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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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jetzt bist du dran.«
    Sie deutete auf Venus. Während meine Schwester versuchte, sich von Millicent abzugucken, was sie tun sollte, musterte diese Adonis und mich.
    »Ihr seid also von Dreckswetter? Seid ihr Piraten?«
    »Auf Dreckswetter gibt es nicht nur Piraten«, klärte Adonis sie auf.
    »Na ja, aber wer will sonst dort leben?«
    »Wir. Mein Vater ist ein reicher Plantagenbesitzer. Und ich bin sein Erbe – irgendwann krieg ich alles. Und dann bin ich auch reich.«
    »Tja, schön für dich. Ist bestimmt der Hammer. Er ist dran.« Sie deutete auf mich.
    Ich hatte überlegt, ob ich Adonis verbessern sollte – falls Dad reich war, dann wusste ich nicht, was »reich« bedeuten sollte –, doch da ich bei der Vorstellung, den Mund aufzumachen, nervös wurde, war ich dankbar, dass ich nun spielen sollte. Ich legte meine Kugel auf die Erde und schaffte es, sie durch die ersten beiden Tore zu schießen.
    »Extrapunkt! Noch zwei.«
    »Warum darf er noch mal?«
    »Da du ständig Krocket spielst, brauche ich dir das ja wohl nicht zu erklären, oder? Oder gelten bei euch andere Regeln? Das würde vieles erklären. Gewinnt in deiner Version etwa der Verlierer? Wie heißt du doch gleich?«
    »Häh? Adonis.« Bei Millicents Wortschwall hatte mein Bruder Schwierigkeiten, seine Machonummer abzuziehen. Sie wandte sich an Venus.
    »Und du?«
    »Venus. Ich bin auch reich. Fast hätte ich ein Pony bekommen. Und ich habe TONNENWEISE Klamotten. Sie werden für mich maßgeschneidert.«
    Von einem beinlosen Piraten , dachte ich im Stillen.
    »Mmh. Na ja, dein Kleid sieht auf jeden Fall sehr außergewöhnlich aus.«
    Während Venus sie anstarrte und überlegte, ob sie das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen sollte, drehte Millicent sich zu mir.
    »Du sagst nicht viel, was? Wie heißt du?«
    Ich wollte antworten, doch in meinem Hirn herrschte immer noch gähnende Leere. Schließlich beantwortete Adonis höhnisch grinsend die Frage für mich.
    »Er heißt Egbert.«
    »Ich heiße Egbert«, wiederholte ich wie der letzte Trottel.
    Millicent verzog das Gesicht. »Warum?«
    Die Frage traf mein Hirn, als hielte man ein Speichenrad mit einem Stock an. Als ich sie wie ein Schwachsinniger anglotzte, deutete sie lachend auf meine Geschwister.
    »Na ja, wie soll ich sagen – er heißt Adonis, sie Venus. Warum heißt du nicht Apollo? Oder Mars?«
    Venus wirkte überfordert. »Warum sollte er?«
    »Ja, warum?«, wollte Adonis wissen.
    »Kapiert ihr das nicht?«
    Sie betrachtete uns einen nach dem anderen und schüttelte zugleich belustigt und amüsiert den Kopf darüber, wie hoffnungslos wir waren. Ich bekam Herzrasen vor Angst, sie könnte mich mit meinem Bruder und meiner Schwester in einen Topf werfen, bei denen sich das Hirn nicht einfach abgeschaltet hatte wie bei mir – sondern noch nie funktioniert hatte. Für Millicent allerdings lief es wohl auf dasselbe hinaus: Wir wirkten alle gleichermaßen bekloppt.
    Ich schluckte angestrengt und schaffte es, mein Hirn und meine Zunge in Bewegung zu setzen.
    »Tja, man könnte sich auch fragen … Warum heißt … unser Vater nicht Jupiter?«
    »Genau!« Millicent wandte sich wieder zu mir. »Du kapierst, worauf ich hinauswill. Warum können sie das nicht?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich lese Bücher.«
    Ihr Gesicht leuchtete auf. »Ich liebe Bücher! Welches ist dein Lieblingsbuch?«
    »Basingstroke.« Es war eine so einfache Frage, dass sogar mein lädiertes Hirn sie beantworten konnte.
    »Oh, das ist toll! Die Stelle mit dem Geist des Löwen! Welches ist deine Lieblingsfigur?«
    Das war schwieriger. Ich überlegte einen Moment. »James vermutlich … Oder, nein – Cecil mag ich lieber.«
    »Genau! Er ist so lustig!«
    »Ja!« Mein Hirn wachte allmählich auf. »Na ja, er möchte so gern gut sein, steht sich aber ständig selbst im Weg. Sagt genau das Falsche –«
    »Wie bei diesem Abendessen mit der Gräfin!«
    Venus und Adonis starrten einander verständnislos an, als würden Millicent und ich uns in einer fremden Sprache unterhalten. Da sie immer am fiesesten waren, wenn sie sich bedroht fühlten, hätte es mir eine Warnung sein sollen, mich zurückzuhalten. Doch Millicent nickte und lächelte und ich konnte nicht widerstehen.
    »Oder als sie auf dieser Straße nach Hexton sind und diesen Soldaten treffen und –«
    »Er hat unsere Mutter umgebracht!« Venus hievte die Worte wie einen gewaltigen Felsbrocken heraus, der mir vor die Füße polterte.
    Millicent machte ein

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