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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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zurück.«
    »Aber dann müssen wir nicht mehr hier sein«, sagte Millicent. »Wir können fliehen.«
    »Ich hab keine Lust mehr davonzulaufen«, sagte ich.
    Guts starrte mich an. »Willste vielleicht hier bleiben und gegen hundert Soldaten kämpfen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Schwachsinn! Konntest ja nich mal Dings, wie heißt er gleich, abknallen. Als er direkt vor deiner Nase stand.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das lag nur daran, weil es nicht fair gewesen wäre. Er war unbewaffnet.«
    »Das Problem wirste nich mehr haben. Nächstes Mal sind’s hundert von denen. Dann wirste sehn, was fair is und was nich.« Nachdem er das gesagt hatte, zuckten Guts’ Gesicht und seine Schultern, als brächte ihn schon der bloße Gedanke zum Schaudern.
    »Fünf Gewehre sind zu wenig, um es mit ihnen aufzunehmen«, sagte Millicent.
    »Mein Vater besitzt ein Jagdgewehr.«
    »Dann sind es sechs. Das ist natürlich ein Riesenunterschied.«
    »Und eine Kanone«, fügte ich hinzu.
    »Immer noch nicht genug.«
    »Und fünfzig Piraten.«
    Beide schwiegen einen Moment und dachten nach.
    »Würden sie für dich kämpfen?«, erkundigte sich Millicent.
    Ich erhob mich. »Keine Ahnung. Wir können sie ja mal fragen.«
    Als wir in die lange, von Laternen erleuchtete Baracke traten, hatten sich die Feldpiraten gerade zu ihrem üblichen Abendfraß niedergelassen. Es herrschte Lärm, weil sich alle unterhielten, doch sobald sie uns bemerkten, verstummten die Gespräche. Da es ein ungeschriebenes Gesetz war, dass sich in der Baracke nur Feldpiraten aufhalten durften – nicht einmal Quint war dort willkommen –, starrten uns hundert unfreundliche Augen böse an.
    Auch wenn es genau genommen eher achtzig unfreundliche Augen waren, da etliche Piraten bloß noch eines hatten. Mung schien sich allerdings wirklich zu freuen.
    »Was wollt ihr?«, fragte Otto, der Vorarbeiter, kalt. Er war seit Jahren Vorarbeiter, weil er der Klügste in dem ganzen Haufen war, außerdem hatte er seinen Vorgänger mit einem Ziegelstein erschlagen.
    »Brauchste jemand zum Arschabwischen?«, brüllte mir einer aus der Menge vor Lachen prustend zu.
    »Die Soldaten werden versuchen, sich diese Plantage zurückzuholen«, sagte ich, so laut ich konnte. »Werdet ihr mir im Kampf gegen sie beistehen?«
    Wieder vereinzeltes Prusten. Die meisten schwiegen.
    »Was springt für uns raus?«, fragte Otto.
    »Sie sind hinter dem Schatz her«, sagte ich.
    »Bubi, das is wirklich nix Neues.«
    »Falls wir den Schatz vor ihnen finden, könnten wir ihn gerecht unter uns aufteilen«, schlug ich vor.
    Hinter mir hörte ich Guts leise fluchen. Ihm dämmerte wohl, dass er wesentlich weniger als ein Drittel des Schatzes abbekommen würde, wenn dieser Handel zu Stande käme.
    »Das Gleiche ham die Soldaten auch angeboten«, erwiderte Otto. »Wo is der Unterschied?«
    »Der Unterschied ist, dass ich euch nicht anlüge«, sagte ich.
    »Das reicht nich, Bubi«, sagte Otto. »Also, dann mal viel Glück.«
    Er nahm seinen Löffel und wandte sich wieder seinem Schweinefraß zu. Als die anderen seinem Beispiel folgten, war die Baracke schnell wieder von Löffelklappern und Stimmengewirr erfüllt.
    Ich überlegte einen Moment. Wenn ich es nicht schaffte, sie auf unsere Seite zu bringen, war das unser sicheres Ende – das Beste, worauf ich dann noch hoffen konnte, wäre, übers Meer zu entkommen, ohne dass Roger Pembroke uns Verfolger hinterherschickte. Doch das war unwahrscheinlich, vor allem, weil Millicent bei uns war.
    Es war so schon völlig unrealistisch, ihn mit diesem Haufen aufhalten zu wollen. Doch ich hatte Burn Healys Warnung noch im Ohr und war sicher, dass die Chancen, Pembroke umzubringen, nicht steigen würden, wenn ich jetzt floh.
    Ich musste die Piraten also mit allem überzeugen, was mir zur Verfügung stand. Und eigentlich stand mir nur eine einzige Sache zur Verfügung:
    »Und wenn ich euch die Plantage gebe?«
    Das Löffelgeklapper verstummte.
    »Wie soll’n das funktionieren?«
    »Genau wie mit dem Schatz«, sagte ich. »Sie gehört uns allen zu gleichen Teilen. Mit sofortiger Wirksamkeit.«
    Es gab ein kurzes Schweigen, gefolgt von plötzlichem Lärm, als fünfzig Piraten gleichzeitig zu reden anfingen.
    Otto stand auf und deutete zur Tür. »Ihr drei wartet draußen. Wir müssen das besprechen.«
    Wir mussten nicht lange im Mondlicht vor der Baracke warten – nach ein paar Minuten flog die Tür auf und die ganze Truppe rannte an uns vorbei zu den

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