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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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Schultern. »Ein, zwei Dinge werden passieren. Du stirbst … oder er. Wenn er dran glaubt, wird se dir das nie verzeihen.«
    »Aber sie weiß jetzt Bescheid. Wie er wirklich ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Is egal. Leg ihren Alten um und das war’s dann.«
    Darauf konnte ich nichts erwidern, er hatte einfach Recht.
    Da ich auf dem Weg zu Venus’ Zimmer das Unlösbare lösen musste, kam mir der obere Flur endlos lang vor.
    Wie konnte ich Millicents Vater loswerden, ohne Millicent zu verlieren?
    Mir wollte nichts einfallen. Ich klopfte an die Tür.
    »Ich bin’s«, sagte ich. »Darf ich reinkommen?«
    Ich hörte sie seufzen. »Ja.«
    Sie lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Ich schloss die Tür hinter mir.
    »Es tut mir leid –«
    »Hör auf.« Sie setzte sich aufrecht. »Du hast deinen Plan geschmiedet. Und er ist dumm und du wirst sterben –«
    »Ich muss –«
    »Hör mir doch einfach mal zu! Ich habe einen besseren Plan. Wir kopieren die Karte, schrubben das Original von der Wand, so dass sie es nicht finden können, und fliehen dann.«
    »Ich bin es leid zu fliehen –«
    »Besser, als zu sterben.«
    »Aber es ist sinnlos! Angenommen, wir fliehen. Angenommen, wir schaffen es, Dreckswetter ohne Kampf zu verlassen, was ich allerdings bezweifle. Die Karte ist sinnlos, wenn wir sie nicht deuten können. Die einzigen Eingeborenen, die das können, arbeiten in der Silbermine auf Morgenröte –«
    »Nein«, entgegnete sie. »Es gibt auch noch andere.«
    »Wo?«
    »In den Neuen Ländern.«
    »Bist du sicher? Ich dachte, die Okalu wären allesamt umgebracht worden.«
    »Nicht alle. Es gibt noch ein paar. Irgendwo im Norden. Vielleicht leben sogar ein paar in Pella Nonna. Ist das nicht das Ziel des Frachtschiffs?«
    Ich nickte. Pella Nonna war der nächstgelegene cartagische Hafen in den Neuen Ländern, dahinter lagen Hunderte von Kilometern Wildnis. Bis auf dass sie fremd und exotisch waren, wusste ich nicht viel darüber und ich verstand auch die Sprache nicht.
    »Ich kann kein Cartagisch«, sagte ich.
    »Na ja, ich schon«, sagte sie. »Wir müssten meinem Vater bloß lange genug aus dem Weg gehen, um auf dieses Schiff zu gelangen. Dann wären wir in Sicherheit.«
    »Weil er uns nicht folgen würde? Er würde einfach aufgeben?«
    Ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen war ihr bewusst, dass dies nicht der Fall sein würde.
    »Ich kann nicht den Rest meines Lebens vor deinem Vater davonlaufen.«
    Sie kniff die Augen zusammen und schürzte die Lippen. Dann holte sie tief Luft, die sie lange anhielt, bevor sie sie heftig ausblies. »Dann geht eben ihr beide, Guts und du, und ich bleibe hier. Wenn Dad nach Dreckswetter kommt, werde ich mit ihm reden. Ich bin immer noch seine Tochter und er liebt mich –«
    »Er wird dir erzählen, was du hören möchtest, und anschließend macht er, was er will.«
    »Wenn ich ihm das Versprechen abnehme –«
    »Er wird es brechen.«
    »Egg, er ist kein Ungeheuer –«
    »Er hat meine Familie umgebracht, obwohl er sie kaum kannte!«
    »Er hat sie nicht –«
    »Doch, hat er! Er hat sie ermordet! Das kannst du nicht leugnen!«
    Sie fing leise zu weinen an, ihr Gesicht verzog sich und sie zitterte am ganzen Körper.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. Ich wusste zwar nicht, wofür ich mich entschuldigte, aber ich konnte es nicht ertragen, sie in diesem Zustand zu sehen.
    Als ich mich auf die Bettkante setzte, vergrub sie den Kopf an meiner Brust. Ich legte meine Arme um sie und strich ihr sanft übers Haar.
    »Tu es nicht«, flüsterte sie. »Es ist Selbstmord.«
    »Nein … alles wird gut«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass es nicht so sein würde.
    Schließlich hörte sie auf zu weinen.
    »Ich muss gehen«, sagte sie. »Wenn du gegen ihn kämpfst, kann ich nicht bleiben.«
    Ich nickte. Ein hohles, schweres Gefühl breitete sich in meinem Magen aus und mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er dort hineingezogen. Ich holte tief Luft und versuchte gegen die Schwere anzukämpfen.
    »Tu mir einen Gefallen«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Lächle.«
    Sie lächelte halbherzig und wischte sich die Augen. »Warum?«
    »Damit ich dich so in Erinnerung behalte. Falls ich dich nie wiedersehe.«
    »Oh, Egg …« Sie legte mir die Hand auf die Wange und sah mir mit einem schmerzlichen Ausdruck in die Augen.
    Ich konnte nicht sagen, ob der schmerzliche Ausdruck darauf zurückzuführen war, dass wir uns trennen mussten, oder darauf, dass sie mich für einen verliebten

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