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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Anlegestellen am Fluss hinunter. Der dichte Nebel verlieh den Straßen eine gespenstische Atmosphäre. Es war still
in Ysundeneth. So hätte es nicht aussehen dürfen, nicht einmal so früh am Tage, doch die Gerüchte über die Krankheit hatten sich rasch verbreitet, und die Leute brannten nicht darauf, ihre Türen zu öffnen und sich einer Gefahr auszusetzen.
    Die Sonne drang allmählich durch den kalten Nebel. Hirad schauderte und wünschte sich, er hätte seine schweren Lederstiefel und seinen Pelz dabei, aber auf Ilkars Rat hatte er wie alle andern am Vortag auf dem Markt neue Kleider gekauft. Sie trugen jetzt leichte Lederrüstungen und Stiefel, leichte Mäntel und Hemden. Alles war dunkelbraun, schwarz oder grün. Die Farben des Waldes.
    Ilkar führte sie durch gewundene, gepflasterte Straßen, in denen die Häuser dicht an dicht standen. Über dem Nebel kreischten Möwen. Die Molen waren ein paar Meilen von der Flussmündung und dem Hafen entfernt landeinwärts errichtet worden. Dort legten Flusskähne mit geringem Tiefgang an, und als sie sich dem Flusshafen näherten, konnte Hirad Dutzende Boote sehen, die festgemacht oder aufs schlammige Ufer des Ix gezogen worden waren. Der Fluss, erklärte Ilkar ihnen, sei nach dem Elfengott des Mana benannt worden.
    Hirad konnte das Wasser riechen. Es war kein unangenehmer Geruch, und obwohl der Fluss schmutzig braun und träge dahinströmte, war er nicht mit den stinkenden, faulenden Gewässern in den Städten von Balaia zu vergleichen. Wie es schien, benutzten die Elfen ihre Flüsse nicht als Müllkippen oder Abwasserkanäle.
    Ihre Schritte hallten auf dem Holzsteg; hier und dort knarrten die alten Balken. Unter ihnen klatschte das Wasser gegen die Pfosten. Ilkar schritt auf dem feuchten, glitschigen Steg zielstrebig aus und blieb vor vier Booten
gleicher Bauart stehen, die etwa dreißig Schritt lang waren und jeweils nur einen Mast in der Mitte besaßen, an dem das Segel quer aufgehängt war. Im Heck eines Bootes hatte es sich ein Elf auf einer Bank bequem gemacht und rauchte eine Pfeife. Hirad erinnerte sich, dass er Denser schon seit langer Zeit nicht mehr beim Pfeiferauchen beobachtet hatte. Vielleicht hatte Erienne ihn von diesem Laster kuriert.
    Ilkar rief den Elf an, der sich aufrichtete und sie mit einem Winken auf sein Schiff einlud. Er hielt den Blick gesenkt und wollte den allzu direkten Kontakt mit den Balaianern, die sich auf seinem Boot breit machten, offenbar meiden. Selbst für einen Elf war er alt; seine Haare waren lang und grau, sein Gesicht voller scharfer Linien und tiefer Falten. Er hatte große Hände und breite Schultern und besaß nicht viel von der natürlichen Anmut, die so viele Vertreter seines Volks auszeichnete. Er und Ilkar unterhielten sich kurz in einem Dialekt, den Hirad nicht verstehen konnte, dann löste er das Seil am Heck und stieß das Boot mit einem Ruder in die Strömung hinaus. Jetzt kaum auch eine Brise auf, die half, den Nebel zu vertreiben.
    »Könnte mal jemand das Segel hissen?«, fragte Ilkar, der mit ihrem Führer und Ren am Steuerruder stand. »Kayloor glaubt, wir haben genug Wind, um gegen die Strömung zu segeln, doch es wäre gut, die Riemen bereitzuhalten, falls uns der Wind im Stich lässt.«
    »Kein Problem«, sagte der Unbekannte. Er bückte sich und löste ein Ruder aus der Halterung an der Reling. »Ruhe du dich nur aus.«
    »Irgendjemand muss für euch ja übersetzen, was er sagt«, behauptete Ilkar lächelnd.
    »Stimmt.« Der Unbekannte setzte sich, und Aeb ließ
sich neben ihm nieder. Thraun sah verwirrt zu, doch der Unbekannte winkte ihm nur, sich zu setzen, und der Gestaltwandler schien die Geste zu verstehen. Denser und Erienne gingen zum Bug und schauten nach vorn. Immer noch schwiegen sie. So blieb die Aufgabe, das Segel zu hissen, an Hirad und Darrick hängen. Es blähte sich stark genug, um sie weiter in die Strömung hinauszutragen.
    »Jetzt geht es los«, sagte Ilkar. »Achtet auf die Ufer und haltet die Hände nicht ins Wasser.«
    »Haben die Fische hier scharfe Zähne?«, fragte Hirad.
    »Oh, es sind nicht die Fische, derentwegen du dir Sorgen machen musst, Hirad. Es gibt hier viel schlimmere Geschöpfe als Fische«, sagte Ilkar.
    »Du machst mir richtig Mut.«
    »Ich sage dir nur, wie es ist«, entgegnete Ilkar. »Das hier ist anders als alles, was du bisher erlebt hast. Verhalte dich in diesem Land nicht so, als wärst du in Balaia oder Herendeneth, sonst kommst du in die Bredouille.«
    »Was

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