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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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werden.«
    »Wir müssen die Schriften bekommen«, sagte Dystran. »Ich muss Gewissheit haben. Ihr habt meine Erlaubnis, alle notwendigen Ressourcen einzusetzen.«
    Ranyl neigte den Kopf. »Danke, mein Lord.«
    Dystran hob seinen Becher an den Mund und ließ den frischen, süßlich-herben Duft in seine Nase steigen. Er nippte am heißen Tee und kostete den Geschmack aus.
    »Wie steht es mit unserem Proviant?«, erkundigte er sich.
    »Glücklicherweise leben wir in einer durch Mauern geschützten Stadt«, erklärte Ranyl. »Unsere Rationierungen greifen, und unser Volk wird bis zur nächsten Ernte überleben. Nicht sehr komfortabel, aber es wird niemand verhungern. Über die Flüchtlinge vor unseren Toren kann
ich leider nichts Zuversichtliches sagen, und das gilt auch für das übrige Balaia. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass es in der Gegend um Korina nicht sehr gut aussieht, ebenso weiter im Landesinneren, etwa in Erskan oder Pontois.«
    »Die Flüchtlinge stellen allerdings eine Bedrohung für uns dar, Ranyl. Sie besetzen unser Ackerland und haben unsere Stadt praktisch umzingelt. Wenn die Ernte beginnt, werden sie Nahrung verlangen, die ich ihnen nicht geben will. Sie müssen auf jeden Fall veranlasst werden, diese Gegend zu verlassen.«
    »Gebt nur Acht, sie nicht Selik in die gierigen Hände zu treiben.«
    Dystran machte eine abfällige Handbewegung. »Diesen Mann und seine Organisation können wir jederzeit beseitigen. Und was will er schon mit zehntausend halb verhungerten Balaianern anfangen?«
    »Ihr solltet mehr Rücksicht auf die öffentliche Meinung nehmen«, schalt Ranyl ihn.
    Dystran kicherte. »Dazu habe ich keine Zeit. Ich sorge mich vor allem um Dordover und die Bedrohung, die es darstellt. Wie schlagen sich unsere Truppen in Arlen? Der Weg dorthin muss offen bleiben.«
    »Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos«, erklärte Ranyl. »Dordover ist ein zäher Gegner.«
    »Haltet mich auf dem Laufenden«, befahl Dystran. »Wie geht es Euch persönlich, mein Freund?«
    »Ernst, aber nicht hoffnungslos«, wiederholte Ranyl und legte unwillkürlich eine Hand auf seinen Bauch. »Meine Sprüche unterdrücken die Schmerzen, und ich werde mich um die Beschaffung der Texte kümmern, die Ihr haben wollt. Abgesehen davon liegt mein Schicksal in den Händen der Götter.«

    »Was werde ich nur ohne Euch tun?«
    »Wachsen und gedeihen, junger Dystran. Ihr habt das Zeug dazu, der heimliche Herrscher von ganz Balaia zu werden. Die Sieben werden Euch den Rücken stärken. Die Zeit arbeitet für Euch, und Ihr müsst nichts überstürzen. Ich werde meinen Nachfolger schulen, ebenso aufreizend vorsichtig zu sein wie ich.«
    Die beiden Männer lachten.
    »Glaubt Ihr denn, ich bin auf dem richtigen Weg?«, fragte Dystran und zeigte die Unsicherheit, die von ihm erwartet wurde.
    »Solange unser Volk in den kommenden Auseinandersetzungen nicht sinnlos stirbt, wird man alles begrüßen, was den Ruhm des Kollegs und der Stadt Xetesk mehrt.«
    Dystran sah Ranyl tief in die Augen. Er glaubte nicht, dass er schon einmal ein so grimmiges Feuer in ihnen hatte brennen sehen.
     
    Rebraal lief schnell über den Weg, den die Eindringlinge aus Balaia in den Regenwald gehackt hatten. Es war ein brutal freigeschlagener, schmaler Pfad, der keine Rücksicht auf den Wald nahm und schnurgerade hindurchführte. Der Saft der Bäume tropfte aufs Laub und auf den Boden. Es gab erheblich bessere Möglichkeiten, sich durch den Regenwald zu bewegen, die jedoch Verständnis voraussetzten. Fremde verstanden den Wald nicht.
    Während er lief, sah Rebraal sich von unguten Vorahnungen geplagt. Diese Fremden hatten in Aryndeneth nichts zu suchen. Es war offensichtlich, warum sie hergekommen waren. Sie waren Räuber. Warum sonst sollten sie uneingeladen und bewaffnet hier auftauchen? Rebraal konnte nur nicht verstehen, wie sie an die Informationen gelangt waren, die sie hierher geführt hatten, und was genau
sie wollten. Er nahm an, dass es Geschichten über verborgene Reichtümer gab, die jedoch weit von der Wahrheit entfernt waren. Nichts, was man hier mitnehmen konnte, würde irgendwo anders einen guten Preis erzielen. Vielleicht kam es ihnen auch nur darauf an, beweisen zu können, dass sie hier gewesen waren. Über eine solche Entweihung wollte er nicht weiter nachdenken.
    Es war jedoch ein gutes Argument gegenüber den Al-Arynaar, von denen allzu viele skeptisch waren und meinten, es sei kein zahlenmäßig starker Orden nötig, um einen

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