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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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Händen zu erwürgen. Doch sie zupfte ihn am Ärmel und führte ihn weg.
    »Auf Wiedersehen, Egg!«, rief sie.
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich.
    Pembroke warf mir einen letzten eisigen Blick zu.
    »Bis bald, mein Junge.«
    Dann drehte er sich weg und sie gingen zu den anderen.
    Ich wandte mich ebenfalls um und lief zum Haus. Ich hatte das Gefühl zu schweben, selig und dumm.
    Deshalb brauchte ich auch eine Weile, um die Panik auf Guts’ Gesicht zu bemerken.
    Er rief eine Warnung, während er auf mich zukam, seine Augen starrten über meine Schulter hinweg auf etwas anderes.
    Ich drehte mich um. Einer der Zivilisten – er war groß und sah brutal aus – stürmte geradewegs auf mich zu. Er war schon fast an Millicent und Pembroke vorbei, die ihm zubrüllten, er solle stehen bleiben.
    Doch aus Angst vor dem Messer in seiner Hand stellten sie sich ihm nicht in den Weg.
    Hätte ich mich auf das Messer und nicht auf sein Gesicht konzentriert, hätte ich vielleicht davonlaufen können, zurück auf die Veranda, wo ich mir ein Gewehr hätte schnappen und mich verteidigen können. Das Gesicht ließ mich jedoch erstarren, ich war verblüfft und konnte nicht glauben, dass das, was ich sah, Wirklichkeit sein sollte.
    Es war Birch. Ein von den Toten auferstandener Geist, der Rache an mir nehmen wollte.
    Bis ein niedriger, verschwommener Umriss in meinem Blickfeld auftauchte und nur ein paar Meter von mir entfernt Birch gegen die Knie schlug, stand ich wie ein Idiot da, reglos, und wartete bloß darauf, dass er mir das Messer in die Brust rammen würde.
    Er knallte hart auf und Guts stürzte sich auf ihn wie ein wildes Tier, mit schnellen Bewegungen schlug er um sich. Als wir Birch kreischen hörten, liefen wir alle zu ihnen – ich, Mung, Millicent, Pembroke, ein paar andere Männer.
    Das Messer fiel auf die Erde, ich sah es zuerst und hob es auf, da kam Millicent zu mir. Birch schrie noch immer und die anderen zerrten Guts von ihm herunter, aus Birchs Arm spritzte eine Unmenge Blut und verschmierte Guts’ Gesicht, offenbar hatte er Birch durch die Arterie und bis auf den Knochen in den Arm gebissen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte mich Millicent.
    Ich war unversehrt und hielt Birchs Messer in der Hand. Die anderen Männer schleppten ihn weg, sie versuchten, ihn zu beruhigen und seinen blutenden Arm abzubinden. Ich konnte noch immer nicht begreifen, was ich da sah.
    »Das ist Birch.«
    Sie nickte.
    »Dachte, ich hätte ihn umgebracht.«
    »Hast du auch. Das ist sein Bruder.«
    Er überschüttete mich mit einer Tirade von Schimpfwörtern, als sie ihn wegzerrten, und ich wusste, dass Roger Pembroke nicht mein einziger Feind auf der Welt war.
    Danach blieben wir auf der Veranda, nahe genug bei den Gewehren, um uns verteidigen zu können. Millicent winkte ein letztes Mal, als sie am Ende des Zuges außer Sichtweite verschwand.
    Ich winkte zurück. Mein Arm war bleischwer. Ich war erschöpft.
    Mung legte mir die Hand auf die Schulter und brabbelte etwas Aufmunterndes. Ich lächelte ihm zu. Er lächelte zurück, anschließend lief er zu den unteren Obstfeldern, um beim Einbringen der Ernte zu helfen. Die Piraten, die mich im Stich gelassen hatten, als Pembroke ihnen Geld anbot, kamen auch wieder angeschlichen und wichen meinem Blick aus, als sie zurück an die Arbeit humpelten. Ein paar von ihnen waren dreist genug, die zurückgelassenen Gewehre von der Veranda zu holen.
    »Merkwürdiger Tag«, meinte Quint und sprang auf den Armen zur Haustür. »Drinnen gibt’s Fladen, falls ihr welche wollt.«
    Ich drehte mich zu Guts, der neben mir stand. Er hatte versucht, sich Birchs Blut vom Gesicht zu wischen, richtig gründlich war er dabei allerdings nicht gewesen.
    »Danke, dass du mir das Leben gerettet hast«, sagte ich.
    Er betrachtete das Messer in meiner Hand. »Behalt das. Lern, es einzusetzen, dann muss ich es beim nächsten Mal nicht mehr tun.«
    Er ging Richtung Haustür. »Los, wir futtern ein paar Fladen.«

Nachdem wir etwas gegessen hatten, wollte ich nur noch schlafen. Doch da ich nicht wegnicken konnte, bevor feststand, dass Pembroke und die Soldaten die Insel verlassen hatten, gingen Guts und ich zu den Obstfeldern hinunter, um Stumpy zu bitten, noch einmal in die Stadt zu fahren und Meldung zu machen, sobald das Schiff ausgelaufen war.
    Zu unserer Beunruhigung waren die Obstfelder verlassen, die Erntehaken lehnten herrenlos an Baumstämmen und Fruchtkisten. Auf halbem Weg zur Grundstücksgrenze wurde uns klar, warum:

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