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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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Besitzer?«
    »Der Mann, der dich adoptiert hat. Steht in den Papieren.«
    »Welchen Papieren?«
    »Hier drüben.«
    Quint sprang wieder auf den Boden und wir folgten ihm, als er ins Wohnzimmer watschelte, wo Dad sämtliche Plantagenunterlagen in hohen unordentlichen Stapeln auf einem langen Tisch aufbewahrte.
    Er hüpfte auf einen Sessel und zog mehrere Dokumente aus einem Stapel, die er mir eines nach dem anderen reichte, während er vorlas: »›Sterbeurkunden‹ – deine wird er wohl umschreiben müssen, wenn er mitkriegt, dass du noch lebst –, ›Adoptionsurkunde‹ … ›Überschreibung von Eigentum‹ …«
    Den Adoptionsschriebs kannte ich ja bereits, auch wenn er jetzt neben Pembrokes meine gefälschte Unterschrift aufwies. Die Sterbeurkunden betrafen jedes einzelne Mitglied meiner Familie und waren von Archibald, dem Anwalt, unterschrieben.
    Die Überschreibung unserer Plantage war von Roger Pembroke als Empfänger gegengezeichnet.
    Ich reichte den ganzen Packen wortlos an Millicent weiter. Nach einem Blick darauf wurde sie blass.
    »Ich glaube, ich muss mich setzen«, flüsterte sie.
    »Hier, Schätzchen.« Quint sprang auf den Boden und sie ließ sich, noch immer auf die Dokumente starrend, in den Sessel fallen.
    »Wo auf dem Berg graben sie denn?«
    »In den oberen Obstfeldern, zwischen hier und dem Felsen des Verderbens. Da wollte dein Dad hin, nachdem er das gefunden hatte, was ihn völlig aus der Bahn geschmissen hat. Liegt ja nahe, dort zu suchen. Natürlich hatte niemand Glück.«
    »Haben die Soldaten ihre Gewehre dabei?«
    »In letzter Zeit nicht«, sagte Quint. »Die stehen nebenan.«
    Ich konnte unser Glück nicht fassen – fünf Gewehre standen fein säuberlich aufgereiht an der Wand neben der Eingangstür. Während Guts und ich zwei davon luden, gab ich Quint eine knappe Zusammenfassung des letzten Monats.
    Als ich ungefähr die Hälfte erzählt hatte, lud er für sich selbst ein Gewehr.
    Wir sammelten noch mehr Schießpulver und Munition ein, anschließend versteckten wir zwei Gewehre hinter einem Schrank im Wohnzimmer. Dort saß immer noch Millicent und starrte Löcher in die Luft.
    »Wir gehen den Berg hoch. Willst du mitkommen?«, fragte ich.
    Sie schüttelte träge den Kopf.
    »Menschen tun manchmal schreckliche Dinge«, sagte ich. »Und zwar alle.«
    Sie gab keine Antwort.
    »Wir sind bald zurück«, sagte ich, als wir sie dort zurückließen.
    Wir gingen den Berg hinauf, durch die oberen Obstfelder der Plantage Richtung Felsen des Verderbens. Ich trug Quints Gewehr, damit er auf den Händen laufend mit uns mithalten konnte.
    Ungefähr fünfzehn Meter hinter dem Haus tauchten die ersten Löcher auf, die Größe reichte von ein paar Spatenstichen zu Ausschachtungen von drei Meter Durchmesser. Je höher wir den Berg hinaufstiegen, umso zahlreicher wurden sie. Schon bald hörten wir vereinzelte Stimmen.
    Dann tauchten allmählich die Feldpiraten auf, die alleine oder in Gruppen ohne sichtbare Strategie oder Anweisung hier und da herumbuddelten. Als sie mich sahen, schnappten die meisten von ihnen überrascht nach Luft. Ein paar lächelten und winkten uns zu.
    Den ganzen Weg den Berg hinauf spürte ich, wie mein Mut zunahm. In jeder Hand ein Gewehr zu halten half dabei, genau wie die Tatsache, dass Guts und Quint links und rechts von mir liefen. Aber auch, dass dies die Ländereien meiner Familie waren. Es machte mich wütend, dass sie so sinnlos umgegraben wurden. Ich würde die Männer finden, die das veranlasst hatten, und sie von meinem Land vertreiben. Und es wäre richtig und gerecht.
    Ein paar Hundert Meter unterhalb des Felsens rannten wir in Mung, der eine unverständliche Begrüßung gurgelte und mich so aufgeregt umarmte, dass ich ihn aus Versehen fast erschossen hätte.
    Irgendwann ließ er mich schließlich los und brabbelte mit fragendem Blick irgendetwas.
    »Ich erkläre dir später alles«, sagte ich. »Erst mal müssen wir Percy und diese Soldaten loswerden.«
    E nickte, nahm seine Schaufel und schwang sie mit grimmigem Blick. Ich lächelte und erwiderte das Nicken, in meinem Hals bildete sich ein kleiner Kloß. Genau wie Quint stand Mung auf meiner Seite, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.
    Als wir dem Felsen des Verderbens näher kamen, hatte schon eine Gruppe Feldpiraten die Graberei aufgegeben und folgte uns. Anders als bei Mung konnte ich nicht sagen, ob sie sich unserem Marsch aus Solidarität oder aus Blutgier angeschlossen hatte.
    Die Bäume wurden

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