Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd
Stirn und stand auf. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch seine Augen verrieten, wie zornig er war. Er winkte seinen Tai und trottete mit ihnen davon, um die Verfolgung der Schwarzen Schwingen aufzunehmen.
»Wollen wir sie nicht begraben oder so?«, fragte Hirad.
»Nein«, erklärte Rebraal. »Die Natur wird sie verzehren.«
»Merkt euch bitte, dass ich nicht verzehrt werden will, wenn ich tot bin«, sagte Hirad. »Verbrennen oder begraben, ist das klar?«
Der Unbekannte klatschte in die Hände. »Also gut, Rabenkrieger, wir wollen aufbrechen. Ich …« Er brach ab. »Ilkar, was ist denn los?«
Denser war als Erster beim Julatsaner, der auf allen vieren hockte, krampfartig hustete und schwer und gequält atmete.
»Ilkar?«, sagte er, während er neben ihm niederkniete. »Stimmt was nicht?«
Ilkar drehte sich zu ihm um. Sein Gesicht war grau vor Schmerzen, die Augen eingefallen und stumpf, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. »Ja, es stimmt was nicht.« Sein Mund war blutig, und auch das Gras war blutig, wo er beim Husten ausgespuckt hatte.
»Entspanne dich«, sagte Denser. »Das geht vorbei. Sicher nur etwas, das du gestern Abend gegessen hast.« Densers Herz verkrampfte sich. Die anderen sammelten sich um sie, keiner sagte ein Wort.
Ilkar betrachtete sie der Reihe nach und lächelte traurig. »Nein, das geht nicht vorbei, Denser. Du weißt es. Wir alle wissen es.«
Denser hockte sich auf die Hacken. Er fühlte sich ebenso hilflos wie alle anderen. Ren weinte, sie eilte zu Ilkar
und barg seinen Kopf an ihrer Brust. Wieder wanderte sein Blick über die Gefährten. Der Rabe. Starke Krieger. Dies aber ging über ihre Fähigkeiten.
Hirad starrte Ilkar an. Denser sah, wie sich der Brustkorb des Barbaren in tiefer Bewegung hob und senkte, und er sah den ungläubigen Blick, weil Hirad es einfach nicht fassen konnte. Als er dann sprach, war seine Stimme belegt.
»Aeb, Ilkar reitet mit dir. Wir müssen unsere Pläne ändern.«
Einundzwanzigstes Kapitel
Die Rabenkrieger folgten Hirad, weil sie ihm vertrauten, weil sie ihn nicht allein tun lassen wollten, was er plante, und weil es, falls sie wie durch ein Wunder Ilkar doch noch retten konnten, ohnehin keine andere Möglichkeit gab.
Als sie die TaiGethen einholten, zügelten sie kurz die Pferde. Auum schaute von der Fährte auf und sah Aeb, der Ilkar vor sich im Sattel hielt. Zum ersten Mal bemerkte Hirad ein Gefühl in seinem Blick. Auum nickte Hirad zu und sah Rebraal fragend an.
»Sage ihm Folgendes«, erklärte Hirad. »Wir haben keine Zeit, mit ihm zusammen Fährten zu verfolgen. Wir müssen sofort herausfinden, ob diese Bastarde Yron mitgenommen und wohin sie ihn gebracht haben. Sage ihm, er kann uns begleiten, falls er mithalten kann, aber unser Freund stirbt, und jetzt ist es eine persönliche Angelegenheit.«
Kurz danach galoppierten sie alle nach Westen. Der ausgezeichnete Gleichgewichtssinn der TaiGethen glich ihre mangelnde Erfahrung als Reiter nahezu aus, aber keiner von ihnen war fähig, die Zügel frei zu führen. Alle hielten
sich am Sattelknauf fest, als die Pferde unter ihnen losstürmten.
Hirad warf einen kurzen Blick zu ihnen und freute sich, dass sie bei ihm waren. Er war voller Zorn und fühlte sich von der Welt ähnlich ungerecht behandelt wie damals, als Sirendor Larn, lange bevor Denser Dawnthief gewirkt hatte, durch das vergiftete Messer einer Meuchelmörderin getötet worden war.
Er war wütend auf die Schwarzen Schwingen, weil sie die TaiGethen aufgehalten und getötet hatten. Er war wütend auf Yron, der den Daumen gestohlen und so viele Elfen, vielleicht auch Ilkar, zum Tode verurteilt hatte. Besonders wütend war er auf Xetesk wegen des Unheils, das es so beiläufig heraufbeschworen hatte. Die Rache musste jedoch warten. Im Augenblick war nur eines wichtig.
Sie rasten zum Lager der Schwarzen Schwingen. Hirad wusste nicht, was er tun wollte, wenn er dort ankam, war aber sicher, dass ihm etwas einfallen würde. Da im Lager ein ständiges Kommen und Gehen herrschte, und da die Kontrollen bei dieser nicht militärischen Organisation eher lax waren, konnte sich der Rabe ungehindert nähern.
Zwischen Zelten, Waffenständern, Wagen und Lagerfeuern zügelten die Rabenkrieger schließlich ihre Pferde. Drei Männer kamen auf sie zu und riefen unterwegs andere zu Hilfe. Hirad stieg ab und ging den dreien entgegen, die der Mut verließ, als sie ihn und die Gefährten hinter ihm erkannten.
»Aeb, bleibe bei Ilkar«, hörte er den
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