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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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Augen, die Nase deutete über seine knochigen Knie zum Boden. Ich fragte noch einmal: »Wer hat dich denn verkauft?«
    »Halt die Klappe.«
    Er sagte es ruhig, mehr wütend als traurig. Jetzt tat es mir leid, ein zweites Mal gefragt zu haben.
    »Willst du noch mehr Fleisch? Ist noch jede Menge da.«
    »Nee. Wickel’s in ’n paar Blätter. Das essen wir morgen früh.«
    Ich tat wie geheißen und legte die Reste ordentlich auf das Wasserfass, das wir vom Strand herübergerollt hatten. Dann legte ich noch ein paar Äste aufs Feuer und setzte mich wieder.
    »War deine Familie auf dem Schiff?«, fragte er.
    »Nein«, erwiderte ich mit einem Kopfschütteln. »Ich war ein blinder Passagier.«
    »War es schick da? Sah schick aus.«
    »Klar«, sagte ich. »Aber nicht für mich.«
    Wir schwiegen beide eine Weile und starrten ins Feuer.
    »Weißt du, was ich glaube?«
    »Was’n?«
    »Ich glaube, dass reiche Leute genauso mies sind wie Piraten«, sagte ich.
    »Keine Ahnung.« Er blickte auf seinen Armstumpf.
    »Nicht in allem. Aber … ich meine, beide denken, sie können sich einfach nehmen, was sie wollen. Und Leute wie du und ich sind bloß … Fleisch. Was sie nicht futtern, werfen sie weg.«
    Ich stocherte mit dem Stock im Feuer herum und klopfte die graue Asche von einem Ast, der darunter noch immer rot glühte. Während ich auf den Stock starrte, dachte ich über alles nach, was mir während der letzten Tage passiert war. Pembroke. Birch. Die Passagiere, die mich angespuckt hatten. Die Piraten, die unseren Tod in Kauf genommen hatten.
    »Nie mehr«, sagte ich und schlug mit der flachen Hand auf den Baumstamm.
    »Nie mehr was?«
    »Ich lass mir nie wieder was von denen gefallen.« Ich setzte mich aufrecht, hob das Kinn und straffte die Schultern. Mir tat zwar immer noch jeder Knochen weh, doch mein Magen war gut gefüllt und ich fühlte mich schon wesentlich besser.
    Und ich würde zurückschlagen. Es war dasselbe Gefühl, das ich früher immer bei Adonis gehabt hatte. Ich konnte seine Quälereien immer eine bestimmte Zeit lang einstecken, dann kriegte er was zurück. Es war egal, wie viel größer und kräftiger er war oder wie sehr er mich dafür verkloppen würde, dass ich mich wehrte. Irgendwann war das Maß voll.
    »Es gibt da einen Mann auf Morgenröte«, erzählte ich Guts. »Einen reichen Mann. Es wird behauptet, er sei mächtiger als sämtliche Piraten. Er ist hinter einem Schatz her, der irgendwo auf dem Land vergraben liegt, das meiner Familie gehört. Er hat sie wegen des Schatzes umgebracht. Danach wollte er dann mich umbringen.«
    Die Hitze des Feuers glühte auf meinen Wangen. Ich drehte mich zu Guts und starrte ihn eindringlich an.
    »Aber der Schatz ist auf meinem Land. Damit gehört er mir. Also muss ich ihn finden, bevor dieser Pembroke es tut. Und anschließend bringe ich ihn um. Und dann, irgendwann … werde ich seine Tochter heiraten.«
    Keine Ahnung, ob ich das alles ernsthaft geglaubt habe oder zumindest teilweise. Ich musste davon ausgehen, dass Pembroke den Schatz bereits gefunden und sich damit aus dem Staub gemacht hatte. Und ich war auch nicht sicher, ob ich jemanden umbringen konnte, nicht mal wenn es sich um Pembroke handelte.
    Es tat auf jeden Fall gut, das alles laut auszusprechen.
    »Brauchste Hilfe dabei?«, fragte Guts.
    Ich sah ihn scharf an. Es schien ihm ernst zu sein.
    Ich dachte einen Augenblick nach. Jemand mit so viel Kampfgeist könnte eine echte Hilfe sein. Aber er war verkrüppelt und hatte mich einmal fast umgebracht und mir war immer noch nicht ganz klar, ob er verrückt war oder nicht.
    »Was willst du dafür?«
    »’nen Teil vom Schatz.«
    »Die Hälfte geb ich dir nicht. Das ist zu viel.«
    »Dann ’n Drittel.«
    »Weiß nicht. Du hast nur eine Hand.«
    »Stimmt, also: eins, zwei, drei.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf meine Hände, dann auf seine Hand. »Drei Hände, drei Anteile. Zwei für dich, einen für mich.«
    »Und wer sagt mir, dass du mir nicht den Schädel einschlägst und dir alles schnappst?«
    »Würd ich nie.«
    »Hast du aber schon!«
    »Jetzt isses anders.«
    »Was ist anders?«
    »Isses eben.«
    »Wieso?«
    Sein Gesicht zuckte, als er mich mit finsterem Blick musterte. »Muss ich das sagen?«
    »Was sagen?«
    »Ich bin dir ’nen Gefallen schuldig, du.« Er beendete den Satz mit einer der wüstesten Beschimpfungen, die man sich vorstellen kann.
    »Nur einen?«
    Er zuckte noch mal, dann schüttelte er verzweifelt den Kopf.
    »Zwei. In

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