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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Téndalor ihr zu. »Raus aus meiner
Festung. Ich muss die Brücke hochziehen!« Téndalor lief zurück, hoch zum
Ausleger, von wo er gekommen war, und erreichte die Plattform. »Was geht …«
    Ein
dumpfes Surren erfüllte die Luft, dann schlug etwas knapp neben der Insel im
Graben ein. Eine enorme Fontäne stieg viele Schritte empor und überschüttete
die Albae mit eiskaltem Nass.
    Katapultbeschuss! Fadhasi, berge mich in deinen Händen! Téndalor
wischte sich die Augen frei. »Findet heraus, wo deren Schleudern im Wald aufgestellt
sind!«, ordnete er an und schickte zwei Soldaten, um an der hochgezogenen
Brücke in die Höhe zu klettern. »Beeilt euch!« Um seine Stiefel schwappte das
Wasser. Jetzt rächt sich, dass wir keine Aufklärer hatten
aussenden dürfen. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Dorón
Ashont in der Lage waren, Wurfmaschinen von einer solchen Reichweite zu
errichten.
    Â»Benàmoi,
dort! Am Waldrand!«
    Téndalor
sah durch das Spährohr hinüber.
    Hätte
es jemals eines Beweises für die Existenz der Wandelnden Türme bedurft, er wäre
in diesem Moment erbracht gewesen: Ein schwer gerüsteter Dorón Ashont stand an
der Stelle, wo Rîm zu Boden geschlagen war, und hob sie liebevoll auf. Téndalor
sah einen martialischen geschwärzten Helm mit einem Totenkopfvisier.
    Behutsam
wurden die abgebrochenen Äste mit dem Panzerhandschuh aus dem Leib der Ubari
gezogen, während der Dorón Ashont sie auf dem Arm hielt wie eine Mutter ihr
Kind; Blut sickerte aus den Wunden, malte rote Linien über Arm- und
Brustpanzer.
    Er ist wirklich ihr Gemahl!
    Als
spürte die eindrucksvolle Kreatur, dass sie von ihm durch das Spähglas
beobachtet wurde, erwiderte sie den Blick – und sah ihn aus großen, blauviolett
leuchtenden Augen an.
    Téndalor
schnürte sich die Kehle zu, die Hand zitterte, und dieses Zittern pflanzte sich
von dort aus in rasender Geschwindigkeit in seinem Körper fort. Dieses Blau, es … Er musste wegschauen. Eine unglaubliche
Angst drohte ihn zu überwältigen, er durfte keinen Lidschlag länger hinsehen.

    Tark Draan (Geborgenes
Land), sechshundert Meilen südlich des Grauen Gebirges, 4371. Teil der
Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus), Spätsommer
    Â»Ha!
Seht ihr! Ich führe!« Ossandra saß mit den anderen Kindern am Dorfbrunnen und
hatte im Sand kleine Gräben gezogen und Wehre aus Ästchen und Steinchen
gebaut. Mit den Händen schöpften sie Wasser aus dem Trog und ließen es durch
die Vertiefungen laufen, bunte Holzscheibchen dienten ihnen als Bootersatz. Es
folgte ein Wettrennen auf das nächste, und die Verlierer mussten dem Sieger ein
Stückchen gebrannten Honig abgeben. Ossandra wischte die nassen Finger am
hellbraunen Kleidchen ab.
    Â»Nein,
nein! Ich bin viel schneller!«, krakeelte Mollo und hüpfte erwartungsvoll auf
und ab. Gatiela und Sarmatt lachten und klatschten.
    Â»Davon
träumst du!« Ossandra hatte an diesem Umlauf schon zweimal gewonnen, und der
frühe Abend versprach ihr einen weiteren Erfolg. Sie rempelte Mollo an, weil
der mit den Zehen Sand auf ihre Holzscheibe scharrte. »Und hör auf zu
betrügen!«
    Ein
Plätschern ließ sie den Kopf drehen. Eine sehr schlanke, groß gewachsene Frau
stand neben dem Brunnen, steckte die Hände ins Wasser und benetzte sich damit
ihr Gesicht. Ossandra war wie ihre Freunde derart vertieft in ihr Spiel
gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie sich ihnen die Fremde genähert
hatte.
    Â»Oh,
ist die aber hübsch!«, murmelte sie. Ossandra war ein aufgewecktes Mädchen von
elf Zyklen, und sie betrachtete sich genau jeden Neuankömmling, der in
Mühlenstadt auftauchte, und versuchte herauszufinden, woher er stammte und was
ihn von den Einwohnern unterschied. Als Tochter des Bürgermeisters sah sie es
sogar als ihre Pflicht an.
    Sie
erhob sich und ging zu der Frau im einfachen, weißen Leinenkleid und lehnte
sich an die Brunnenwand, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie sog den
Anblick in sich auf und konnte nicht glauben, dass es so schöne Frauen
überhaupt gab.
    Um
den Brunnen war es ruhig. Keiner kümmerte sich um sie, die Marktstände vom
Morgen waren schon lange abgebaut, die Mehrheit der Einwohner arbeitete in den
Mühlen am Fluss oder brachte die letzten Ähren der Ernte ein, um sie dreschen
zu lassen;

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