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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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auf einen Gott verlassen müssen. Sie waren hier von Yniss eingesetzt worden, um Erfolg zu haben.
    »Komm, auch du musst dich hinlegen.« Er schob Erin zu den Hängematten, die sie unter den Plattformen der Bogenschützen aufgehängt hatten. »Ich muss Rourke auf dem Weg ablösen.«
    Doch die Fremden waren schon unterwegs. Rebraal stieß unterwegs auf Rourke, der etwas außer Atem und offensichtlich voller Angst über den Weg zurückgehetzt kam.
    Die Fremden rückten nur langsam vor, sie marschierten bei Laternenlicht in der vergleichsweise kühlen Abendzeit. Mit ihrer derzeitigen Geschwindigkeit würden sie eine Stunde vor der Dämmerung – und somit lange bevor die Elfen mit Mercuun rechnen konnten – den Tempel erreichen. Die neun mussten allein zurechtkommen und hatten es, wie Rourke aus sicherer Entfernung aus dem Wipfel einer Palme gezählt hatte, mit hundertzweiunddreißig Gegnern zu tun. Die meisten Fremden waren Krieger, doch unter ihnen befanden sich offenbar auch zehn Magier.
    Die Spannung wich einer bedrückten Ruhe, als ihnen bewusst wurde, dass die Fremden sich vielleicht doch nicht abschrecken ließen – und dass sie tatsächlich gekommen waren, um den Tempel zu suchen. Im Umkreis von hundert Quadratmeilen gab es nichts anderes, das
irgendwie von Interesse wäre, und Rebraal glaubte nicht, dass die Fremden gekommen waren, um Karten von den Magrovensümpfen, den Vulkanen im Süden oder den drei mächtigen, trägen Flüssen zu zeichnen, die den weiten Regenwald von den Küstenstädten im Norden bis zu den Deltas im Süden durchschnitten, wo die Wüste nach tausend Meilen wiederum üppiger Vegetation wich.
    Aber warum hatten die TaiGethen sie nicht gefunden und waren entsprechend mit ihnen verfahren? Warum hatten die Krallenjäger sie nicht schon vor Tagen gewarnt?
    Der Anführer der Al-Arynaar besuchte zum letzten Mal die Plattformen der Bogenschützen und ermahnte die Krieger, ihre Ziele sorgfältig auszuwählen und erst das Feuer zu eröffnen, wenn die Schutzsprüche für größtmögliche Verwirrung gesorgt hatten. Wenn ihr Vorrat an Pfeilen erschöpft war, sollten sie auf das Signal warten, auf den Drohruf des grauen Affen, bevor sie von hinten mit Schwertern angriffen, um diejenigen, die dann noch lebten, zur Tür des Tempels zu treiben. Die Magier der Elfen sollten unterdessen ihre menschlichen Gegenstücke beschäftigen und Sprüche einsetzen, die eine magische Abschirmung erforderten.
    Alles andere lag nun in Yniss’ Händen.
    So warteten sie und lauschten, jeweils zwei Elfen auf drei der vier Plattformen, die den Vorplatz überblickten. Rebraal selbst verstärkte das vierte Paar, das aus Sheth’erei und Skiriin bestand. Abwechselnd ruhten sie sich unten in den Hängematten aus, während ringsum der Regenwald vor erwartungsvoller Spannung summte. Die Bewohner des Regenwaldes und ihre Göttin Tual wussten genau, dass etwas Böses umging, und die Rufe warnten vor der Gefahr.
    Als am Morgen die ersten Lichtfinger durch das Blätterdach
griffen und den Waldboden erreichten, stieg die Luftfeuchtigkeit schlagartig stark an. Die nächtliche Dunkelheit kehrte noch einmal zurück, und es begann zu regnen. Es war ein starker Schauer. Die Tropfen zerfetzten sogar kleinere Blätter, zerplatzten auf dem Boden und prasselten hart auf die breiten Äste der Bäume, wo winzige Wasserfälle entstanden, sobald die Blätter nachgaben und ihre Wasserlast freigaben.
    Über die Plattformen der Bogenschützen waren Häute gespannt, die den größten Teil der Sintflut abhielten. Eine Stunde lang hielt der Schauer an, und die Al-Arynaar lugten nach draußen, wo das Wasser wie eine Wand herunterkam.
    »Gyal ist zornig«, sagte Skiriin.
    Rebraal nickte. Die launische Göttin des Regens, die ihren Leben spendenden Nektar manchmal zurückhielt, machte nun ihrem Zorn über die Fremden Luft. Rebraal sprach ein stilles Dankgebet an sie, doch ihm war klar, dass diese kleine Verzögerung nicht ausreichte.
    »Schau nur, Rebraal«, flüsterte Sheth.
    Endlich ließ der Regen ein wenig nach; bald würde er ganz aufhören, und der Himmel würde sich aufklären. So war es im Regenwald.
    Da draußen leuchtete eine Laterne. Verschwommen und schwach, aber unverkennbar. Keine Fackel hätte diesen Guss überlebt, und Rebraal war sogar überrascht, dass die Laterne nicht erloschen war. Wahrscheinlich war sie gut geschützt.
    Der Ruf des braunen Baumfroschs hallte über den Vorplatz. Auch Rourke hatte sie gesehen.
    »Sheth, mach dich

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