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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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absuchen«, nickte und lächelte ich und wechselte schnell das Thema.
    Die Pembrokes schienen kein Problem damit zu haben. Sie schienen mit absolut gar nichts ein Problem zu haben – alles lief wie von selbst und sie waren reich und ganz einfach glücklich.
    Bis auf Millicent und ihre Mutter. Sie zankten sich ununterbrochen, und zwar nicht auf die übliche, sondern auf ihre ganz persönliche merkwürdige Art – mit Worten, die an der Oberfläche zwar freundlich wirkten, unterschwellig jedoch vor Bösartigkeit strotzten.
    »Ich bin im Stall, Mutter«, sagte Millicent zum Beispiel, wenn wir nach draußen gingen, doch so, wie sie es sagte, klang es eher wie Lass-mich-in-Frieden-du-alte-Hexe .
    »Hast du schon deine Hausaufgaben erledigt?«, fragte Mrs Pembroke dann. Was bedeutete Untersteh-dich-zu-gehen-bevor-du-deine-Arbeit-erledigt-hast .
    Darauf entgegnete Millicent: »Aber natürlich«, was eigentlich Ich-hab-keinen-Finger-gerührt-aber-versuch-doch-mich-aufzuhalten hieß.
    Ich verstand nicht, warum sie nicht miteinander klarkamen, denn Mrs Pembroke schien mir die netteste Frau zu sein, die ich je kennengelernt hatte, und auch wenn Millicent eine fiese Seite hatte, war sie trotzdem klug und lustig und hübsch, und was konnte sich eine Mutter von ihrer Tochter mehr wünschen?
    Irgendwann brachte ich den Mut auf, Millicent danach zu fragen. Wir saßen lesend in der Bibliothek und Mrs Pembroke hatte von der Tür aus Millicents Namen gerufen, und zwar in einem Tonfall, der bedeutete: Lass-deine-Beine-nicht-über-die-Sessellehne-baumeln-das-gehört-sich-nicht-für-eine-Dame . Millicent setzte sich widerwillig aufrecht, doch sobald ihre Mutter verschwunden war, schwang sie die Beine sofort wieder über die Sessellehne.
    »Warum kommt ihr beide … eigentlich …?«
    »Warum meine Mutter so eine tyrannische Hexe ist? Willst du das wissen?«
    »Sie kommt mir nicht wie eine Hexe vor.«
    »Weil du nicht ihre Tochter bist.«
    »Nein, aber … Weißt du, sie verhaut dich nicht mal –«
    »Das soll sie mal versuchen.« Plötzlich setzte sich Millicent auf, drehte sich in ihrem Sessel um und beugte sich vor, als wolle sie mir ein Geheimnis verraten.
    »Weißt du, was ihr Problem ist? Sie ist krankhaft eifersüchtig. Weil ich eines Tages Daddys Geschäfte übernehmen werde – er erlaubt mir schon jetzt, bei Besprechungen dabei zu sein, und er erzählt mir absolut alles , was passiert. Dinge, die er ihr niemals erzählen würde, weil sie keinen blassen Schimmer von Geschäften hat. Deshalb platzt sie vor Neid und versucht alles, um mich davon abzuhalten.
    Aber da sie Dad natürlich nicht widersprechen kann, verschränkt sie die Arme und gluckt wie eine Henne herum und lässt alberne Kommentare ab, wie« – Millicents Stimme wurde höher, als sie ihre Mutter nachäffte, ein schrilles Jammern, das überhaupt nicht nach ihrer Mutter klang – »›Schäätz-chen, du weißt ja gar nicht, in WAS du dich da hineinreitest!‹, oder ›Ich will doch nur, dass du glücklich bist, Liebling‹. Als hätte sie eine Ahnung, was mich glücklich macht! Manchmal beschwatzt sie Daddy sogar, mich nicht zu den Besprechungen mitzunehmen. Er muss mich aus seinem Büro scheuchen, und wenn ich mich beschwere, sagt er: ›Ich hätte dich ja gern dabei, Prinzessin, aber wir möchten doch deine Mutter nicht verärgern.‹ Und wenn ich es ihr ins Gesicht sage, streitet sie natürlich alles ab. Pfft!« Sie ließ ein angewidertes Schnauben hören.
    »Was würde dich denn glücklich machen?«, fragte ich.
    »Daddys Reich zu führen! Auf jeden Fall nicht, nach Rovien zu schippern und irgendeinen langweiligen alten Trottel zu heiraten und in irgendeinem modrigen Schloss rumzusitzen, wie sie sich das für mich vorstellt.«
    »Ich dachte, nur Könige hätten Reiche.«
    »Ach, Egg …« Millicent betrachtete mich mit einer Art amüsierter Ungeduld. »Daddy ist hier der König. Er bestimmt alles .«
    »Macht das nicht der Gouverneur?«
    »Wer, Burns? Dieser traurige alte Tropf? Der ist bloß eine Marionette.«
    »Was ist denn das?«
    »Na ja …« Sie hob eine Hand und ließ die Finger flattern, als würde sie eine Puppe an Fäden bewegen. »Er macht alles, was Dad ihm sagt. Genau wie die Soldaten.«
    »Wie, ist dein Dad so was wie ein General?«
    »Braucht er gar nicht zu sein – er zahlt ihren Lohn. Bis hin zum Garnisonskommandeur.«
    »Und er betreibt auch die Silbermine?« So viel hatte ich mitbekommen, wenn ich in der Eingangshalle die

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