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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Protektoren beruht, und nichts davon hatte erfreulich geklungen.
    »Deine Loyalität ist bewundernswert«, meinte Sha-Kaan.
    »Er gehört zum Raben«, erklärte Hirad. Er zuckte mit
den Achseln und stand auf. »Es ist mal wieder Zeit, nach Schiffen auf dem Meer Ausschau zu halten.«
    Vor allem wollte er aber einen Augenblick allein sein. Nur noch eine Jahreszeit, bis Nos-Kaan sterben musste. Auch beim allerbesten Willen auf der Welt konnte die Forschung bis dahin keine brauchbaren Sprüche zur Neuanordnung der Dimensionen entwickeln. Nos-Kaans Grabstein würde auf Herendeneth stehen.
    Hirad ging rasch den Hang hinunter, ließ Erienne einen guten Vorsprung und bewegte sich im Dauerlauf, sobald er am verbarrikadierten Haupteingang des Hauses vorbei war. Der Protektor Aeb stand dort und blickte nach Norden. Hirad nickte ihm im Vorbeigehen zu.
    Der Weg, der zur einzigen Landestelle der Insel hinunterführte, schlängelte sich durch Buchenhaine bis zu einer kleinen, von Riffen gesäumten Bucht. Es war ein friedlicher Spaziergang. Der warme Luftzug ließ die Blätter der Bäume rascheln, Vogelrufe drangen von den Ästen herab, in der Ferne war das Rauschen der Wellen am Strand zu hören. Trotz allem, was er gerade gehört hatte, musste Hirad lächeln. Als er um die nächste Ecke bog, verflog das Lächeln auf der Stelle.
    »Bei den brennenden Göttern.« Er langte instinktiv nach der Klinge, die er schon seit hundert Tagen nicht mehr trug, und zog sich bergauf zurück.
    Männer in langen Gewändern und Roben kamen den Weg herauf. Es waren zwei Dutzend, vielleicht mehr. Magier. Und wo Magier auftauchten, waren Soldaten nicht fern.
    »Aeb!«, rief er über die Schulter nach hinten. »Darrick! Wir werden angegriffen!«
    Einer der Magier hob die Hände. Er wollte sicher einen Spruch wirken. Da es zum Weglaufen zu spät war
und die Gegner ihm hoffnungslos überlegen waren, tat Hirad das Einzige, was ihm jetzt noch einfiel. Er griff an. Um seinen Kopf zu klären, stieß er einen Schrei aus und stürzte sich mit erhobenen Fäusten auf den Magier. Sein Zopf flatterte hinter ihm.
    »Hirad! Bei den Göttern, so beruhige dich doch!«, rief jemand hinter der Gruppe der Magier, die stehen geblieben waren und ihn erschrocken ansahen.
    Hirad bremste ein paar Schritte vor ihnen in einer Staubwolke schlitternd ab.
    »Unbekannter?«
    Er sah genau hin. Da näherte sich der unverkennbare rasierte Schädel; neben ihm ging eine Frau, und Protektoren umringten ihn. Viele Protektoren. Hirad schnaufte erleichtert.
    »Bei den ertrinkenden Göttern, ihr habt mir vielleicht einen Schrecken eingejagt.«
    Die Magier teilten sich, und der Unbekannte kam nach vorn. Er humpelte stärker als sonst und hatte das Gesicht vor Schmerzen verzogen.
    »Es ist schön, dich zu sehen«, sagte der Unbekannte und erdrückte Hirad fast mit seiner Umarmung.
    »Ich freue mich auch, Unbekannter. Allerdings siehst du etwas blass aus. Hast du die Familie in den Urlaub mitgebracht, damit ihr etwas Farbe bekommt?«
    Der Unbekannte gab Hirad lachend wieder frei und wich einen Schritt zurück. Diera, mit zurückgekämmtem langem Haar und starken, schönen, aber bleichen Gesichtszügen, trat neben ihren Mann. Jonas zappelte in ihren Armen und wollte alles gleichzeitig sehen. Verunsichert starrte er Hirad an, und der Barbar erwiderte kichernd den Blick des kleinen Jungen. Der Unbekannte nahm seine Frau in den Arm und zog sie an sich.

    »Wir hatten in den letzten beiden Jahreszeiten leider nicht die Muße, uns in der Sonne aalen zu können«, antwortete er. »Ganz im Gegensatz zu dir, wie es scheint.«
    »Ganz so einfach war es freilich nicht«, entgegnete Hirad.
    »Das glaube ich dir gern«, lenkte der Unbekannte ein.
    »Ich vergesse meine Manieren«, sagte Hirad. Er beugte sich vor und küsste Diera auf die Wange, dann streichelte er Jonas’ Kopf. »Schön, dich zu sehen, Diera. Und wie ich sehe, hat Jonas die Haarpracht vom Vater geerbt.«
    Diera blickte lächelnd auf den völlig kahlen Kopf ihres Sohnes hinab. »Hirad, er ist noch kein Jahr alt, der arme Kleine. Vor einer Jahreszeit hatte er noch reichlich Haare.«
    Hirad nickte. »Das wächst wieder nach, junger Mann«, sagte er zu Jonas. »Hoffentlich. Und wie geht es dir, Diera? Du siehst ein bisschen müde aus, wenn ich das sagen darf.«
    »Seereisen behagen mir nicht«, gab sie zu.
    »Darüber solltest du mal mit Ilkar reden. Er ist unser Experte fürs Fische füttern.«
    »Hirad, du bist widerlich«, ermahnte Diera ihn

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