Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd

Titel: Die Legenden des Raben 02 - Elfenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
tun.«
    »Was denn?«, fragte Hirad.
    »Ilkar denkt an eine konzentrierte Explosion«, sagte Erienne. »Er kann die Form des Spruchs, beispielsweise Feuerkugeln, in sich selbst bündeln und explodieren lassen. Da die Form in seinem Körper ist, hält sie länger und zieht mehr Energie an, als sie eigentlich sollte.«
    »Aber wie …«, begann Hirad.
    »Ich muss hoch oben sein.«
    »Kommt nicht infrage«, sagte Hirad. »Auf keinen Fall. Es muss einen anderen Weg geben.«

    »Hirad, es gibt keinen anderen Weg.« Ilkar packte seinen Arm. »Bitte, lass es mich tun. Das ist alles, was ich noch habe.«
    Die Wahrheit traf Hirad wie ein Hammerschlag. Seine Hand, die das Schwert hielt, erschlaffte, und es fiel zu Boden. Es hallte unnatürlich laut auf dem festgestampften Boden.
    »Das ist schon besser«, sagte Selik hinter ihm.
    Erienne erschrak, als die Dinge auf einmal wieder in Bewegung kamen. Sie hätte den Spruch gern wiederholt, sah aber sofort ein, dass sie nicht wusste, wie sie es anfangen sollte. Es gab so viel, was sie noch lernen musste.
    »Halt die Klappe, Schwarze Schwinge«, knirschte Hirad, ohne sich umzudrehen. »Ilkar, du darfst nicht sterben. Du warst von Anfang an dabei. Ohne dich sind wir aufgeschmissen.«
    »Euch bleibt nichts anderes übrig«, sagte Ilkar. »Ich sterbe, und du kannst mich nicht retten.«
    Hirad hatte Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Sie befanden sich ohnehin schon in einer verzweifelten Situation, und Ilkar hatte es gerade noch schlimmer gemacht. Er konnte es sich nicht erlauben, jetzt die Fassung zu verlieren. Er biss die Zähne zusammen.
    »Bitte, Ilkar, tu’s nicht.«
    »Ich muss«, erwidert Ilkar. »Mach’s gut, Hirad.«
    »Nein.« Es schnürte Hirad die Kehle zusammen.
    »Du warst immer mein bester Freund«, sagte der Elf. »Vergiss mich nicht.«
    Hirads Blick wanderte von einem zum anderen, und er sah nichts als verzweifelte Gesichter. Ren versuchte, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen. Er spürte einen leichten Kuss auf der Wange, er
sah, wie Ilkar Rens Kopf streichelte und hörte eine kurze Beschwörung. Dann schoss Ilkar gerade in die Luft hinauf.
    »Komm sofort wieder runter!«, rief Hirad. »Ilkar, nein!«
    Pfeile wurden auf Ilkar abgefeuert, doch keiner von ihnen kam auch nur in seine Nähe.
    »Was ist das denn?« Seliks Stimme troff vor Sarkasmus. »Die Rabenkrieger fliegen weg, Hirad? Jedenfalls diejenigen, die es können. Das ist aber eine seltsame Art von Disziplin.« Er lachte.
    Hirad hätte sich auf ihn gestürzt, doch der Unbekannte legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Warte«, sagte er. »Bald.«
    Hirad schaute nach oben, wie es inzwischen alle im Hof taten. Er sah zu, wie der Elf über eine Brustwehr und zehn Bogenschützen flog, hinter denen sich fünfzehn Soldaten bereithielten.
    »Ilkar!«, rief Hirad. »Fliege weg. Bitte, fliege weg!«
    Doch ihm blieben die Worte im Hals stecken. Er lehnte sich an den Unbekannten, dessen Hand ihn fester packte. Er wartete.
    Ilkar schwebte unterdessen über dem Gelände, hatte unerträgliche Magenschmerzen und fürchtete, die Konzentration zu verlieren.
    »Nur einmal noch«, sagte er sich selbst. »Nur noch ein einziges Mal.«
    Er hielt die Schattenschwingen fest, schwebte hundert Fuß über dem Wehrgang und machte sich bereit, auf einen Schlag die Bedrohung durch die Bogenschützen zu beseitigen. Es war die Seite des Palisadenzauns, die dem Raben am nächsten war und die am leichtesten verteidigt werden konnte. Einen Teil seines Bewusstseins verwandte er darauf, die Gestalt für Feuerkugeln zu formen. Er sah, wie sich die Gitterstruktur bildete, und spürte
die Energie fließen, wie sie sollte, wie sie um und über die Mana-Gestalt hinausströmte, wobei sich der Überschuss einfach auflöste.
    Er war bereit. Er begann zu sinken und wurde immer schneller. Er versiegelte die Gestalt und hinderte den Mana-Überschuss daran, sich aufzulösen. Der Spruch reagierte, pulsierte, wuchs und zog immer mehr Mana an; stärker und stärker wurde der Strom. Dreißig Fuß über dem Wehrgang, als ihm wieder die Pfeile um die Ohren flogen, verlor er die Schwingen und stürzte ab. Er ließ den Spruch los, kehrte den Strom aber sofort wieder um, spürte, wie sich der Druck weiter aufbaute, während die Form zerfiel. Jetzt geschah, wovor man ihn seit Beginn seiner Ausbildung immer wieder gewarnt hatte. Die Kugel flachte sich ab, verwandelte

Weitere Kostenlose Bücher