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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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als sie losrannte, doch plötzlich blieb sie stehen und sah nach oben.
    Der rote Ballon schwebte am Himmel in unsere Richtung, er stieg höher und wurde immer schneller, die vier herunterhängenden Haltestricke verhedderten sich im Wind.
    Dann war er plötzlich an uns vorbei und ich erkannte die dunklen Umrisse von Köpfen, die sich aus dem Korb beugten. Sie riefen uns etwas zu, doch ich konnte die Worte nicht verstehen.
    Wir rannten hinterher, Millicent schrie, als ihr Vater und Percy von der Veranda kamen und sich der Verfolgungsjagd anschlossen. Wir rannten, bis wir wegen der Bäume am Ende der Rasenfläche nicht weiterkamen und zurücktreten mussten, um den Ballon zu sehen.
    Percy fluchte überrascht. Plötzlich fühlte ich eine starke Hand auf meiner Schulter. Roger Pembroke machte ein ernstes Gesicht.
    »Es tut mir leid, mein Sohn. Irgendetwas scheint schiefgelaufen zu sein. Wir werden es wieder in Ordnung bringen.«
    Als er meine Schulter drückte und mir zuversichtlich zunickte, verflüchtigte sich sofort jegliche Angst, die sich unter dem Nebel der Verwirrung in meinem Kopf regte – irgendwie überzeugten mich sein Blick und seine Berührung auf magische Weise davon, dass er alles im Griff hatte und alles wieder gut würde, wenn ich ihm nur vertraute.
    Plötzlich machte er kehrt und stürzte in den unteren Garten, wo das Geschrei der Diener allmählich verstummte. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Himmel zu. Innerhalb einer Minute war der Ballon über dem Königsberg auf Daumennagelgröße geschrumpft und verschwamm im rötlichen Licht der untergehenden Sonne.
    Eine Minute später war er verschwunden.

»Sag mal, Egg – was weißt du eigentlich über den Feuerkönig?«
    Vor anderthalb Stunden war meine Familie verschwunden, und ich saß mit den Pembrokes an einem Riesenmonster von Tisch im offiziellen Speisezimmer der Wolkenvilla, so hieß ihr Haus nämlich.
    Es war mir fremd – ich hatte noch nie von einem Haus gehört, das einen Namen hatte –, andererseits war mir hier so vieles fremd, und das alles zur gleichen Zeit: Ich trug ein Seidenhemd und ich hatte gerade ein heißes Bad genommen und oben gab es in einem großen Zimmer mit hohen Fenstern, in dem ich schlafen sollte, ein Federbett, und während des ganzen Essens hatten mich die Pembrokes wie einen Ehrengast behandelt und taten mir zuerst auf und nannten mich Egg, was noch nie zuvor jemand gemacht hatte.
    Natürlich hatte ich gerade meine Familie in einem außer Kontrolle geratenen Riesenballon am Horizont verschwinden sehen. Das war schon Schock genug, doch darüber hinaus plötzlich wie ein Großherzog zu leben war so verwirrend, dass ich das Gefühl hatte, aus der Realität in eine Art Traumwelt entschwebt zu sein, in der sich das Zimmer jeden Augenblick mit fliegenden Drachen und Einhörnern bevölkern könnte.
    Es ist also vermutlich verständlich, dass ich – als Roger Pembroke mich nach irgendeinem König fragte, von dem ich noch nie gehört hatte – nicht klar genug im Kopf war, um mir über den Grund seiner Frage Gedanken zu machen oder irgendetwas Klügeres zu entgegnen als: »Was für ein König?«
    Millicent meldete sich zu Wort: »Der Feuerkönig! Hutmatozal. Kennst du die Legende nicht?«
    »Nein. Tut mir leid. Ist er Rovier?«
    Pembroke gluckste. »Oh Gott, nein. Er war ein Wilder. Vor ungefähr hundert Jahren herrschte er über die Eingeborenen in dieser Gegend. Dein Vater und ich –«
    »Du hast noch nie etwas vom Schatz des Feuerkönigs gehört? Oder der Faust des Ka? Das muss man doch –«
    »Millicent.« Pembroke brachte sie mit einer leichten Fingerbewegung zum Schweigen. Dann wandte er sich wieder an mich. »Dein Vater und ich, wir haben uns unterhalten. Er hat mir ein Stück Pergament gezeigt. In Eingeborenensprache. Hast du eine Ahnung, woher es stammt?«
    »Nicht so richtig.«
    »Wie meinst du das?«
    Er beugte sich vor, seine eisblauen Augen musterten mich durchdringend. Ich überlegte scharf. Wenn das eine Art Test war, wollte ich ihn bestehen. Roger Pembroke sollte mit mir zufrieden sein.
    »Ich glaube, er hat es abgeschrieben«, sagte ich. »Von irgendwas, das er gefunden hat. Es gibt eine Klippe oberhalb unseres Hauses, die Felsen des Verderbens heißt. Von dort hat man Ausblick über das Meer. Wir haben eine Kanone dort, für den Fall der Fälle. Von Zeit zu Zeit steigt Dad hinauf und putzt sie. Gestern war er oben. Und bei seiner Rückehr war er irgendwie … abwesend. Als würde er

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