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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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hinunter, dass sie direkt in der Schusslinie stand, als ich mein Ziel – nach dem Schreck, ihre Stimme zu hören – wieder im Visier hatte. Sie war die einzige Gestalt auf den zehn Metern Niemandsland zwischen der Veranda und der vordersten Angriffslinie.
    »Millicent!« Er eilte auf sie zu.
    »Stopp! Keinen Schritt weiter, Daddy!«
    Er gehorchte.
    »Und jetzt zurücktreten. Ihr alle«, befahl sie und scheuchte die Soldaten mit einer Handbewegung zurück.
    Sie starrten sie verdutzt an und blieben stehen.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und warf sich entrüstet in die Brust. »Ich meine es ernst, Daddy, sorg dafür, dass sie sich zurückziehen. Wir haben eine Menge zu besprechen, und ich glaube nicht, dass diese ganzen Gewehre dabei hilfreich sind.«
    Pembroke drehte sich um und raunte einem Soldaten im Hintergrund etwas zu. Offensichtlich war er der Anführer, denn als er »Nach hinten!« brüllte, wichen die Soldaten ein ordentliches Stück zurück, um zu beobachten, wie sich die Situation entwickeln würde.
    »So, Daddy … Kannst du mich gut hören?« Sie sprach so laut, dass sie vermutlich noch in den unteren Obstfeldern zu hören war.
    »Ja, Schatz«, antwortete er, ausgesprochen ungeduldig.
    »Da gibt es eine Reihe schrecklicher Missverständnisse. Absolut furchtbar. Erst unternimmt Egg einen durchaus angenehmen Ausritt mit Mr Birch, sie kommen prima miteinander klar, doch plötzlich ereignet sich ein entsetzlicher Unfall. Birch stolpert über eine Wurzel, stürzt in den Tod und mit einem Mal sind alle der Meinung, Egg hätte ihm einen Stoß versetzt.
    Nichts könnte der Wahrheit fernerliegen. Ganz ehrlich, Daddy, du kennst doch Egg. Er ist die freundlichste und liebenswerteste Seele überhaupt und hat niemals jemandem absichtlich Schaden zugefügt, GESCHWEIGE DENN JEMANDEN GETÖTET …«
    Als sie das sagte, wandte sie sich von ihrem Vater demonstrativ in meine Richtung, als wolle sie sagen: Leg dieses Gewehr nieder.
    »Knall ihn ab«, brummte Guts von der anderen Seite der Veranda.
    »Sie steht in der Schusslinie«, brummte ich zurück.
    »Und das ist erst der Anfang, Daddy«, fuhr Millicent fort. »Von da an schwirren jede Menge absolut fantastische Gerüchte herum. Völlig unglaubwürdig. Derartige Verleumdungen, dass ich sie unter normalen Umständen einfach ignorieren würde. Doch da sie sich so weit verbreitet haben, muss ich jede einzelne erwähnen, um dir Gelegenheit zu geben, sie vor all diesen Menschen ein für alle Mal zu widerlegen.«
    »Schatz, ich glaube wirklich nicht –«
    »Hier ist die erste: Du hättest diesen Ballon manipuliert, um Eggs Familie in den Tod zu schicken. Das kann doch unmöglich stimmen, oder?«
    »Aber natürlich nicht, Schatz.«
    »Und die Vorstellung, dass du Birch beauftragt hast, Egg zu töten – die ist doch absurd, oder?«
    »Ganz recht, Schatz.«
    »Das erkläre ich ja allen ununterbrochen! Es ist lächerlich! Doch irgendwie klammern sie sich an die Idee, vielleicht wegen des anderen Gerüchts – dass du irgendeine zweifelhafte Adoptionsurkunde aufgesetzt und Eggs Unterschrift gefälscht hast, um in den Besitz der Plantage zu kommen. Das ist doch bestimmt nicht wahr, oder, Daddy?«
    Selbst aus der Entfernung konnte ich erkennen, wie sich Pembrokes Gesicht rötete.
    »Das ist nicht ganz so eindeutig, Schatz –«
    »Dann lass uns das auf der Stelle klären! Egg, hast du jemals zugestimmt, dass mein Vater dich adoptiert?«
    »Nein, hab ich nicht«, rief ich.
    »Du hast nie irgendwelche Papiere unterzeichnet?«
    »Hundertprozentig nicht.«
    »Falls also Urkunden dazu existieren, dann handelt es sich um Fälschungen, die absolut rechtswidrig sind?«
    »Genau«, sagte ich.
    »Millicent –« In Pembrokes Stimme schwang ein harter Unterton mit. Er schien langsam nicht mehr weiterzuwissen.
    »Reg dich nicht auf, Daddy. Es ist überhaupt nicht deine Schuld! Ich glaube, ich weiß, wo das eigentliche Problem liegt.«
    »Und wo deiner Meinung nach?«
    »Schlampige Rechtsberatung. Ist Mr Archibald bei dir?«
    »Nein, Liebes. Er ist daheim auf Morgenröte.«
    »Nun ja, ich finde, du solltest ein sehr nachdrückliches Gespräch mit ihm führen, wenn wir nach Hause kommen, denn offensichtlich hat er dich schlecht beraten. Findest du nicht auch?«
    »Ja, das ist möglich.«
    »Es muss einfach so sein! Denn ich habe dich sehr lieb, Daddy. Du bist der beste, ehrenhafteste Mann der Welt, und du würdest einem Unschuldigen niemals Schaden zufügen oder versuchen, etwas

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