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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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Das erste Grüppchen ausgelassener Piraten kam, noch immer mit den Gewehren von Burn Healy bewaffnet, die Straße heraufgehumpelt und ließ Münzen in den Händen klimpern.
    Ich hielt einen von ihnen an und fragte, wohin alle verschwunden waren.
    »Ham uns die Kohle geholt!«, gluckste er. »Der reiche Sack wollte sich davonmachen, ohne sein Versprechen einzulösen. Also ham wir ihn angehalten und ein bisschen mit ihm geschnackt. Zuerst hatter behauptet, er wär uns nix schuldig, schließlich hätte ja gar nich für Gerechtigkeit gesorgt werden müssen. Da ham ihn die Jungs drauf hingewiesen, dass er seine Tochter zurückgekriegt hat. Also ham wir uns auf die Hälfte geeinigt. Fünfzig Silberstücke für jeden! Damit können wir uns wochenlang besaufen!«
    Guts sah mich an. »Vielleicht probier ich das auch.«
    »Geh ruhig«, erwiderte ich. »Du hast es verdient.«
    Eine halbe Stunde später kam er mit fünfzig Silberstücken und einem Lächeln auf dem Gesicht zurück. Ich hatte in der Zwischenzeit Stumpy gefunden, der aber nicht noch einmal den Berg hinunterwollte. Mung war an seiner Stelle gefahren, er war froh über die Gelegenheit, auf einem Pferd zu reiten und sich nützlich zu machen.
    Guts und ich blickten ihm hinterher, wie er die Straße hinuntertrabte und sich zwischen Grüppchen ausgelassener, plötzlich reicher Piraten hindurchschlängelte, die immer wieder das Pferd scheu machten, weil sie mit den Gewehren in die Luft ballerten.
    Ich befürchtete allmählich, dass diese Mischung aus Geld, Waffen und Piraten sich zu einem Problem entwickeln würde.
    Guts war auch der Meinung. »Wenigstens haben sie keinen Rum bekommen. Noch nicht.«
    Otto, der Vorarbeiter, war ebenfalls besorgt, und zwar so sehr, dass er drohte, jeden umzubringen, der die Plantage vor Abschluss der Ernte verließ, um sich in einer der Spelunken in Galgenhafen volllaufen zu lassen. Im Großen und Ganzen gehorchten ihm die Männer, doch für den Rest des Tages schien die Arbeit wesentlich langsamer voranzugehen und erheblich gefährlicher zu werden, vor allem, nachdem jemand auf die Idee gekommen war, dass es ein lustiger Streich war, eine scharfe Granate in eine Stinkfrucht zu stecken.
    Guts und ich verbrachten den Nachmittag in der Nähe des Hauses und bemühten uns, während wir unsere Reise nach Pella Nonna in den Neuen Ländern besprachen, das Gewehrfeuer und die Explosionen von den Obstfeldern zu überhören.
    Es gab nicht viel zu planen. Wir packten jeder ein Messer und zwei der Healy-Gewehre ein. Quint half uns beim Waschen unserer Kleider, anschließend holte er seinen Nähkorb heraus und flickte einige der Risse. Als ich mich wieder anzog, fiel mir auf, dass mein kratziges Hemd so abgetragen war, dass es nicht mehr kratzte, oder falls doch, merkte ich es zumindest nicht mehr.
    Auf Titelseiten, die ich aus ein paar Büchern riss, die ich am wenigsten leiden konnte, übte ich ein paarmal die Karte. Als ich fertig war, verbrannte ich die Abschriften im Ofen. Ich hoffte, dass ich alles richtig in Erinnerung behalten hatte, aber man weiß ja nie.
    Außer auf Mungs Rückkehr zu warten, damit ich endlich schlafen konnte, gab es nichts zu tun. Als er am Spätnachmittag auftauchte, ging ich bereits im Haus auf und ab, weil ich so erschlagen war, dass ich mich nicht mehr hinsetzen konnte, ohne dass mir sofort die Augen zufielen.
    Mit einer Mischung aus Gesten und beruhigendem Gebrabbel machte Mung mir verständlich, dass das Schiff mit Pembroke, den Soldaten und allen anderen davongesegelt war. Ich war so dankbar, dass ich ihm um den Hals fiel. Danach schleppte ich mich ins Bett und fiel in so tiefen Schlaf, dass mich nicht einmal gelegentliche Granatenexplosionen in den Obstfeldern störten.
    Als ich kurz vor Morgengrauen in der Stille aufwachte, blieb ich noch eine Weile im Bett liegen und dachte an Millicent. Zum ersten Mal musste ich ihretwegen keine Streitgespräche mit mir führen. Das endlose, irremachende Tut sie es? Tut sie es nicht? hatte ein Ende. Die Antwort lautete Ja. Sie tat es.
    Was allerdings die nächste Frage nur noch schmerzlicher machte.
    Wann werde ich sie wiedersehen?
    Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass es dauern würde. Ich musste in die Neuen Länder segeln, weiter, als ich mein ganzes Leben gereist war, und wer weiß was überstehen, um einen Eingeborenen zu finden, der Okalu lesen und mir die Karte erklären konnte.
    Und dann musste ich dorthin fahren, wo sie mich hinführte. Vielleicht lag der Schatz auf

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