ich mag den Ausblick«, verlangte sie freundlich, doch bestimmt. Wie sollte er mir auch einen Wunsch abschlagen?
    Â»Sicher,
sicher. Ich lasse es sofort herrichten.« Der Barbar ging einen Schritt zur
Seite. »Macht es Euch bis dahin in der Stube bequem, Wesen des Lichts …«
    Â» Elbin genügt mir vollkommen«, unterbrach sie ihn, weil sie
keine Lust auf seine endlosen Lobeshymnen hatte und steigendes Unwohlsein
empfand. »Und bitte kein Aufhebens wegen des Mahls. Brot und Butter genügen
vollkommen.« Sie zog die Satteltaschen ab, ging voraus, und der Wirt folgte
ihr. Er umkreiste sie wie eine fette Hummel eine Blüte, verneigte sich unentwegt
und öffnete ihr den Eingang.
    Morana
trat in eine Stube, die überquoll vor Barbarinnen und Barbaren. Ausnahmslos
alle betrachteten sie, die Gespräche wurden leise und leiser, bis sie
verstummten. Einige tranken weiter von ihrem Bier, andere stopften sich langsam
Essen in den Mund, zwei laute Rülpser erklangen. Sie musste sich beherrschen,
um nicht angewidert das Gesicht zu verziehen oder ihr Schwert aus der Hülle zu
reißen und unter ihnen zu wüten, um das Gekaue und Geschmatze zu beenden.
Trotzdem bemerkte sie eine gewisse Faszination für diese schrecklich einfachen
Geschöpfe. Wie kann man nur so leben?
    Der
Wirt wieselte an ihre Seite. »Grüßt sie doch, Elbin!«
    Â»Meine
… Götter mögen mit euch sein«, brachte sie hervor. »Euch allen ein langes
Leben!« Damit ich es sein kann, die euch den Tod bringt.
    Ein
lauter Jubel brach aus, es wurde geklatscht, und die Menschen schrien ihr den
Dank zu, den sie gar nicht haben wollte. Der Gestank ihrer Körper und der aus
ihrer Kleidung und ihren Mündern brachte Morana an den Rand dessen, was sie
ertragen konnte. »Zeige mir das Zimmer und bringe das Essen«, befahl sie dem
Wirt leise und versetzte ihm einen Stoß. »Ich … bin zu müde.«
    Â»Aber
gewiss!« Er rief etwas hinter den Tresen und eilte voran. Sie folgte ihm.
    Die
ausgetretenen Stufen der Treppe schraubten sich in die Höhe, und es wurde
stiller, der Lärm fiel unter ihnen zurück, und Morana entspannte sich. Sie
kamen an Türen vorbei, hinter denen Geschnarche oder Gespräche zu hören waren.
    Â»Du
bist keine Elbin der Goldenen Ebene«, sagte der Wirt schnaufend.
    Â»Nein«,
gab sie sofort zu. »Ich komme aus dem Süden. Weit

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