Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
Vom Netzwerk:
seinen Überlebensinstinkt bewundern. Er hatte sich mit Frischwasser und einem Messer an Land spülen lassen. Ich hatte es bloß geschafft, meine Schuhe zu verlieren.
    Er war ebenfalls barfuß, aber mit ziemlicher Sicherheit war er das auch schon vorher gewesen.
    »Ich will dein Wasser nicht. Vielleicht können wir –«
    »VERPISS DICH!«
    Allmählich ging er mir auf die Nerven. »Weißt du, was, ich hätte dich umbringen können. Gestern auf dem Schiff. Hab ich aber nicht.«
    »Is doch dein Problem.«
    Es war hoffnungslos. Ich gab auf.
    »Gut. Wie du willst.« Eingedenk dessen, was beim letzten Mal passiert war, als ich ihm den Rücken zugedreht hatte, ging ich rückwärts, so dass ich ihn im Blick hatte, bis ich den Strand verlassen hatte und im Wald war.
    Dort machte ich mich auf die Suche nach Wasser. Der Wald war hügelig und voller Felsbrocken, einige davon haushoch. Der ekelhafte Gestank, der mir schon am Strand aufgefallen war, hing noch immer in der Luft, doch auf dem Hügel war er nicht ganz so penetrant. Ich lief eine Weile, das Surren von Insekten und das gelegentliche Rascheln eines Tiers im Gebüsch ließen mich die Ohren spitzen, doch schließlich hörte ich das ersehnte Geräusch – fließendes Wasser.
    Ich folgte ihm, bis ich einen Bach fand, der einer unterirdischen Quelle entsprang. Ich schöpfte mit den Händen Wasser und trank lange. Von Zeit zu Zeit machte ich eine Pause, legte mich auf die moosbewachsene Erde und starrte zu den Bäumen hinauf. Es tat so gut auszuruhen.
    Es ist komisch, dass man bestimmte Dinge erst zu schätzen lernt, wenn man sie eine Weile nicht hat. Zum Beispiel einfach still dazuliegen, ohne dass jemand versucht, einen umzubringen.
    So schön es war, dort zu liegen, ich hatte einen Mordshunger. Also überwand ich mich, aufzustehen und auf die Suche nach etwas Essbarem zu gehen.
    Etwas weiter oben am Berg fand ich einige Büsche mit großen dunklen Beeren. Die unteren Zweige hatten Tiere abgefressen; da ich keine Kadaver herumliegen sah, waren die Früchte vermutlich nicht giftig.
    Ich aß, bis ich alle Beeren in Reichweite verspeist hatte. Danach beschloss ich, mich nach etwas anderem umzusehen, doch mein Magen war mittlerweile so voll, dass ich schläfrig war, und so ging ich zu dem Bach zurück, wo ich mich zu einem Nickerchen ins Moos legte.
    Ich wachte von einem seltsamen Grunzgeräusch auf und fürchtete, irgendetwas könne mich fressen wollen.
    Ein Stück den Bach hinunter, vielleicht drei Meter von meiner Fußspitze entfernt, lag ein Wildschwein bäuchlings im Bach – fast zwei Meter lang, borstig und schwarz, unter seiner länglichen Schweineschnauze krümmten sich zwei Eckzähne nach oben. Meine abrupte Bewegung musste es aufgeschreckt haben, denn bevor ich auch nur daran denken konnte davonzurennen, zischte es los und polterte krachend durchs Unterholz davon.
    Als sich mein Herzschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte, wurde mir klar, dass das ein gutes Zeichen war. Nicht nur schien das Wildschwein ebenso viel Angst vor mir zu haben wie ich vor ihm, seine Existenz bedeutete auch, dass es auf der Insel ausreichend Futter gab, um ein Wildschwein auf ein paar Hundert Pfund anwachsen zu lassen.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, hügelauf und hügelab nach etwas Essbarem zu suchen, wobei ich versuchte, wie ein Wildschwein zu denken. Wovon ernährten die sich eigentlich? Was immer es sein mochte, ich fand nicht viel außer noch mehr Beeren und noch mehr Wildschweinen. Sie waren überall, groß und furchterregend, vor allem aber nervös.
    In der Nähe der Bergkuppe sammelte ich einige Steinbrocken auf und steckte ein paar kleine Feuersteine ein, die aussahen, als könnte man sie zum Entfachen eines Zunderfeuers gebrauchen. Ich hatte noch nie selbst Feuer gemacht, aber so hatte es ein Stamm von Höhlenmenschen in Die Wilden von Urluk bewerkstelligt. Hoffentlich wusste der Autor – auch wenn es ein mieses Buch war –, wovon er sprach.
    Am Spätnachmittag fiel mir ein, dass ich mir vielleicht einen Unterstand bauen sollte. Ich lief gerade einen Hügel hinunter und dachte über eine geeignete Stelle nach, da hörte ich einen Schrei – ob Mensch oder Tier, konnte ich nicht sagen –, und schon preschte etwas durchs Unterholz heran.
    Was immer es war, es kämpfte um sein Leben – vielleicht ein Wildschwein?
    Ich sah mich nach etwas um, das ich als Waffe einsetzen konnte, schließlich waren verwundete Tiere gefährlich, und was mich hier umzubringen

Weitere Kostenlose Bücher