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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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Richtung zielte.
    Mit einem nervösen Blick zu Guts kam Percy schneller auf mich zu, seine Stimme wurde eindringlicher.
    »Denk nach, Junge! Ihr könnt uns nicht alle umbringen. Selbst wenn es euch gelingt, werden noch mehr nachkommen. Hunderte! Ihr könnt uns nicht aufhalten.«
    Er blieb kurz vor dem Grabenrand stehen, nur ungefähr drei Meter von mir entfernt. »Außerdem bist du ein netter Junge, du würdest niemals einen unbewaffneten Mann erschießen.«
    »Knall ihn ab!«, brüllte Guts und zuckte so wütend, dass er die Hälfte des Schwarzpulvers verschüttete, das er hastig in die Mündung seines Gewehrs füllte.
    Percy kam langsam das kurze Stück Abhang auf mich zu, er war nun nahe genug, dass ich ihn treffen konnte. Meine Finger umklammerten den Abzug fester.
    »Noch einen Schritt und ich schieße!«, brüllte ich ihm zu.
    Percy blieb stehen. Noch zwei Schritte, und er wäre nahe genug, um den Lauf meines Gewehrs zu packen.
    »Würdest du das wirklich tun? Deinen alten Percy erschießen? Unbewaffnet und hilflos wie ein Hund? Dazu bist du zu nett. Du weißt doch Bescheid. Du weißt, dass es eine Sünde ist.«
    »KNALL IHN AB!«, schrie Guts, das Gewehr in die Armbeuge gedrückt, während er den Ladestock mit seiner einen Hand herauszerrte.
    Percy sah zu Guts und schüttelte den Kopf, sein fetter Hals schwabbelte gegen den Kragen. »Nein, Egbert ist ein guter Junge. Er würde niemals einen unbewaffneten Mann erschießen.«
    Er drehte sich zu mir. »Ist doch so, oder?«
    »Ich werde dich erschießen, wenn es sein muss«, erklärte ich. Aber ich war nicht sicher, ob ich das wirklich glaubte.
    Percy glaubte es jedenfalls nicht. Er kam noch einen Schritt näher.
    »MACH SCHON!«, brüllte Guts. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich sehen, wie er den Ladestock fallen ließ. Sobald er die Pfanne mit Pulver gefüllt hatte, könnte er wieder schießen. Mir klopfte das Herz bis zum Hals. Ich spürte meinen Finger am Abzug, brachte es aber nicht über mich abzudrücken.
    »Ich erschieß dich!«, warnte ich Percy mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Wirst du nicht«, sagte Percy sanft und machte den letzten Schritt, seine Hand griff nach meinem Gewehr.
    Da knallte ein Schuss, und er taumelte rückwärts in den Graben.
    Während Percy sich auf der Erde wand, schrie und seine blutbefleckte Schulter umklammerte, sah ich auf das Gewehr in meinen Händen. Das Schloss lag nach wie vor auf der Pfanne. Es hatte sich kein Schuss gelöst.
    Ich sah nach links zu Guts. Er war noch immer auf den Knien und hielt die geöffnete Pulverflasche über die Pfanne, während er mit vor Überraschung aufgerissenem Mund an mir vorbeistarrte.
    Ich folgte seinem Blick nach rechts zu der Gestalt, die direkt hinter Quint stand.
    Es war Millicent. Sie hielt ein Gewehr.
    Sie trat einen Schritt vor und wandte sich an die Soldaten, ihr Gesicht war kalt vor Hass.
    »Verschwindet von diesem Land, oder wir bringen euch alle um.«

Nachdem Millicent Percy angeschossen hatte, legten die Soldaten die Schaufeln nieder und machten sich eilig davon. Wir ließen ihnen ihre Kutsche und die Pferde – Guts hätte sie lieber behalten, aber da mir das als Diebstahl erschien, behielten wir nur ihre Waffen.
    Die Sonne ging schon unter, als wir ihnen nachsahen, wie sie in der Kutsche den Berg hinunterpolterten. Percy presste einen Lumpen auf seine verwundete Schulter und schrie bei jeder Unebenheit vor Schmerz auf. Quint war wieder zu seinem Eintopf zurückgekehrt und die Feldpiraten waren zum Abendessen in ihren Baracken verschwunden, so dass Millicent, Guts und ich allein auf der Veranda des Haupthauses saßen.
    »Meint ihr, er könnte vielleicht an dieser Wunde sterben?«, fragte ich.
    »Nur wennse zu eitern anfängt«, erwiderte Guts.
    »Wir können bloß hoffen«, meinte Millicent düster.
    Sie saß auf der Verandatreppe, hielt das Gewehr am Lauf umfasst und bohrte vor sich hin brütend den Schaft in die Erde.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich sie.
    Sie sah zu mir hoch. Ihre Augen waren noch immer kalt und hart. »Er hat mich angelogen. Richtig oft.«
    »So sind Menschen nun mal.«
    »Nicht mein Vater. Nicht, was mich anbelangt.«
    Sie hob das Kinn und starrte in den sich rot färbenden Himmel. »Du weißt, dass sie zurückkommen werden. Daddy wird bald wieder hier sein. Mit mindestens hundert Leuten.«
    »Wir müssen diesen Schatz finden, bevor sie zurückkehren«, erwiderte ich.
    »Selbst wenn wir das schaffen«, sagte Guts, »kommense trotzdem

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