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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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in deinen Besitz zu bringen, das dir nicht gehört. Ganz ehrlich, wenn du tatsächlich eine dieser Taten begangen hättest, würde es mir schlicht das Herz brechen! Ich könnte nie wieder ein Wort mit dir reden.«
    Sie zauderte ein wenig und hielt einen Moment inne. Als sie von neuem ansetzte, strahlte sie wieder und schien guten Mutes.
    »Aber das ist ja offensichtlich nicht der Fall. Können wir uns also von beiden Seiten darauf einigen, dass das alles völlig töricht war und dass mit Ausnahme eines unfähigen Anwalts niemand etwas Falsches getan hat? Egg?«
    Ich sah zu Guts. In seinen zusammengekniffenen Augen lag Verwirrung, aber auch ein wenig Enttäuschung, als würde er bedauern, dass der Morgen nun doch nicht in einem Kugelhagel endete.
    »Von mir aus in Ordnung«, rief ich.
    »Daddy? Bestätigst du das?«
    »Was soll ich bestätigen, Schatz?«
    »Bestätigst du, dass Egg Birch nicht umgebracht hat, dass er nicht dein Adoptivsohn ist und dass die Plantage sein Eigentum ist und bleibt?«
    Pembroke schwieg.
    »Bitte sag, dass du das bestätigst, Daddy. Ich hab dich doch so lieb.«
    Ich sah, wie sich seine Schultern leicht hoben und dann heruntersackten. Als er sprach, konnte ich ihn kaum hören.
    »Aber natürlich, mein Liebes.«
    »Oh, das ist eine solche Erlösung!«
    Sie winkte allen mit erhobenen Händen zu, als wäre sie die Regisseurin eines Theaterstücks. »So, und nun lasst uns alle die Waffen beiseitelegen und die Einigung besiegeln! Daddy, Egg, kommt zu mir in die Mitte, damit wir Hände schütteln und uns als Freunde trennen können.«
    Es erforderte von beiden Seiten einige Anstrengungen, bis das passierte. Auf Pembrokes Seite gab es eine lange, geflüsterte Auseinandersetzung in der Zivilistengruppe, so dass Millicent sich erneut einmischen musste, und ich brauchte mindestens ebenso lange, bis ich Guts davon überzeugt hatte, das Gewehr niederzulegen und niemanden zu erschießen.
    Doch nach ein paar Minuten hatten die Soldaten die Gewehre auf den Rücken geschnallt, wandten sich um und formierten sich zum Rückmarsch in den Hafen, Pembroke und ich standen mit Millicent mitten auf dem Rasen, in der Nähe des frischen Kraters, den die Kanonenkugel hinterlassen hatte. Pembrokes Geschäftspartner beobachteten bei den Soldaten alles aus sicherer Entfernung, während Guts, Mung und Quint auf der Veranda standen.
    »So, und jetzt schüttelt euch die Hände, damit Daddy und ich nach Morgenröte zurücksegeln und vergessen können, dass das alles je passiert ist«, verlangte Millicent.
    Pembrokes Gesicht war versteinert, doch er wandte nicht eine Sekunde den Blick von mir. Sein fester Händedruck war schon fast schmerzhaft.
    »Ich bedaure diese Missverständnisse zutiefst«, sagte er.
    »Schon gut.«
    »Wir haben es auf jeden Fall sehr genossen, dass du diese paar Wochen unser Gast warst.«
    »Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Gastfreundschaft«, erwiderte ich und gab mir Mühe, aufrichtig zu klingen.
    »Ich hätte nichts dagegen, wenn du uns wieder mal besuchen würdest. Du bist sogar überaus willkommen, wenn du jetzt mitkommen möchtest.«
    »Ich glaube, ich bleibe lieber hier«, antwortete ich.
    »Wie schade. Ich hoffe trotzdem, dich bald wiederzusehen.« Er lächelte, als er das sagte, doch der Ausdruck in seinen Augen ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    Er wandte sich zum Gehen. »Komm, Millicent.«
    »Nur noch einen Moment, Daddy. Ich muss mich noch von Egg verabschieden.«
    Sie ging an ihm vorbei auf mich zu, ein Lächeln auf dem Gesicht, das ich noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte.
    »Danke«, sagte ich. »Für alles.«
    »Ist das ein Lächeln, an das du dich gern erinnern möchtest?« Es war lieb und zärtlich, aber weniger selbstbewusst als sonst. Es wirkte beinahe schüchtern. Wie so vieles an ihr verwirrte es mich.
    Aber es gefiel mir. Ich nickte.
    Sie kam näher, so nah, dass sich unsere Oberkörper fast berührten, und schob ihre Finger in meine.
    »Erinnere dich auch daran«, hauchte sie, als sie die Lippen schürzte, um mich zu küssen.
    Ich schloss die Augen, als ich mich ihr entgegenbeugte. Als wir uns schließlich voneinander lösten und ich die Augen wieder aufmachte, sah ich Sternchen.
    Sie lachte ein bisschen. Ich auch.
    Dann bemerkte ich den Gesichtsausdruck ihres Vaters.
    Für diesen Kuss würde jemand büßen müssen.
    Es hätte mich treffen können, gleich dort an Ort und Stelle – es hätte mich nicht verwundert, wenn Pembroke versucht hätte, mich mit bloßen

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